Alarmierende Ergebnisse: Finanzieller Analphabetismus bei Schülern in Tschechien
Die tschechische Schulinspektion hat in einem umfangreichen Test ermittelt, wie gut Schüler der Sekundarstufe mit Geld umgehen können. Nun wurden die Ergebnisse veröffentlicht, und sie sind teils alarmierend.
Finanzielle Bildung – die gibt es an tschechischen Schulen nur wenig. Im Herbst vergangenen Jahres wurden daher die Zehntklässler zu dem Thema getestet. Über 26.000 Schüler aus 370 Schulen des Landes beteiligten sich an der Erhebung, die online durchgeführt wurde.
Insgesamt 59 Prozent der Teilnehmenden bestand den Test. Dabei zeigte sich, dass ein Drittel der Getesteten sogar sehr gut weiß, wie man sicher mit dem eigenen Geld umgeht. Aber jeder Fünfte habe große Wissenslücken aufgewiesen, hieß es. Bei Gymnasiasten ist das Problem demnach nicht so groß, anders als bei weiterführenden Schulen mit Berufszweig.
„Das ist die Gruppe der Schüler, die als erste auf den Arbeitsmarkt geht“, warnte Tomáš Zatloukal, der Leiter der zentralen Schulinspektion, am Dienstag bei einer Pressekonferenz.
Die Testfragen kamen aus fünf Kategorien. Am meisten Treffer hatten die Schüler bei den Antworten in den Bereichen Steuern, Privatfinanzen und Finanzprodukte. In einem Interview für das öffentlich-rechtliche Tschechische Fernsehen erläuterte Zatloukal weiter:
„Die größten Probleme haben die Schüler paradoxerweise mit Angelegenheiten, mit denen sie fast täglich konfrontiert sind. Das ist beispielsweise Internet-Banking, bei dem sie sich risikohaft verhalten. Oder beim Zahlen mit der Karte. Ein anderer Schwachpunkt hat sich bei der möglichen Aufnahme von Krediten gezeigt – also in der Einstellung dazu, was man sich in welcher Lage finanziell leisten kann.“
Im Übrigen erhalten die Schüler ihre Hauptinformationen über den Umgang mit Geld in ihrem Elternhaus. Über 70 Prozent der Befragten kreuzten beim Test das entsprechende Feld an. Der Unterricht an den Schulen rangiert hingegen erst an vierter Stelle. Und so wundert es wenig, dass gerade Kinder und Jugendliche aus ärmeren und weniger gebildeten Elternhäusern am wenigsten finanziell bewandert sind. Der Schulinspektor sieht hier ein gesellschaftliches Problem von großer Tragweite.
„Wenn wir uns nicht ausreichend um den finanziellen Analphabetismus bei Schülern kümmern, dann kann dies ihre Lebensqualität negativ beeinflussen. Sie könnten in sehr unangenehme Lebenslagen geraten. Dies wird dann auch mit hohen gesellschaftlichen Kosten verbunden sein“, so Zatloukal.
Tatsächlich sind hierzulande rund 700.000 Menschen in Privatinsolvenz. Das entspricht 6,5 Prozent der Bevölkerung. Allerdings liege das Problem längst nicht nur am unzureichenden Wissen über den Umgang mit den Finanzen. Ein Problem sei genauso das System an sich, sagte im März der anerkannte Schuldenexperte Radek Hábl in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks. Wer zum Beispiel nur 10.000 Kronen (415 Euro) Rente bekomme, könne sein Leben einfach nicht finanzieren, so Hábl. Der Fachmann leitet das von ihm gegründete Institut für die Prävention und Lösung von Überschuldung (Institut prevence a řešení předlužení).
Doch zurück zu den Schulen. Diese seien alarmiert von den Ergebnissen der Umfrage unter den Zehntklässlern und würden über Abhilfe nachdenken, sagte Zatloukal:
„Die Schulen wollen in bedeutendem Umfang nun externe Partner einbinden. Das ist auf der einen Seite gut, auf der anderen Seite sind das aber nur einmalige Bildungsmaßnahmen. Es sollen aber auch die Lehrer mehr zu diesem Thema ausgebildet werden. Wichtig ist jedoch, dass die Schulen den Umgang mit Geld in unterschiedliche Unterrichtsfächer integrieren wollen.“
Der nächste Test zum Umgang der Heranwachsenden mit Geld ist in vier Jahren geplant.