Vertreibung oder Aussiedlung?
Dieser Tage erinnert man an den 60. Jahrestag der Potsdamer Konferenz. In den deutsch-tschechischen Beziehungen spielt diese eine große Rolle, da hier entschieden wurde über die Vertreibung, oder Aussiedlung, oder - ja, wie bezeichnet man eigentlich dieses geschichtliche Ereignis tschechisch? Mehr dazu jetzt von Martina Schneibergova und Katrin Bock.
Die Deutsch-tschechische Historikerkommission unterscheidet je nach Zeitabschnitt zwei Begriffe. Vom 8.Mai 1945 bis zum Ende der Postupimská konference - Potsdamer Konferenz am 2. August 1945 wird der Begriff vyhnání - Vertreibung benutzt, danach der eher technische Begriff transfer - Transferr. Die erste Phase der Vertreibung wird im Tschechischen manchmal auch als divoký odsun - wörtlich wilder Abschub bezeichnet, im Deutschen dagegen als wilde Vertreibung. Für die zweite Phase dagegen benutzt man auch den Begriff organizovaný odsun - organisierter Abschub.
Als man die 1997 verabschiedete tschechisch-deutsche Deklaration formulierte, führte man lange sprachwissenschaftliche Diskussionen, bis man sich darauf einigte, wie man die Nachkriegsereignisse bezeichnen soll. Im tschechischen Text ist nun die Rede von poválečný útěk -Nachkriegsflucht, von vyhánění - Vertreibung und von nucené vysídlení - Zwangsaussiedlung. Der deutsche Text der Passage lautet: "Flucht, Vertreibung und zwangsweise Aussiedlung nach Kriegsende."Diejenigen, die vertrieben wurden, sind die vyhnanci - Vertriebenen und so heißt auch der Bund der Vertriebenen tschechisch: svaz vyhnanců.
Ein Sudetendeutscher heißt auf Tschechisch übrigens sudetský Němec - Sudetendeutscher und die sudentendeutsche Landsmannschaft ist die sudetoněmecký landsmanšaft.