Vor 25 Jahren wurde im Kloster Broumov eine Kopie des Turiner Grabtuchs gefunden

Kopie des Turiner Grabtuchs

Vor einem Vierteljahrhundert kam es im ostböhmischen Broumov / Branau zu dem aufsehenerregenden Fund einer Kopie des Turiner Grabtuchs. Mittlerweile befindet sich das Artefakt im Prager Břevnov-Kloster.

Přemysl Sochor mit der Schatulle,  in der die Kopie des Turiner Grabtuchs versteckt war | Foto: Tschechisches Fernsehen,  ČT24

Das Tuch wurde im Januar 1999 in einer Holzschatulle in der Klosterkirche des Heiligen Wenzels entdeckt. Es handelte sich um einen überraschenden Fund, den der damalige Klosterverwalter Přemysl Sochor machte.

Der Stoffstreifen besitzt die Maße des Originaltuches in Turin. Als er entrollt wurde, kam eine Aufschrift in Latein zum Vorschein. Es handelt sich um einen Echtheitsnachweis. Aus diesem geht hervor, dass der Turiner Bischof Julius Caesar Bergiria im Jahr 1651 die Kopie dem Abt der Nikolauskirche in der Prager Altstadt und späterem Prager Erzbischof Matthäus Ferdinand Sobek von Bilenberg geschenkt hat. Und dieser Abt reichte das Artefakt an die Benediktinerabtei in Broumov weiter.

Kopie des Turiner Grabtuchs von Broumov | Foto: Kloster Broumov

Die Aufschrift erhält zudem die Information, dass die Kopie das Original bei einer feierlichen Zeremonie berührt hat. Mit vier braunen Farbtönen ist auf dem Leinentuch der Abdruck eines etwa 1,80 Meter großen Menschen zu sehen – so wie auf dem Original.

Die Kopie des Turiner Grabtuchs war im Kloster von Broumov ausgestellt | Foto: Jaroslav Winter,  Kloster Broumov

Rarität nördlich der Alpen

Das Dokument,  das besagt,  dass das Leichentuch 1651 vom Erzbischof von Turin,  Julius Caesar Bergiria,  an Matouš Ferdinand Sobek von Bílenberk geschenkt wurde | Foto: Zdeňka Kuchyňová,  Radio Prague International

Die Existenz des Turiner Grabtuches ist seit Mitte des 14. Jahrhunderts bezeugt. Konkret handelt es sich um ein etwa vier Meter langes und ein Meter breites Leinentuch, das Blutspuren und den Abdruck der Vorder- und Rückseite eines Menschen zeigt. Es wird von vielen Gläubigen als jenes Tuch verehrt, in dem Jesus nach der Kreuzigung begraben worden sein soll. Doch die Untersuchungen zahlreicher Forscher haben dieser Annahme widersprochen. Deswegen ist selbst die katholische Kirche vorsichtig und bezeichnet das Tuch nicht als Reliquie, sondern als Ikone.

Detail des Gemäldes von Giulio Clovio Santa Sindone | Quelle: Územní památková správa Národního památkového ústavu

Im 17. Jahrhundert wurde das Artefakt indes hoch geschätzt, und man fertigte etwa 40 Kopien an. Die Kopie aus Broumov ist die einzige, die nördlich der Alpen gefunden wurde. Und sie wird von Experten als äußerst gelungen bewertet.

Die Kopie des Turiner Grabtuchs war im Broumov Kloster ausgestellt | Foto:  Jaroslav Winter,  Kloster Broumov

Zum 20. Jahrestag des Fundes gab es 2019 eine Reihe von Veranstaltungen, und die Kopie wurde auch ausgestellt. Mittlerweile aber befindet sich das Artefakt nicht mehr in der ostböhmischen Stadt. Weil in den dortigen Räumen die klimatischen Bedingungen nicht adäquat sind, wurde die Kopie in das Benediktinerkloster Břevnov nach Prag gebracht.

„Nach Konsultationen mit Vertretern des staatlichen Denkmalschutzamtes wurde beschlossen, das Artefakt nicht mehr öffentlich auszustellen. Stattdessen wurde 2017 ein Abdruck angefertigt, der im Kloster Broumov zu sehen sein soll. Die historische Kopie wird im Archiv des Kunstgewerbemuseums in Prag eingelagert und soll nur noch von Wissenschaftlern begutachtet werden können“, sagte Pater Vojtěch im Interview für Radio Prag International. Demnach soll die Öffentlichkeit die Kopie erst dann wieder zu Gesicht bekommen, wenn neue Ausstellungsräume fertig sind, die die geforderten Parameter erfüllen, also geeignete klimatische Bedingungen bieten.

Die St. Adalbert-Kirche im Kloster Broumov,  in der die Kopie des Turiner Grabtuchs entdeckt wurde | Foto: Anton Kaimakov,  Radio Prague International
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