Was meinen die Tschechen zu den US-Vergeltungsschlägen

Nach den außergewöhnlichen Ereignissen von Sonntagabend und -nacht, versucht man auch hierzulande wieder, dem üblichen Tagesablauf weitestgehend nachzugehen. Wir wollten wissen, was die Tschechen - in diesem Falle die Menschen in den Straßen der Hauptstadt - über die Militärschläge der USA und Groß-Britanniens auf Ziele in Afghanistan denken. Olaf Barth fragte nach.

Wir postierten uns vor einer stark frequentierten Fußgängerpassage am Wenzelsplatz im Zentrum der Stadt, unmittelbar vor dem von Panzerwagen und schwerbewaffneten Soldaten bewachten Gebäude von Radio Free Europe. Die meisten Passanten ignorieren bereits diese seit über einer Woche geltenden verschärften Schutzmaßnahmen.

Auf die erste Frage - nämlich, was die Menschen von den Militäraktionen gegen afghanische Ziele halten, lautete die Antwort in 19 von 20 Fällen, diese seien berechtigt und durchaus verdient.

Ein ca. 70 jähriger Mann drückte das wie folgt aus:

"Ich denke, sie sind notwendig. Wir müssen das als eine Verteidigung der Zivilisation betrachten. Deshalb sollten diese Aktionen ausschließlich gegen die Taliban gerichtet sein und keinesfalls gegen den Islam oder gegen das afghanische Volk."

Und hat er Angst vor etwaigen terroristischen Anschlägen in der tschechischen Republik, z.B. in Prag:

"Ich kann mich noch an den 2. Weltkrieg erinnern, ich weiß also, was passieren könnte - aber Angst, nein, Angst habe ich nicht."

Ein etwa 25 jähriger Mann sah die US-Aktion in Afghanistan jedoch zwiespältig:

"So etwas kann doch nicht gut ausgehen, etwas in dieser Dimension. Prag betrachte ich zwar nicht gerade als lukratives Ziel, aber mit Anschlägen auf Paris, Rom oder andere Städte muss man wohl rechnen."

Ähnlich wie der junge Mann rechnen die meisten der Befragten nicht mit Anschlägen in Tschechien.

Eine 36 jährige Passantin erklärt, warum:

"Nein, ich habe keine Angst. Ich denke, dass sie uns beschützen werden, wenn tatsächlich etwas passieren sollte."

Unter denen, die sich nicht so sicher fühlen wie jene Dame, zeigen sich vereinzelt Tendenzen, eher fragwürdige Methoden einzusetzen:

"Ich denke, dass man den Ausländerzustrom aus diesen Ländern beschränken sollte, dass ist meine persönliche Meinung."

Autor: Olaf Barth
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