"Verratene Festungen" im Schloss Vranov nad Dyji

Vranov nad Dyji, Foto: www.nppodyji.cz

"Verratene Festungen". Diesen geheimnisvollen Namen trägt eine Ausstellung, die auf dem südmährischen Schloss Vranov nad Dyji stattfindet. Zur Besichtigung lädt Sie Markéta Maurová ein.

Das Schloss Vranov nad Dyji (Frain), das auf einem Felsen hoch über dem Flusstal der Dyje (Thaya) emporragt, beeindruckt auf den ersten Blick. Eine so schöne Landschaftsdominante ist nur selten zu finden. Die Touristen suchen es vor allem wegen der Führungen durch die Schlossräume und wegen der einzigartigen Barockarchitektur der Kapelle und des Ahnensaals auf, die vom bekannten Architekten Johann Bernhard Fischer von Erlach gebaut wurden. Doch bevor man sich auf den Weg durch die Repräsentationsräume macht, kann man auch eine kleine, aber interessante Ausstellung besichtigen. Sie präsentiert das Festungssystem, das im Jahre 1938 zur Verteidigung der Tschechoslowakei gebaut wurde.

"Auf dieser Ausstellung kann man Kopien von Dokumenten, vor allem aus der Presse jener Zeit sehen. Sie belegen die Entstehung des Festungswerks, die Gründe für dessen Aufbau, den Umfang usw. Einige widmen sich dem Verlauf der Mobilmachung im Jahre 1939. Es werden auch die Schicksale der Festungen nach dem Zweiten Weltkrieg verfolgt, als die Armee erwog, diese zu verbessern und für militärische Zwecke zu nutzen. Und in zwei Glasvitrinen gibt es kleine Dinge, die zur Ausrüstung der tschechoslowakischen Armee aus dem Jahr 1938 gehörten. Z.B. einen Gürtel, eine Faustfeuerwaffe u. ä."

So beschrieb mir die Stellvertreterin des Kastellans von Vranov, Miroslava Janickova, die Ausstellung. Und wo fand man Inspiration gerade für die Vorstellung der Festungen?

"Es gab mehrere Motive. Erstens ist es eine republikweite Veranstaltung, die in diesem Jahr technische Denkmäler präsentiert, und zwar im Rahmen der "Tage des Europäischen Kulturerbes", die an einem Wochenende im September stattfinden. Und da diese Tage in diesem Jahr gerade technischen Sehenswürdigkeiten gelten, haben wir uns gesagt, dass es passen würde, auf die Grenzfestungen hinzuweisen. Das war ein Motiv. Und des weiteren - die Grenzfestungen stehen hier. Die Linie griff auch in die Vranov-Region ein und einige der Festungen, die erhalten blieben, werden von hiesigen Enthusiasten betrieben und können besichtigt werden."

Eine solche Betonbastei wurde z.B. in Slup bei Znojmo rekonstruiert. Nach telephonischer Voranmeldung kann sie besucht werden, ebenso wie weitere Bunker in Satov und Bohunice bei Moravsky Krumlov bzw. das Befestigungsmuseum in Breclav-Pohansko. Man begann das Befestigungswerk im Jahre 1938 als Schutz gegen den Nazismus aufzubauen. Nach der Unterzeichnung des Münchner Abkommens im September 1938 konnte es jedoch nie seinem Verteidigungszweck dienen.

"Auch darauf wird in der Ausstellung hingewiesen. Sie ist klein und wurde vor allem für die Besucher vorbereitet, die auf die Schlossführung warten. In der Wartezeit können sie diese Ausstellung im Raum neben der Kasse besichtigen. Die Fläche ist also begrenzt, aber gerade die Bunker, ihre Entstehung, sowie die Tatsache, dass sie eigentlich nie genutzt wurden, werden dort erläutert."

Die Ausstellung ist bis Ende Oktober geöffnet. Sie ist jedoch nicht die einzige, die das Schloss in Vranov nad Dyji anzubieten hat. Ein anders Mal werden wir Sie in unserem Tagesecho in die Kutschenhalle des Schlosses einladen, in der eine Ausstellung ein andres, sehr interessantes Thema dokumentiert: nämlich die Hygiene auf Adelssitzen der Vergangenheit.