Weihnachten im Böhmerwald und in der Wallachei
Herzlich willkommen, liebe Hörerinnen und Hörer, zu einer weiteren Ausgabe des Regionaljournals. Während in den Großstädten die Adventszeit vor allem in den Schaufenstern der Geschäfte zu bemerken ist, erinnert man sich in den Regionen mehr an die jahrhundertealten Traditionen zurück. Heute werden wir zwei Regionen besuchen, in denen die Verbundenheit mit der Natur und der Vergangenheit sehr stark ist. Eines davon ist der Böhmerwald, in dem die Weihnachtskrippen aus Holz eine lange Tradition haben. Die zweite Gegend ist die östliche Wallachei, zu der seit eh und je die Schafe und Schäfer untrennbar dazu gehören. Durch die Sendung führen Sie Jörn Nuber und Dagmar Keberlova.
Im Böhmerwald ist der Winter lang und tief. Holz hatte daher immer schon eine große Bedeutung und so kam es auch, dass hier mehr als woanders die Weihnachtskrippen aus Holz gemacht wurden. Gerade hierzu hat das Museum Sumava/Böhmerwald in Kasperske Hory eine Ausstellung für die Weihnachtszeit vorbereitet. Mehr über die Ausstellung von Vladimir Horpeniak, dem Direktor des Museums Sumava in Kasperske Hory:
"In unserem Museum wird bereits die zweite große Ausstellung von Weihnachtskrippen zu sehen sein. Es werden 32 Krippen präsentiert. Zu den Prachtstücken zähle ich die Tafelkrippen aus dem des 18. und dem Anfang des 19. Jahrhunderts, also aus einer Zeit, in der sich hier diese Kunst erst langsam durchgesetzt hat. Ein Unikum unter den ausgestellten Exponaten ist die Kirchenkrippe aus dem Jahr 1859, dessen Figuren bis zu 70 Zentimeter hoch sind und aus Lindenholz gemacht ist. Auf diesem Betlehm sieht man die damalige Kirche in Kasperske hory sowie die ganze Stadt."
Die Schnitzer haben früher die Betlehmfiguren mehr angemalt, heute ziehen sie es vor, das natürliche Aussehen vom Lindenholz zu bewahren. Die ersten Tafelkrippen wurden auf Holz gemalt. Typisch seien Herr Horpeniak zufolge auch die Schachtelkrippen. Ganz selten finde man im Böhmerwald auch mechanische Krippen, die beispielsweise für Ostböhmen typisch sind.
In letzter Zeit werden auch im Böhmerwald lebendige Krippenspiele ausgetragen, die wiederum für Cesky Krumlov charakteristisch sind. Ich fragte Herr Horpeniak, ob es im Böhmerwald neben Krippenspielen auch für die Region charakteristische Bräuche gibt. Hierzu Museumsdirektor Horpeniak:
"Wenn wir an den Heiligen Abend denken, gibt es eine Reihe von Bräuchen. Es galt schon immer, wer an dem Tag fastet und kein Wort sagt, wird Geheimnisumwobene Sachen erfahren, sogar seine Zukunft sowie die der Familienangehörigen näher kennen lernen. Dazu kommen noch weitere magische Praktiken. Junge Leute, die gefastet haben, sind in der Nacht an einen bestimmten Ort gegangen, wo sie dann im Kreise standen und auf besondere Zeichen gewartet hatten. Des weiteren gingen die Mädchen auf den Misthaufen, wo sie dann auf das Bellen eines Hundes gewartet haben. Aus welchem Haus das Bellen kam, da würden sie im nächsten Jahr hinheiraten. Oder hat der Vater den sog. heiligen Obenspahn am Nachmittag geschnitzt, der dann im Dach des Hauses aufbewahrt wurde, um das Haus das ganze kommende Jahr zu beschützen."
Bräuche gibt es unzählige, nicht nur zu Weihnachten, sagt Herr Horpeniak. Genauso gibt es auch Bräuche, die ein schlechtes Ende signalisieren, wie beispielsweise wem beim Heiligabendessen der Löffel aus der Hand ausgerutscht ist, der wird im kommenden Jahr sterben. Aber lächelnd fügt er hinzu, dass dies meistens nur Betrunkenen zugestoßen ist. Weihnachtlich stimmt in Kasperkse Hory nicht nur die Krippenausstellung, sondern auch die seit Sommer laufende Exposition Engel- Boten des Himmels. Also eine weihnachtlich stimmende Reise in den Böhmerwald ist jedenfalls zu empfehlen.
