Welttag der Meteorologie: Wettermessungen in Tschechien und Klimawandel

Wetterstation in Svratouch (Foto: Tereza Brázdová, Archiv des Tschechischen Rundfunks)

Der 23. März ist der Welttag der Meteorologie. Er wird seit 60 Jahren begangen und soll an die 1950 in Kraft getretene Konvention der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) erinnern. Anlässlich des Jubiläums hat sich der Direktor des Tschechischen Hydrometeorologischen Instituts (ČMHÚ), Mark Rieder, im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zur Entwicklung der Wettervorhersage geäußert.

Mark Rieder  (Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks)

In den böhmischen Ländern geht die Wetterforschung bis auf das Jahr 1719 zurück. Damals wurden in Zákupy bei Česká Lípa / Böhmische Leipa die ersten Messungen meteorologischer Einflüsse durchgeführt. Laut Rieder aber war die Menschheit schon viel früher an Daten über das Wetter interessiert:

„Die Geschichte der Meteorologie geht bis in die Zeit des einstigen Mesopotamiens zurück, als es die ersten Versuche gab, das Wetter vorherzusagen. Im antiken Griechenland erschien das erste Buch zum Thema von Theophrastos, und im Mittelalter wurden die Bauernregeln aufgestellt. Die klassische Wettervorhersage, wie wir sie heute kennen, begann in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.“

Tschechisches Hydrometeorologisches Institut in Brno  (Foto: Vladan Dokoupil,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)

Die Methoden und Technologien zur Wettererforschung haben sich ständig weiterentwickelt. Das ist auch seit der WMO-Konvention vor 71 Jahren so gewesen, denn damals verfügte man noch nicht über die umfangreiche Rechen- und Computertechnik wie heute. Zuletzt aber habe die Corona-Pandemie ein kleines Loch in die Datenerfassung gerissen, weil die dazugehörigen Wetterflüge mehr oder weniger eingestellt wurden, schildert Rieder:

„Für uns fallen damit rund 75 Prozent der Daten weg, die vom Flugzeug aus ermittelt werden. Allerdings gehen diese Daten nur zu einem kleineren Anteil in die mathematischen Modelle ein. Die Genauigkeitsquote sinkt um rund 15 Prozent, was aber unsere standardisierte Wettervorhersage nur wenig beeinflusst. Diese basiert nicht auf den Flugdaten, so dass wir jetzt eine Genauigkeitsabweichung von etwa drei Prozent haben.“

Wetterballon | Foto: Matěj Skalický,  Tschechischer Rundfunk

Der Datenverlust ist auch deshalb verkraftbar, weil die moderne Wetterbeobachtung heutzutage vor allem auf das Aussenden von Sonden setzt:

„Die Sonden schicken wir alle sechs Stunden in den Himmel, das heißt, es sind täglich vier Stück. Sie steigen bis in eine Höhe von 30 bis 35 Kilometer über der Erde auf und messen dort alle bekannten meteorologischen Größen wie Temperatur, Luftdruck, Feuchtigkeit sowie Richtung und Geschwindigkeit des Windes.“

Auch die Bürger in Tschechien sind es mittlerweile gewohnt, dass sie mehrmals am Tag eine aktualisierte Wettervorhersage erhalten. Dabei gelte es aber zu berücksichtigen, für welchen Zeitraum man eine möglichst genaue Prognose haben wolle, erläutert Rieder:

Tschechisches Hydrometeorologisches Institut  (Foto: User Flying,  Wikimedia Commons,  CC0)

„Für den nachfolgenden Tag liegt die Quote für eine richtige Wettervorhersage bei 97 Prozent, für den zweiten Tag bei 95 Prozent, und für den dritten Tag bei 92 Prozent. Danach nimmt die Genauigkeit logischerweise weiter ab.“

Die Weltorganisation für Meteorologie, die ihren Sitz in Genf hat, verknüpft den Tag der Meteorologie jedes Mal mit einem speziellen Thema. Dieses Jahr geht es um die Bedeutung der Ozeane für Wetter und Klima. Das bedeutet auch, dass man sich über die Folgen der Klimaveränderung noch mehr Gedanken machen sollte. Mark Rieder belegt dies am Beispiel des eigenen Landes:

„Die Durchschnittstemperatur ist in Tschechien in jüngster Vergangenheit um ein bis anderthalb Grad Celsius gestiegen. Das ist ein relativ großer Zuwachs, denn damit sind auch andere Erscheinungen verknüpft wie beispielsweise eine höhere Verdunstung und die zunehmenden Folgen der Dürre.“

Autor: Lothar Martin
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