Volltreffer: Kabarett „Ovčáček čtveráček“ nimmt Politik-Elite aufs Korn
Kann die Politik selbst auch Satire sein? Das Kabarettstück „Ovčáček čtveráček“ zeigt, dass dem so ist. Gleich nach der Premiere erwies sich die Inszenierung von Schauspielern des Stadttheaters Zlín als Volltreffer. Die Kartennachfrage überstieg aber weit die Kapazitäten der Bühne. Die letzte Vorstellung des Kabaretts findet daher am Dienstag in Prag statt und wird in 70 Kinos in ganz Tschechien live übertragen.
„Der Anlass für das Kabarett war, was sich im Herbst vergangenen Jahres um den Holocaust-Überlebenden Jiří Brady abgespielt hat. Das kam uns nicht nur peinlich, sondern auch absurd vor. Und es passte gut ins Theater.“
Präsident Miloš Zeman lehnte es damals ab, Brady mit dem Masaryk-Orden auszuzeichnen. Der Grund soll gewesen sein, dass Bradys Neffe, Kulturminister Daniel Herman (Christdemokraten), mit dem Dalai Lama zusammengetroffen war. Das Kabarett dreht sich um den Präsidentensprecher Jiří Ovčáček, nach dem es auch benannt wurde. Neben dem Sprecher werden in dem Stück auch einige Politiker, Jiří Brady, der Dalai Lama oder der Pop-Sänger Daniel Hůlka dargestellt. Fast 90 Prozent der Texte sind authentische Erklärungen und Aussagen von Pressekonferenzen und aus Fernsehdebatten. Ursprünglich sollte es nur eine Vorstellung für ein paar Freunde sein, sagt Michálek:
„Die Schauspieler waren bereit, in ihrer Freizeit das Stück in vier Proben einzustudieren. Der Text ist binnen zwei Tagen entstanden. Dann haben wir gemerkt, dass wir mit dem Kabarett ins Schwarze treffen.“Die Karten waren gleich ausverkauft. Das Ensemble wurde von vielen Städten zu Gastspielen eingeladen. Es lag aber nicht in seinen Kräften, an so vielen Orten aufzutreten. Das Kabarett biete keine oberflächliche Unterhaltung, sagt Petr Michálek. Die Zuschauer räumten oft ein, sie bekämen eine Gänsehaut bei der Vorstellung. Etwas so Intensives habe er noch nie erlebt, so der Regisseur:
„Die Dernière haben wir immer wieder hinausgeschoben. Die letzte Vorstellung ist nun für den 7. Februar geplant. Sie wird im Theater ‚Divadlo Za plotem‘ auf dem Gelände der psychiatrischen Klinik in Prag-Bohnice veranstaltet. Zudem wurde vereinbart, dass die Vorstellung live in Kinos in ganz Tschechien übertragen wird, damit sie möglichst viele Menschen sehen.“
In die Hauptrolle des Präsidentensprechers schlüpfte Marek Příkazký. Er habe Abende und Nächte im Internet verbracht und die Pressekonferenzen des Präsidentensprechers verfolgt:„Es war wichtig, sich auf der Bühne wie Ovčáček zu äußern und ihm möglichst ähnlich zu sein. Wir haben praktisch den Weg des Dokumentartheaters gewählt. Der Großteil dessen, was ich sage, sind authentische Worte des Präsidentensprechers. Ich habe ihn bei den Fernsehgesprächen studiert und dabei herausgefunden, was für eine Intonation, welche Sprachfehler und Gesten er hat.“
Marek Příkazký gelang es unglaublich gut, sich in Ovčáček zu verwandeln. Das Publikum reagierte sehr positiv, sagt der Schauspieler:
„Die Satire fehlt auf den tschechischen Bühnen. Dies beweist das Interesse der Zuschauer. Mir macht sie Spaß, wenn sie klug ist. Ich würde gerne wieder in einer Satire spielen, aber hoffe, dass sich die Politiker so verhalten, dass dies nicht notwendig sein wird.“
Insgesamt haben bisher 5120 Menschen das Kabarett gesehen. Präsidentensprecher Jiri Ovčáček selbst wurde mehrmals vom Theater eingeladen. Er hat sich jedoch bedankt und aus Zeitgründen entschuldigt.
Die letzte Vorstellung von „Ovčáček čtveráček“ beginnt im Prager Theater „Divadlo Za plotem“ am Dienstag um 17.15 Uhr, sie wird in 70 Kinos gezeigt, in einigen davon werden noch am selben Abend zwei Reprisen aufgeführt.