Vietnamesischer Großmarkt SAPA: Sicherheitsrisiko im Süden der Stadt?

Foto: Archiv des Asia Trade Center SAPA

Vietnamesen sind die drittgrößte Einwanderergruppe in Tschechien. Überall betreiben sie ihre kleinen Läden und Restaurants. Und obwohl immer wieder gesagt wird, es gebe keine Integrationsprobleme, kennen viele Tschechen ihre vietnamesischen Mitbürger nur aus ihren Gemüseläden. In Prag ist nun eine Diskussion über die vermeintlich gestiegene Kriminalität der Vietnamesen auf einem Großmarkt entbrannt.

Asiatische Restaurants, Gemüsehändler, Möbelhändler und immer wieder Textilienhändler: Spaziert man über das Gewerbegebiet „Sapa“ im Prager Stadtteil Libuš hat man den Eindruck, über einen Markt in Asien zu laufen. Über diesen zentralen Handels- und Kommunikationsplatz der vietnamesischen Minderheit kursieren viele Gerüchte und Vorbehalte: Er sei ein Hort der Kriminalität, Drogen- und Schmuggelware werde feilgeboten und in Hinterzimmern bereiten die Köche Hundefleisch zu.

Natürlich ist vieles davon dem Reich der Mythen und Spekulationen zuzuschreiben. David Kučera ist Zivilpolizist und kontrolliert seit Jahren das Areal, auf dem die Vietnamesen ihren Geschäften nachgehen. Hundefleisch sei teuer und werde auf dem SAPA-Markt sicher nicht verkauft:

„Wenn man hier Fleisch verkaufen würde, auch im Rahmen der Community, dessen Herkunft sich nicht nachverfolgen lässt, würde das eine Gefahr für die Zukunft bedeuten.“

In nicht ganz zwei Jahren, die die Prager Kriminalpolizisten nun auf dem Markt Dienst tun, haben sie rund 170 verschiedene Fälle untersucht. Kučera betont, dass das mit Blick auf die Bevölkerungsdichte auf dem 35 Quadratmeter großen Gelände nicht viel sei. Anderer Meinung ist da aber der parlamentarische Ausschuss für Sicherheit, der den Großmarkt als Gefahrenherd bezeichnete. Der Sozialdemokrat František Bublan ist Mitglied des Ausschusses:

„Das ist eine Frage von Drogen, von illegalen Einkünften, von Steuerhinterziehung – daraus entsteht das Risiko, dass diese Leute Beamte bestechen und Boden kaufen, damit sie ihr Areal hier vergrößern können.“

Die Befürchtung, der Markt könnte wachsen, scheint eine große Sorge des parlamentarischen Ausschusses zu sein. Den Grund dafür sieht Zdeňka Dubová aber nicht in der mangelnden Integration der Vietnamesen oder in einer vermeintlich hohen Kriminalität:

„Minderheiten und die Integration von Minderheiten löst man auf dem Level der Kommunalpolitik. Dass darüber nun im Parlament verhandelt wird, darin sehe ich rein geschäftliche Interessen, nämlich die von Lobbyisten, die den Grund kaufen wollen, auf dem der Markt liegt.“

Der Wert des Grundstückes, auf dem der Markt liegt, soll steigen, vor allem, weil er direkt in der Nähe der geplanten Endhaltestelle der neuen Metrolinie D liegt. Allerdings gehört das Grundstück sechs vietnamesischen Firmen, der Stadt Prag gehören nur etwa drei Hektar. Eine Ausweitung der geschäftlichen Aktivitäten auf dem Areal wird daher eine rein private Angelegenheit und weder von der Stadt noch vom Parlament zu verhindern sein.