Vor 130 Jahren: Der Schöpfer von Spejbl und Hurvínek wurde geboren

Spejbl und Hurvínek

Die humorvollen Marionetten-Vorstellungen mit dem ewig sinnierenden „Vaaati" und dem aufgeweckten Schlitzohr Hurvínek unterhalten noch immer mehrere Generationen.

Josef Skupa | Quelle:  Archiv von Helena Hesselbarthová,  Wikimedia Comons,  public domain

Josef Skupa, am 16. Januar 1892 geboren als Sohn eines Gendarmen im südböhmischen Strakonice / Strakonitz, wuchs ab seinem fünften Lebensjahr in Plzeň / Pilsen auf. Bereits im Kindesalter konnte er gut zeichnen und zeigte Talent für das Puppentheater. Nach dem Ersten Weltkrieg, den er im Schützengraben verbrachte, ließ er sich vom Holzschnitzer Karel Nosek eine sonderbare Puppe mit langen Ohren anfertigen, die zu einer Karikatur der damaligen Bürgerschaft wurde. Allerdings kam die Figur namens Spejbl bei den Zuschauern zunächst nicht sonderlich gut an. Der Durchbruch gelang erst mit einer neuen Puppe, die Gustav Nosek – der Neffe von Karel Nosek – im Jahr 1926 schnitzte: den Hurvínek, Spejbls Sohn.

Spejbl in einem Film aus dem Jahr 1931 | Quelle:  Letem světem,  1931,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 4.0 DEED

Auch wenn der ursprüngliche Hurvínek etwas anders aussah als der heutige, eine lange Nase hatte und von hagerer Gestalt war, konnte er von Anfang an mit den Augen rollen. Das Publikum mochte Hurvínek sofort, und das neue Komikerduo erntete großen Beifall. Schon bald traten Vater und Sohn im Rundfunk und in Filmen auf, die ersten Schallplatten kamen auf den Markt. 1930 bekam die „Familie“ Nachwuchs – mit Hurvíneks Freundin Mánička und dem Hund Žeryk / Jerry.

Zu dieser Zeit besaß Skupa bereits ein professionelles Theater. Auch nach der deutschen Besatzung war es noch in Betrieb, bis Skupa im Januar 1944 wegen des Hörens von Auslandssendern im Gefängnis landete. Einige Puppen konnten rechtzeitig versteckt und in Sicherheit gebracht werden, andere jedoch fielen in die Hände der Gestapo. Auch hinter Gittern bewahrte Skupa seinen Sinn für Humor, indem er seinen Mitinsassen die unterschiedlichsten Stücke aus dem Spejbl-Repertoire vorspielte. Bei den Luftangriffen auf Dresden im Februar 1945 wurde das Gefängnis zerstört, Josef Skupa konnte entkommen und in seine Heimatstadt Pilsen zurückkehren. Nach dem Zweiten Weltkrieg zog das Theater aufgrund des größeren Publikums nach Prag um.

Josef Skupa mit seiner Ehefrau Jiřina | Foto: Tschechischer Rundfunk

Skupa führte seinen geliebten Spejbl bis an sein Lebensende. Obwohl er schon sehr krank war, wirkte er in der Silvesternacht 1956 noch an der Aufführung „Spejbl auf der Venus“ mit. Wenige Tage später, am 8. Januar 1957, starb der vom tschechoslowakischen Staat zum „Nationalkünstler“ ernannte Puppenspieler im Alter von 64 Jahren. Das Spejbl-und-Hurvínek-Theater bestand nach seinem Tod weiter; es existiert bis heute und hat Tausende Vorstellungen gegeben – nicht nur in der Tschechoslowakei oder in Tschechien, sondern auch in vielen weiteren Ländern der Welt.

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