Die Wallachei ist auch eine Gebirgsgegend, doch anders als der Böhmerwald. Die Tradition ist hier sehr eng mit dem Schäferei verbunden, die in die Wallachei aus den Karpathen gekommen ist. Eines der berühmtesten Museen in Tschechien, der Skanzen in Roznov pod Radhostem, hat vor den Weihnachtsfesten ein sehr breitgefächertes Programm zusammengestellt. Bei diesem werden Erwachsene sowie Kinder nicht vergessen. Überall in der Wallachei liegt schon viel Schnee und dies kann nur noch die Stimmung der Adventzeit untermalen. Was dieses Jahr der Skanzen konkretes vorbereitet hat, dies fragte ich der Direktor des Skansens Vitezslav Koukal:
"Unser Programm läuft bereits seit Montag. Dieses ist für Kinder bestimmt und ist dem Weihnachtsfest in der Wallachei gewidmet. In jedem Haus befindet sich eine Attraktion, also in jedem Gebäude sind Weihnachtsbräuche vorbereitet, so wie sie in der Vergangenheit gehalten wurde. Unter den verschiedenen Bräuchen wird beispielsweise das Gießen gezeigt oder es werden Kerzen aus Wachs gemacht, Weihnachtsgebäck gebacken usw. Die Kinder können sich bei uns damit bekannt machen, wie die Weihnachtstafel damals ausgesehen hat und wie man den Weihnachtsbaum schmückte."
Für die Kinderveranstaltungen haben sich so viele Kinder angemeldet, dass nicht einmal alle aus der Umgebung teilnehmen werden können, sagt Herr Koukal. Aber auch Erwachsene sind an den Weihnachtstraditionen interessiert, so findet an diesem Wochenende ein Jahrmarkt statt. Hier zeigen ca. 60 verschiedene Handwerker ihre Produkte, die sie auch verkaufen werden. Für den 23. Dezember ist ein lebendiges Krippenspiel geplant. Es ist nicht das einzige Museum, dass ein derartiges Adventsprogramm vorbereitet, dieses hat allerdings einen großen Zulauf gefunden. Warum, das war meine nächste Frage an den Herrn Koukal:
"Ich glaube, gerade für die Schulen ist es ein sehr lehrreiches Programm über die Geschichte der Wallachei. Es wird den Kindern von uns erzählt, wie man gelebt hat, die Kinder können probieren die Sachen herzustellen und zu kosten. Der direkte Kontakt ist ungewöhnlich, etwas besonderes für die Kinder. Bei dem Jahrmarkt wiederum zeigen die verschiedenen Handwerker jeder seine Art und Weise der Produktion und dies ist wiederum für die Erwachsenen interessant und gibt ihnen Ideen zur eigenen Produktion von Weihnachtswaren."
Die Wallachei ist eine besondere Gegend in Tschechien. Man sagt von den Wallachen, dass sie gerne Sliwowitz trinken und brennen, sehr freundliche Menschen sind und sehr an ihr Land, an den Boden gebunden seien. Ich fragte Herr Koukal, ob es auch bei den Weihnachtsfeiern etwas besonderes gibt, was die Wallachei von der restlichen Tschechischen Republik absondert. Hierzu sagte Herr Koukal:
"In der Wallachei wurden immer viele Schafe gezüchtet. Daher ist alles mit der Schafszucht verbunden. Weitere Traditionen richten sich nach Rumänien, weil die Wallachen aus Rumänien kamen. Etwas sehr besonderes war immer das Essen, die Wallachen haben nicht eine Mahlzeit gegessen, sondern ganze sieben verschiedene Gerichte."
Und wie lange schon widmet sich das Wallachische Museum den Weihnachtsbräuchen? Abschließend der Museumsdirektor Koukal:
Die Tradition in unserem Museum reicht bis in die 70. Jahre zurück, wo dass Museum zu einem sog. lebendigen Museum verwandelt wurde. Von den bescheidenen Anfängen hat es sich zur heutigen Gestalt entwickelt, wo wir jetzt sagen: Wenn Weihnachten im wallachischen Dorf gefeiert werden, sind die Eintrittskarten gleich weg. Das ist für mich ein sehr gutes Zeichen."