Weihnachtsmusik von Adam Michna z Otradovic

Foto: Kristýna Maková, Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag

Der wichtigste tschechische Komponist des Frühbarock und sein Liederbuch „Böhmische Marienmusik“

Adam Michna z Otradovic
Adam Michna z Otradovic hat in der tschechischen Musik praktisch jene Stellung, die Heinrich Schütz für die deutsche zukommt. Er gilt als bedeutendster Komponist des Frühbarock.

Dabei ist nicht wirklich viel bekannt über sein Leben. Geboren wird er um das Jahr 1600 im südböhmischen Jindřichův Hradec / Neuhaus. Die erste musikalische Erziehung erhält er wohl von seinem Vater Michal Michna, der den Erkenntnissen nach Musiklehrer gewesen sein soll. Belegt ist, dass Adam Michna im Jahr 1611 ins Jesuitenkolleg seiner Heimatstadt aufgenommen wird.

Organist und Schankwirt

Als Nächstes dürften sich die Zeitläufte in das Leben des angehenden Musikers eingemischt haben. Nach dem Prager Fenstersturz von 1618 und damit dem Auftakt zum Dreißigjährigen Krieg kommt es nämlich auch in Jindřichův Hradec zu Unruhen. In deren Folge werden die Jesuiten aus der Stadt vertrieben, was wohl das Ende der Studien von Adam Michna bedeutet haben muss. Was Adama Michna z Otradovic anschließend so treibt, ist nicht bekannt. Erst 1628 taucht er wieder in den Quellen auf, weil er Organist in der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt von Jindřichův Hradec wird. Die Stelle hat er fast ein halbes Jahrhundert inne, bis zu seinem Tod im Jahr 1676.

Foto: Kristýna Maková,  Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag
Weitere Informationen über den Musiker bietet ein Brief des Probstes Ondřej Bartoloměj Fizírek. Dieser informiert 1633 den Stadtrat, dass Adam Michnas Mutter mit dem Sohn in bescheidenen Verhältnissen lebt und um eine Aufbesserung der Bezüge bittet. Im darauffolgenden Jahr revanchiert sich der Sohn mit einer großzügigen Spende. Deswegen nehmen die Biographen von Adam Michna an, dass es kurz zuvor zur Hochzeit mit Zuzana Cimrmanová gekommen sein muss – der Tochter des wohlhabenden Stadtorganisten.

Durch seine Hochzeit wird Adama Michna auch Inhaber der örtlichen Schenke mit dem Recht des Weinausschanks. Auch das bessert die häuslichen Finanzen auf.

Moderne Formen

Weihnachtslied Chtíc,  aby spal
Ab den 1640er Jahren veröffentlicht Adam Michna eigene Kompositionen. Das bekannteste Stück überhaupt ist das Weihnachtslied Chtíc, aby spal (Schlafen zu wollen). Es stammt aus dem ersten Teil des Gesangsbuchs „Česká mariánská muzika“ (Böhmische Marienmusik) von 1647. Dessen kompletter Titel lautet: „Böhmische Marienmusik, fröhlich und betrüblich, in drei Teile geteilt. Zu Ehren der ungeteilten einzigen Dreifaltigkeit, der heiligsten Gebärerin und aller Heiligen.“ Darin erweist sich der Komponist teilweise als Neuerer, so scheut er sich zum Beispiel nicht, von der bis dahin dominierenden Polyphonie abzurücken. Außerdem sind seine Stücke tschechischsprachig und nicht lateinisch. Der erste Teil des Gesangsbuchs enthält 33 Lieder zum liturgischen Jahr.

Außerdem hat der Komponist noch zwei weitere wichtige Werke hinterlassen, und zwar „Die böhmische Laute“ von 1653 und die „Musik zum heiligen Jahr“ von 1661. Auf welche musikalischen Einflüsse sich Adam Michna selbst beruft, das ist nicht bekannt. Musikwissenschaftler nennen aber das Werk der beiden Italiener Claudio Monteverdi und Giacomo Carissimi. Insgesamt soll der böhmische Barockkomponist 230 Kompositionen verfasst haben.

Autor: Till Janzer
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