Vaclav Havel begeht seinen 65. Geburtstag
Von Jitka Mladkova.
Vaclav Havel, seit 1993 Präsident der Tschechischen Republik, behauptet, sein Leben bestehe aus verdächtig vielen Paradoxen. Wenn man sich die Eckdaten seines Lebens näher ansieht, dann muss man ihm in gewisser Hinsicht schon Recht geben. Der Dramatiker und Schriftsteller begann seine Laufbahn als Bühnenarbeiter, später wurden seine Theaterstücke weltweit gespielt. Als Politiker kam er im Umbruchsjahr 1989 quasi direkt aus einem Gefängnis in das Präsidentenamt. Am 5. Oktober 2001 begeht Vaclav Havel seinen 65. Geburtstag.
Als einen der Hauptfaktoren, die sein Leben maßgeblich prägten, bezeichnet Vaclav Havel die Familie, in die er am 5. Oktober 1936 hineingeboren wurde - die Familie des Prager Bauunternehmers Vaclav Milos Havel. Diese Herkunft, nach der Qualifizierung der seit 1948 herrschenden kommunistischen Machthaber als "bourgeois" bezeichnet, wurde ihm zur Last. Er durfte nicht studieren. Erst in den 60er Jahren, jener kurzen Zeitspanne des politischen Tauwetters, absolvierte Havel ein Fernstudium an der Theaterfakultät der Prager Akademie der Musischen Künste. In dieser Zeit verfasste er seine Theaterstücke, die oft mit Werken des Klassikers des absurden Theaters, Samuel Beckett, verglichen wurden. Neben dem künstlerischen Bereich engagierte sich Havel als Vorsitzender des Klubs unabhängiger Schriftsteller und als Mitglied des Klubs engagierter Parteiloser. Nach der Besatzung der Tschechoslowakei durch Sowjettruppen 1968 galten beide Organisationen als Dorn im Auge des Moskau getreuen Regimes und wurden auch bald verboten. Havel selbst wurde aus der offiziellen Kultur verdrängt, doch er hat es den Machthabenden nicht leicht gemacht. Besonders seit 1977 - als einer der Initiatoren der oppositionellen Bewegung, die unter dem Namen Charta 77 international bekannt wurde. Für seine Meinung und Haltung wurde er durch die Geheimpolizei verfolgt und wiederholt auch inhaftiert. Nach der politischen Wende im November 1989 wurde Vaclav Havel zum Staatspräsidenten der damaligen Tschechoslowakei gewählt. Nach insgesamt 11 Jahren wird der Präsident zwiespältig wahrgenommen, im Laufe der Zeit ist auch die Zahl der ihm gegenüber kritisch eingestellten Bürger und Politiker wesentlich gestiegen. Er selbst sieht sich so:
"Ich bin so ein Typ, der nicht so sehr mit der Faust auf den Tisch zu schlagen und den anderen einen Schrecken einzujagen versteht. Nichtsdestotrotz scheint mir, dass ich durch mein Amt dazu verpflichtet bin, eine feste Position einzunehmen."
Vaclav Havel bekennt sich immer wieder dazu, im Leben und im Schaffen die Wahrheit als seine Maxime zu betrachten. Die Frage nach dem Umgang mit der Wahrheit im Leben gehört auch zu den ihm am häufigsten gestellten Fragen bei verschiedenen Treffen. Bei einer Begegnung mit Kommunalpolitikern danach gefragt, ob man die Wahrheit im Alltagsleben aktiv suchen oder sich eher entsprechend einer konkreten Situation für die Wahrheit entscheiden oder lieber schweigen soll, antwortete Havel:
"Ich bin selbstverständlich immer für den Weg der Wahrheit und viele halten mich für einen Präsidenten-Dissidenten, einen ewigen Unruhestifter. Es gibt natürlich auch Situationen, in denen ein Politiker die Wahrheit mit diplomatischeren Worten mitteilen muss als dies ein freier Journalist tun kann."