Schneemangel im Winter: In Tschechien droht erneut eine Dürre
Seit über zehn Jahren verfolgen Klimaforscher im Rahmen eines speziellen Projekts, wie sich in Tschechien das Problem der Dürre entwickelt. Nun haben sie den aktuellen Winter ausgewertet und einen Ausblick auf das Frühjahr gegeben. Demnach fehlt vor allem der Schnee. Warum ist das aber ein Problem?
Eigentlich ist das Wetter in Tschechien derzeit nicht zu trocken. Die Wissenschaftler sind dennoch beunruhigt…
„Die Niederschläge pro Monat liegen derzeit auf einem normalen Niveau. Doch es gibt ein großes Aber: Und zwar geht zumeist nur Regen nieder. Die Schneedecke ist also nicht ausreichend, und sie befindet sich vorrangig in höheren Lagen“, sagt der Klimaforscher Zdeněk Žalud von der tschechischen Akademie der Wissenschaften.
Žalud und seine Kollegen informieren mit dem Projekt „Intersucho“ seit 2012 online über die Entwicklung der Dürre in Tschechien, Europa und den USA.
Die geringe Schneedecke hierzulande ist eine Folge der milden Witterung zwischen Weihnachten und Ende Januar.
„Dabei ist Schnee von grundlegender Bedeutung für die Natur und die Landwirtschaft. Denn zum einen schützt er die Pflanzen vor Frost – und der Winter ist ja noch nicht vorbei, weswegen nun sogenannte Kahlfröste drohen. Zum anderen fungiert der Schnee, wenn es taut, als Wasserreservoir für die Vegetation im Frühjahr“, so Žalud.
Kahlfröste sind Minustemperaturen, die direkt auf die oberste Bodenschicht und die Pflanzen einwirken, weil der Schnee fehlt. Sollten diese im März oder April kommen, könnten Bodenfrüchte geschädigt werden – vor allem der Winterweizen und der Winterraps.
Doch der Schnee fehlt – wie erwähnt – genauso als feuchtigkeitsspendendes Element. Der Bioklimatologe Miroslav Trnka vom Institut zur Erforschung des globalen Wandels an der Akademie der Wissenschaften koordiniert das Internetportal „Intersucho“ und erläutert:
„Wenn das Wasser nicht in Form von Schnee gebunden wird und stattdessen Regen fällt, wird zwar die Oberfläche des Bodens befeuchtet, aber das Wasser fließt auch ab. Derzeit erleben wir, dass der Wasserstand von Bächen und Flüssen hierzulande höher liegt als sonst zu dieser Jahreszeit bei normalem Niederschlag. Das heißt, es droht später im Jahr Wassermangel. Darüber entscheiden werden die Niederschlagsmengen im Frühjahr.“
Angesichts der Klimaentwicklung in Mitteleuropa in den vergangenen Jahrzehnten befürchten die Experten, dass auch dieses Jahr schon früh in Tschechien eine Dürre einsetzen könnte. Der Trend jedenfalls spreche dafür, sagt der Klimaforscher Pavel Zahradníček:
„In den 1960er Jahren gab es hierzulande in der Regel nur zehn Tage mit tropischen Temperaturen im Jahr. Seitdem ist die Durchschnittstemperatur um zwei Grad Celsius angestiegen, und wir haben jährlich 30 Hitzetage. Wenn sich die Durchschnittstemperatur um weitere zwei Grad erhöht, werden es 60 Hitzetage sein, und bei vier Grad mehr sind es sogar 90 solcher Tage. Die Folge sind längere Dürreperioden.“