Abschiedsbesuch bei Zeman: Österreichs Bundespräsident Van der Bellen in Prag
Am 8. März endet die zweite Amtszeit von Miloš Zeman als Staatspräsident Tschechiens. Vor dem Ausscheiden aus der Funktion hat er zuletzt mehrere Abschiedstermine mit anderen Staatsoberhäuptern absolviert. Am Donnerstag wurde auch Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen in Prag empfangen.
Bereits am Mittwochabend reiste Österreichs Bundespräsident, Alexander Van der Bellen, mit dem Zug von Wien nach Prag. Die Eisenbahnverbindung zwischen den beiden Städten sei ein Symbol für die gute Nachbarschaft Tschechiens und Österreichs und ein Stück Europa, teilte das Staatsoberhaupt via Twitter mit.
Am Donnerstagvormittag wurde Van der Bellen dann gemeinsam mit seiner Ehefrau, Doris Schmidauer, mit militärischen Ehren von Tschechiens Staatspräsident Miloš Zeman auf der Prager Burg empfangen.
Die Gespräche zwischen den beiden Staatsoberhäuptern liefen allem Anschein nach harmonisch ab…
„Unsere Zusammenarbeit auf bilateraler, regionaler und europäischer Ebene ist ausgezeichnet. Der Handel und die Investitionen zwischen beiden Ländern sind auf einem historisch hohen Niveau“, lobte Van der Bellen im Anschluss. Auch Tschechiens Staatspräsident Zeman betonte die gute Kooperation mit dem Nachbarn:
„Die Beziehungen zwischen beiden Ländern sind gänzlich konfliktfrei und sehr freundschaftlich. Nur ein Thema trennt uns mitunter. Sie ahnen sicher, dass ich dabei an die Atomenergie denke. Doch ich bin der Ansicht, dass Freunde miteinander auch diskutieren können müssen.“
Van der Bellen unterstrich ebenso, dass die unterschiedlichen Ansichten in Sachen Atomkraft nicht zwingend ein Hindernis sein müssten. In Österreich sei man mit dem Informationsaustausch rund um die Akws in Dukovany und Temelín zufrieden. „Solang das der Fall ist, können wir darin übereinstimmen, in diesem Punkt unterschiedlicher Meinung zu sein“, so der Bundespräsident.
Nicht unterschiedlicher, sondern einer Meinung war man in Sachen Infrastruktur. So bestehe etwa bei der Autobahnverbindung zwischen den beiden Ländern Nachholbedarf, betonte Zeman:
„Sei es zwischen Linz und Prag oder zwischen Brünn und Wien: Beide Seiten betonen immer wieder, dass diese Straßenbauten schnellstmöglich abgeschlossen werden sollen. Die Realität hinkt dem aber hinterher.“
Im Hinblick auf den Krieg in der Ukraine hob Tschechiens Präsident hervor, dass Österreich aufgrund seiner militärisch neutralen Haltung eine Vermittlerrolle einnehmen könne.
Bestandteil des Treffens der beiden Präsidenten war auch die gegenseitige Verleihung der jeweils höchsten Staatsauszeichnung. So verlieh Zeman Van der Bellen den Orden des Weißen Löwen, Van der Bellen wiederum vergab das Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich an Zeman.
Für den österreichischen Präsidenten standen in Prag auch Treffen mit Premier Petr Fiala (Bürgerdemokraten) sowie mit dem Vorsitzenden des Senats, Miloš Vystrčil (Bürgerdemokraten), an. In einem Lokal auf der Prager Kleinseite kam Van der Bellen zudem bei einem Bier mit Tschechiens designiertem Staatspräsidenten Petr Pavel zusammen. Dieser wird am 9. März vereidigt.
Wegen seines Ausscheidens aus dem Amt hat sich Miloš Zeman in den vergangenen Wochen von mehreren Staatsoberhäuptern verabschiedet. Am Montag sprach er in einem Videotelefonat mit dem deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier. Zuvor traf Zeman persönlich in der Slowakei auf Präsidentin Zuzana Čaputová. Im tschechisch-polnischen Grenzgebiet kam es zudem zum Austausch mit Andrzej Duda, dem Präsidenten des nördlichen Nachbarlandes. Und am Freitag empfing Zeman in Prag Katalin Novák, die Staatspräsidentin Ungarns.