Zahl tropischer Tage in Tschechien steigt

In diesen Tagen herrscht in Tschechien ein sehr warmes Wetter. Täglich werden Temperaturrekorde an den meisten der Messstationen geknackt. Die Experten suchen nach den Ursachen der andauernden Sommerhitze.

In den vergangenen 60 Jahren ist die Zahl der tropischen Tage hierzulande sehr schnell angestiegen. Dies geht aus den Daten hervor, die vom Tschechischen Hydrometeorologischen Institut (ČHMÚ) zusammengetragen wurden. Als tropisch wird dabei ein Tag bezeichnet, an dem die Quecksilbersäule auf mehr als 30 Grad Celsius klettert. Während in den Jahren 1961 bis 1990 insgesamt rund 8000 tropische Tage verzeichnet wurden, wurden in den folgenden 30 Jahren schon mehr als 17.000 solcher Tage gezählt.

Miroslav Trnka | Foto: Michaela Doubravová,  Tschechischer Rundfunk

Er habe jedoch Einwände gegen die Art, wie die Daten präsentiert würden, merkte Miroslav Trnka in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks an. Der Bioklimatologe arbeitet im Institut zur Erforschung des globalen Wandels an der Tschechischen Akademie der Wissenschaften.

„Wenn man die Zahl meteorologischer Messstationen heranzieht und die Anzahl der in 30 Jahren gemessenen tropischen Tage multipliziert, kommt man zu einer hohen Ziffer. Das einzige, was daraus folgt, ist die Tatsache, dass die Zahl der tropischen Tage steigt. Von dieser Entwicklung wissen wir jedoch schon lange. Auf unserer Webseite, in der wir über den Klimawandel berichten, werden die Zahlen der tropischen Tage deshalb im Durchschnitt jeweils für die einzelnen Regionen präsentiert.“

Illustrationsfoto: Juan Pablo Bertazza,  Radio Prague International

Denn es besteht Trnka zufolge ein großer Unterschied darin, wie sich die Zahl der tropischen Tage in den warmen Regionen – das heißt Südmähren, Elbe-Tal, Prag und Umgebung – im Vergleich zu den anderen Regionen wie die Böhmisch-Mährische Höhe entwickelt. So sei festzustellen, dass tropische Tage in den warmen Regionen bereits bisher keine Ausnahme bildeten. In Höhenlagen über 600 Meter würden sie zudem nur in absoluten Ausnahmefällen verzeichnet.

„Es ist nur logisch, dass in den wärmsten Regionen eine höhere Zahl tropischer Tagen gemessen wird. In den Jahren 1981 bis 2010 wurden in Südmähren jedes Jahr im Schnitt zwölf bis 15 und auf der Böhmisch-Mährischen Höhe zwei bis drei tropische Tage verzeichnet. In Südmähren ist es im Durschnitt um zwei Grad Celsius wärmer als anderswo in Tschechien. Die Temperaturgrenze von 30 Grad Celsius wird dort natürlich häufiger überschritten. Wenn man diesen Grenzwert nun auf 32 oder 35 Grad abändert, sinkt die Zahl der extrem warmen Tage dramatisch. Betont werden muss aber auch, dass die Grenzen wegen des fortschreitenden Klimawandels öfter als früher überschritten werden.“

Der Experte macht zudem noch auf zwei weitere Dinge aufmerksam:

Illustrationsfoto: Lenka Žižková,  Radio Prague International

„Ein tropischer Tag an sich stellt in Mitteleuropa nichts Außerordentliches dar. Er ist nicht besonders gefährlich, wenn die Menschen ihr Tagesprogramm dem warmen Wetter anpassen. Als Bioklimatologe sehe ich ein weitaus größeres Problem in der Kombination mehrerer tropischer Tage hintereinander. Dadurch erreicht die Temperatur nicht nur mehr als 30 oder sogar 35 Grad Celsius, sie sinkt auch in der Nacht nicht herab. Ein dermaßen warmes Wetter erschöpft die Kapazität der Gebäude, die in der Folge keine Abkühlung mehr bieten können. Nach drei Tagen ist es schon überall warm, und dies stellt ein Risiko dar.“

Autoren: Martina Schneibergová , Tomáš Pavlíček
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