Wer spielen will, muss fühlen – Schmerzhafte Ausstellung in Prag

Das Kölner Künstlerduo Volker Morawe und Tilman Reiff schafft es, einen Museumsbesuch zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen. Derzeit läuft die Ausstellung ‚No Pain No Game‘ im Nationalen Technikmuseum in Prag. Geworben wird mit dem Slogan ‚Die schmerzhafteste Ausstellung der Welt‘. Zehn selbstkonzipierte Spielkonsolen stehen zum Spielen bereit.

Volker Morawe und Tilman Reiff  (Foto: Archiv von Volker Morawe und Tilman Reiff)
Das Motto lautet: Interaktion statt Isolation. Jeder darf ausprobieren, mitmachen und spielen. Für die Künstler ist es die weltweit erste Einzelausstellung, erzählt Tilman Reiff:

„Es ist für uns auch eine Premiere, da wir noch nie so viele unserer Arbeiten gleichzeitig in einem Raum aufgebaut hatten. Selbst unser Studio ist so klein, dass wir maximal nur zwei Arbeiten aufbauen können. Manche passen sogar überhaupt nicht rein. Es ist für uns auch eine tolle Erfahrung, das alles auf einmal spielen zu können. Ich denke auch, dass es für Leute, die unsere Arbeiten noch gar nicht kennen, eine großartige Erfahrung sein wird. Toller als für uns.“

So gibt es beispielsweise eine Kugel, die mit dem eigenen Gesang durch ein Labyrinth gelenkt oder das berühmte Nokia-Spiel „Snake“, das mit vollem Körpereinsatz gespielt werden muss.

Foto: Offizielle Facebook-Seite des Nationalen Technikmuseums in Prag
„Man muss selber mit den Arbeiten interagieren und sie ausprobieren, um diese besondere Erfahrung zu machen. In einem spielerischen Zusammenhang nähert man sich den Arbeiten. Anschließend hat man die Möglichkeit, das zu reflektieren. Die Auseinandersetzung ist eine andere. Wenn man normalerweise eine Ausstellung besucht, muss man sich bereits im Vorfeld über den Künstler schlau machen und sich fragen, was er mir eigentlich damit sagen will. Oft versteht man die Werke erst, wenn man den Hintergrund des Künstlers kennt. Wir versuchen das Ganze umzudrehen, indem die Besucher die Werke spielerisch erfahren, sich damit auseinandersetzen“, sagt Tilman Reiff.

Foto: Offizielle Facebook-Seite des Nationalen Technikmuseums in Prag
Die Idee ihrer populärsten Konsole könnte aus einem James Bond Film stammen. In „Sag niemals nie“ wird der Verlierer eines Computerspiels mit Elektroschocks bestraft. Wer als erstes den Joystick loslässt, hat verloren. Ähnlich funktioniert die Spielekonsole der Künstler, die sogenannte ‚PainStation‘. Die Gegner stehen sich gegenüber und spielen ein virtuelles Spiel, mit echten Schmerzen. Gezockt wird, bis die Hände bluten. Alles, was die Künstler konzipieren, entpuppt sich als wahrer Publikumsmagnet. Dabei ist ihnen besonders wichtig, dass ihre Werke für jedermann zugänglich sind:

„Unsere Kunst könnte als ‚Pop Media Art‘bezeichnet werden, das heißt, wir machen Medienkunst auch für den Normalbürger erfahrbar. Es muss nicht immer alles auf Hochkultur und für Intellektuelle gemacht sein. Wir hatten auch schon mal den Fall, dass Lehrer dies zum Gegenstand ihres Unterrichts gemacht und sich gefragt haben, was passieren kann, wenn die Maschine zurückschlägt. Es gibt auf jeden Fall viele Ansatzpunkte, die man darin sehen kann.“

Mit ihren Konsolen bewegen sich die Künstler an der Schnittstelle zwischen Kunst und Spiel, Medienkritik und Unterhaltung. Dabei kann es auch passieren, dass ihre Werke aus rechtlichen Gründen gar nicht ausgestellt werden dürfen, so der Künstler:

„Zum Beispiel durfte man in den USA die PainStation überhaupt nicht spielen, da sich dies wegen der rechtlichen Lage kein Museum getraut hat. In San Francisco stand dann eben immer ein Rechtsanwalt daneben, bei dem die Leute vorher unterschreiben mussten, dass sie das Museum nicht verklagen, falls sie tot umfallen.“

Die Ausstellung ‚No Pain No Game‘ ist eine Kooperation mit dem Prager Goethe-Institut und bis zum 8. Februar im Nationalen Technikmuseum in Prag zu sehen. Danach wandert sie bis 2016 weiter nach Budapest, Bratislava, Košice, Tallinn und Vilnius.


All diejenigen, die jetzt Lust bekommen haben, aber nicht zur Ausstellung können, dürfen sich hier austoben: http://www.goethe.de/ins/pl/lp/prj/spi/spi/onl/en13114164.htm

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