Weniger Schulden durch Finanzerziehung

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Die Privatverschuldung ist in Tschechien ein massives Problem. Manchmal fängt das in Kinderjahren an, denn oft tappen schon Minderjährige in die Schuldenfalle. In Kursen an ihren Schulen lernen mittlerweile die Jugendlichen aber, wie man mit seinem Geld umgeht.

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Das Familienbudget planen, Kosten kalkulieren, den Umgang mit Bargeld und Kreditkarte lernen – das ist das Ziel von Projektstunden an zahlreichen tschechischen Schulen. Kurz gesagt: Die Kinder sollen lernen, mit Geld umzugehen. Das ist laut einer Studie des Kreditinstituts ČSOB auch nötig, denn demnach haben nur zehn Prozent der tschechischen Jugendlichen einen Überblick über die Welt der Finanzen. Das sagen übrigens auch Zahlen der OECD, diese attestieren gerade einmal zwölf Prozent der 15-Jährigen in ihren Mitgliedsländern gute Kenntnisse in Geldfragen. Laut Martina Bacíková kann man nicht früh genug mit der Finanzerziehung anfangen. Die Ökonomin hat das Institut für Wirtschaftserziehung in Prag gegründet:

„Ich glaube, dass die Schule dabei eine gewaltige Rolle spielt. Alle Studien in die Richtung zeigen, dass die Kinder den Umgang mit Geld vor allem in der Familie lernen. Wenn ein Kind aber in den Eltern kein richtiges Beispiel hat, wie man mit seinen Finanzen haushaltet, dann ist der Zug schnell abgefahren. Denn irgendwann ist es zu spät, und dann sind Schwierigkeiten vorprogrammiert.“

Martina Bacíková  (Foto: YouTube Kanal 6Ftalks)
Nach wie vor ist die Privatverschuldung hierzulande ein großes Problem. Rund 900.000 Menschen können die Forderungen ihrer Gläubiger nicht mehr begleichen und leben in Pfändung. Doch auch bei den Minderjährigen gibt es alarmierende Zahlen: Rund 6000 Kinder und Jugendliche starten schon mit massiven Schulden ins Leben. Derzeit wird über ein Gesetz verhandelt, das die Ansprüche auf die Erziehungsberechtigten umleiten soll. Martina Bacíková sieht die Pflicht des Staates aber vor allem darin, eine Verschuldung von Minderjährigen durch mehr Bildung zu verhindern:

„Finanzen sind ja in den Lehrplänen des Bildungsministeriums enthalten. Es gibt jedoch keine verbindliche Vorgabe für die Schulen, wie und in welchen Fächern der Stoff letztlich unterrichtet werden soll. Die Schulen haben also freie Hand, und die Finanzen finden sich irgendwo zwischen den Fächern wieder. Zinsen lernt man in der Mathematik und das Hauhalten an sich in irgendwelchen sozialwissenschaftlichen Fächern.“

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Der richtige Zugang zu den Finanzen in der Schule würde aber oft an fehlenden Kapazitäten scheitern, so Martina Bacíková pessimistisch. Man würde in diese Richtung einfach nicht genug investieren. Deshalb übernehmen unter anderem Banken die Finanzerziehung an öffentlichen Lehreinrichtungen. Was rät aber die Expertin, wie man seinen Kindern daheim den Umgang mit Geld beibringt? Man sollte ihnen auf jeden Fall ausreichend Taschengeld geben, meint die Wirtschaftswissenschaftlerin:

„Als Elternteil – oder auch als Lehrer – muss man mit dem Kind darüber reden, wie es sein Geld ausgibt. Man darf ihm aber nicht vorschreiben, was es sich davon kaufen soll. Auch für die Eltern hat das einen Vorteil. Wenn der Sohn oder die Tochter etwas unbedingt will, dann muss man nicht mehr selbst in die Tasche greifen. Das Kind hat nämlich seine eigenen Finanzen, und man kann ihm klarmachen, wie viel Geld ihm noch fehlt für den Kauf. Ansonsten kann man ihm raten, noch ein bisschen auf die gewünschte Sache zu sparen.“

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Und auch auf die typische Anmerkung: „Papa, das Geld kommt doch aus dem Automaten“, weiß Martina Bacíková ein gutes Rezept:

„Gerade viele Grundschüler glauben, dass Geld im Bankomaten gedruckt wird. Wenn Kinder aber ein Taschengeld haben, dann wissen sie, dass man sich sein Geld irgendwie verdienen muss. Manche Eltern gehen sogar so weit, dass sie ihren Nachwuchs für Hausarbeit oder gute Noten entlohnen.“