Keine Bären mehr in den Burggräben Tschechiens
Wer schon einmal das Schloss in der malerischen südböhmischen Stadt Český Krumlov / Krumau besucht hat, hat sie sicher gesehen: die Braunbären im dortigen Burggraben. Diese Bewohner aus der Tierwelt sollen jedoch nicht mehr lange dort bleiben. Nach jahrelangen Protesten von Tierschutzorganisationen hat das staatliche Denkmalschutzamt beschlossen, die Bärenhaltung auf Burgen und Schlössern bis 2030 zu beenden. Krumau plant, eine Ausnahmeregelung zu beantragen.
Seit fast 400 Jahren gibt es die Bärenhaltung auf Schloss in Krumau. Derzeit leben dort die dreißigjährige Marie Terezie und zwei jüngere Braunbären, Polyxena und Vilém, die 2017 als Welpen von Zollbeamten am Prager Flughafen bei einem illegalen Transfer aus Russland beschlagnahmt wurden. Bärenpfleger Jan Míša Černý sorgt für die Tiere:
„Die beiden sind sieben Jahre alt. Sie sind hier sehr glücklich. Sie haben einen Ort, der zu ihnen passt. Sie sind nicht zur Strafe hier, sondern wir haben sie gerettet. Sie hatten großes Glück, dass sie nach Krumau kamen. Sonst wären sie in einem drei auf drei Meter großen Gitterkäfig gelandet und im Zirkus gezeigt worden.“
An Sommertagen trinken die Bären bis zu 60 Liter Flüssigkeit und kühlen sich in den Teichen in ihrem Gehege ab. Černý und sein Team füllen regelmäßig das Wasser nach.
Dies soll aber nur bis 2030 so sein. Das staatliche Denkmalschutzamt will innerhalb von sechs Jahren die Tierhaltung in allen Burgen und Schlössern, die es verwaltet, einstellen. Markéta Slabová ist Sprecherin des Amtes in České Budějovice / Budweis:
„Dem Denkmalschutzamt ist bewusst, dass die Haltung von Bären auf Burgen und Schlössern nicht den heutigen modernen Trends eines idealen Umgangs mit Tieren in Gefangenschaft entspricht. Daher hat es beschlossen, diese Praxis schrittweise abzuschaffen, idealerweise bis 2030. Die Tiere werden nach und nach in Naturreservate überführt, die von der ‚Stiftung für Bären‘ und der Stiftung ‚Bears in Mind‘ betreut werden.“
Markéta Slabová fügt jedoch hinzu, dass die Bären auf Schloss Krumau unter geeigneten Bedingungen leben.
„Der Auslauf ist groß genug. Sie werden von einem ausgebildeten und erfahrenen Pfleger betreut. Die Bedingungen werden regelmäßig von Mitarbeitern der regionalen Veterinärverwaltung kontrolliert. Dabei geht es unter anderem darum, wie die Bären behandelt werden, wie ihr Gesundheitszustand ist oder wie sie gefüttert werden.“
Seit 1707 gibt es auf Schloss Krumau bereits einen Bärengraben mit seinen tierischen Bewohnern. Auch dieser Tradition wegen plant der dortige Kastellan Pavel Slavko, beim Umweltministerium eine Ausnahme für die Bärenhaltung zu beantragen:
„Wir benötigen ein Zertifikat als Rettungsstation. Voraussetzung dafür sind jedoch die strengen Rechtsvorschriften der Europäischen Union und vor allem ausreichend Platz. Wir werden uns um das Zertifikat bemühen. Wir wären stolz darauf, als Rettungsstation anerkannt zu werden.“
Neben Krumau betrifft das Ende der Bärenhaltung bis 2030 auch die Burg Točník und das Schloss Konopiště in Mittelböhmen sowie das Schloss Náchod in Ostböhmen.