Václav Havel: Der Irak stellt eine Gefahr für die Welt dar
Der dreitägige Staatsbesuch des türkischen Präsidenten Ahmet Necdet Sezer in der Tschechischen Republik fand am Donnerstag seinen Höhepunkt, als Sezer in Prag mit den drei führenden Politikern des Gastgeberlandes, Václav Havel, Milos Zeman und Václav Klaus, zusammentraf. Lothar Martin hat die wichtigsten Gesichtspunkte ihrer Gespräche zusammengefasst.
Václav Havel verlautbarte, dass das irakische Regime von Saddam Hussein gefährlich sei und eine Gefahr für die Welt darstelle. Havel knüpfte mit seiner Äußerung an die Erklärung des amerikanischen Präsidenten George W. Bush an, der den Irak gemeinsam mit dem Iran und Nordkorea als Bestandteile der "Achse des Bösen" bezeichnet hatte. Der türkische Präsident Sezer hat Havels Worte nicht kommentiert.
Präsident Havel hatte sich im Zusammenhang mit dem Feldzug gegen den Terrorismus schon früher über den Irak geäußert. Seine schärfsten Worte fand er jedoch erst jetzt am Donnerstag, also genau an jenem Tag, an dem die ersten 20 Soldaten der Anti-Chemiewaffen-Kompanie aus Liberec/Reichenberg nach Kuwait an den Persischen Golf verlegt wurden. Sie sind Teil der 250 Mann starken tschechischen Einheit, die im Rahmen der Anti-Terror-Operation "Dauerhafte Freiheit" zum Einsatz kommen wird. "Es erscheint mir, dass dieses Regime eine Gefahr sowohl für die Welt als auch für seine eigenen Bürger darstellt. Über das irakische Regime habe ich nur die schlechtesten Informationen," wird Havel durch die Agentur AP zitiert.
Bei den Treffen von Sezer mit Tschechiens Premier Milos Zeman und mit Abgeordnetenchef Václav Klaus standen hingegen eher wirtschaftliche Aspekte im Vordergrund der Gespräche. Die Tschechische Republik habe Interesse, ihre Technologie im Bereich der Energiewirtschaft in die Türkei zu exportieren, sagte Ministerpräsident Zeman nach der Begegnung mit Sezer. Er beklagte, dass sich die Importe von der Türkei nach Tschechien zuletzt um ein Drittel erhöht hätten, während der tschechische Export in die Türkei zurückgegangen sei. Das wolle er ändern, so Zeman. Hierbei pries er an, dass die Technologie der tschechischen Energiewirtschaft seiner Meinung nach "mit westlicher Qualität, aber mit östlichem Preis" zu haben sei.
Mit Abgeordnetenchef Václav Klaus diskutierte Sezer eine Reihe von Fragen innerhalb der bilateralen Beziehungen zwischen beiden Ländern. Eine wesentliche Rolle ihrer Gespräche nahm jedoch auch die Zypern-Frage ein. Zypern, geteilt in einen griechischen und einen türkischen Landesteil, der bis auf die Türkei von keiner Seite internationale Anerkennung erhalten hat, wird zu einem Problem hinsichtlich der beabsichtigten EU-Erweiterung. Es ist nämlich noch nicht klar, in welcher Form das Land der EU beitreten werde. Der nördliche türkische Landesteil führt keine Beitrittsverhandlungen und EU-Mitglied Griechenland hat bereits verlauten lassen, falls dies den Beitritt Zyperns gefährden sollte, werde man die Aufnahme der anderen Kandidaten in die EU blockieren.