Wie sich Ex-Premier Zeman in der Politik geirrt hat
Ex Premier Milos Zeman gibt mit Hingabe den rumpeligen Alten. Sein neues Buch, das am Dienstag offiziell präsentiert wurde, enthält nicht nur politische Erinnerungen, sondern auch kräftige Beschimpfungen - mit Vorliebe gegen die eigenen Parteigenossen. Was man als Privatmeinung eines Politrentners durchgehen lassen könnte, wenn nicht Vizepremier Zdenek Skromach bei der Präsentation als Buchpate aufgetreten wäre. Mehr von Thomas Kirschner.
"Es gibt sicherlich eine Führungskrise, auch wenn einige Leute lieber den Kopf in den Sand stecken und das in Abrede stellen. Aber ich habe gesagt, dass ich im Fall einer Krise der Sozialdemokratie gern helfe."
Wie Zeman hilft, erfreut allerdings nicht alle Sozialdemokraten. Statt staatsmännischen Alterweisheiten finden sich in dem Buch Charakterisierungen, die üblicherweise als nicht druckreif gelten. Schuministerin Petra Buzkova wird so etwa mit Bezeichnungen belegt, die man wohl als "faules Stück" und "Schlampe" übersetzen muss. Aus seiner Abneigung zu Premier Gross hat Zeman ohnehin nie einen Hehl gemacht:"Stanislav Gross lebt nicht für die Sozialdemokratie, sondern von der Sozialdemokratie. Stanislav Gross lebt nicht für die Politik, sondern von der Politik."
Ausgerechnet Gross´ Stellverteter, der Vizepremier und Sozialminister Zdenek Skromach, hat bei der Präsentation des Buches am Dienstag die Rolle des Buchpaten übernommen. Mit den fraglichen Formulierungen hat Skromach keine Probleme: Das sei eben Zemans Ausdrucksweise, seine Art sich abzureagieren, so Skromach in einem BBC-Interview. Zu einer Beruhigung der angespannten Lage in der Regierung dürften die Äußerungen nicht beitragen. Aber das liegt womöglich auch gar nicht im Interesse Skromachs, der auf dem CSSD-Parteitag im März gegen Gross um den Parteivorsitz kandidieren will. Immer wieder wird auch über die Rückkehr von Milos Zeman an die Parteispitze spekuliert. Der aber hat nach eigenen Worten gar keine Lust, seine selbst gewählte Waldeinsamkeit zu verlassen."Ich war acht Jahre lang Vorsitzender der CSSD und habe meine Arbeit da gemacht. Jetzt sind andere an der Reihe."