Von der Bruchbude zum Aushängeschild: Prager Nationalmuseum vor Generalsanierung
Wer kennt es nicht: das Prager Nationalmuseum, das geradezu majestätisch über dem Wenzelsplatz thront. Doch vom alten Glanz des imposanten Neorenaissance-Baus ist nicht mehr viel übrig. Seit Jahren schützen Netze und Gerüste die Besucher vor herabfallenden Gebäudeteilen. Und in den verstaubten Ausstellungen fühlt man sich um Jahrzehnte zurückversetzt. Höchste Zeit also für eine Generalsanierung.
„Dieser Wal ist so etwas wie das Maskottchen unseres Hauses. Er kam ein Jahr nach der Eröffnung des Museums hierher und unsere Vorfahren haben damals genau hier unter dem Wal eine kleine Feier gemacht. Es ist also symbolisch, dass wir uns nun hier treffen“, so Michal Lukeš, der Generaldirektor des Nationalmuseums.
Viel verändert hat sich seither nicht, denn seit seiner Eröffnung im Jahr 1891 ist das Museumsgebäude nie richtig renoviert worden.„Dieses Haus ist total desolat. Es gibt keinen Brandschutz und der Zustand des Gebäudes bedroht die Besucher und die Ausstellungstücke. Lange hält das Museum nicht mehr durch. Wenn wir nicht sofort mit der Sanierung beginnen, müssen wir schließen. Das wäre natürlich sehr problematisch“, sagt Lukeš.
Nun laufen die Vorbereitungen für die Sanierung auf Hochtouren und die Exponate werden in Depots ausgelagert. In einem Jahr schließt das Nationalmuseum seine Pforten, um frühestens 2015 in neuem Glanz wieder zu eröffnen. Mit mehr Platz für Ausstellungen und einem neuen Präsentationskonzept. Und einer Aussichtsplattform in der Kuppel des Baus. Die Umgebung des Museums soll sich bis dahin ebenfalls radikal verändern. Die Stadt Prag und die tschechische Regierung planen, die Stadtautobahn „Magistrála“, die heute das Nationalmuseum vom Wenzelsplatz trennt, in einen Tunnel hinter dem Museum zu verlegen. Museumsdirektor Lukeš erwartet, dass die Politik zu ihrem Versprechen steht:„Wir sind überzeugt davon, dass dies gleichzeitig mit der Sanierung des Museums geschehen muss. Erstens kann man den Pragern zwei Riesen-Baustellen hintereinander nicht zumuten. Und zweitens gehört das Nationalmuseum zum Wenzelsplatz. Der Platz muss revitalisiert werden, damit er endlich wieder zum zweiten Zentrum Prags wird.“Der scheidende Kulturminister Václav Riedlbauch sicherte Museums-Chef Lukeš zwar seine Unterstützung zu, zeigte sich aber skeptisch über den Erfolg der Bemühungen:
„Natürlich wäre es optimal, diese Arbeiten zu koordinieren. Aber so ein großer Optimist bin ich nicht, um zu glauben, dass das so schnell gehen wird mit dem Tunnel.“Am Wort ist nun die neue Regierung. Die ist aber gerade erst im Entstehen begriffen. Und auch in Prag könnten bei den Kommunalwahlen im Oktober die Karten noch einmal neu gemischt werden.