Vor 30 Jahren: Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) löst sich auf

RGW-Gipfel in Rumänien 1978

Der Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) war das Wirtschaftsbündnis der „sozialistischen Staatengemeinschaft“. Von ihm hing es ab, ob Grammophone aus der Sowjetunion, Gardinen aus der DDR oder Kohle aus Polen auf den gemeinsamen Markt kamen. Gelenkt wurde die Organisation von der Sowjetunion; ihren Mitgliedern brachte sie keinen Wohlstand.

Plakat zum 30. Jahrestag des Bestehens der RGW | Foto:  Tschechisches Fernsehen

Der RGW wurde vom sowjetischen Diktator Josef Stalin im Januar 1949 auf Grundlage eines rigiden zentralistischen Konzepts gegründet. Eine wichtige Rolle bei seiner Entstehung spielte das Wirtschaftsembargo, das die demokratischen Länder Westeuropas und die USA gegen die Staaten des sogenannten Ostblocks verhängten. Zu den Gründungsstaaten gehörten Bulgarien, die Tschechoslowakei, Ungarn, Polen, Rumänien und die UdSSR. Auch Albanien (1949–1962) und die DDR (1950–1990) waren Mitglieder. Die Mongolei trat 1962 bei, Kuba zehn Jahre später und Vietnam im Jahr 1978. Die Ziele klangen verheißungsvoll, aber in Wirklichkeit waren es oft unsinnige Entscheidungen, etwa die Produktionsverlagerung komplexer Elektronik nach Bulgarien. Im landwirtschaftlich geprägten Rumänien wurden hingegen Eisenhütten errichtet; Eisen und Kohle mussten von weit her importiert werden.

Der Fokus der Tschechoslowakei lag im Rahmen der RGW vor allem auf der Schwerindustrie. „Es gab im Grunde genommen nur zwei Länder, die grundsätzlich funktionierten und auf die man zumindest ein wenig bauen konnte. Das waren die beiden technologisch fortschrittlichsten Länder: die DDR und die Tschechoslowakei“, erläuterte Wirtschaftswissenschaftler Miroslav Zámečník im Tschechischen Fernsehen.

In der Tschechoslowakei wurde der RGW zur Zielscheibe von Spott und Witzen. Einer lautete (frei nach dem Sprichwort „komu není rady, tomu není pomoci“): „Wer keinen gegenseitigen Rat annimmt, dem ist wirtschaftlich nicht zu helfen.“ Ein anderer: „Was hätten wir ohne den RGW?„Im Prinzip alles.“

Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus gingen die meisten Mitglieder zur Marktwirtschaft über. Der Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe wurde am 28. Juni 1991 nach 42 Jahren aufgelöst.

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