Wie sieht mögliche Militärhilfe von Seiten Tschechiens aus?
Tschechien, neben Polen und Ungarn einer der jüngsten NATO-Partner, will also im proklamierten Bündnisfall nicht nur Gewehr bei Fuß stehen, sondern auch konkrete militärische Hilfe leisten. Wie aber soll diese Militärhilfe des kleinen mitteleuropäischen Staates aussehen, dessen Armee immer nur Rückständigkeit nebst veralteter Technik nachgesagt wird. Darüber informiert Sie Lothar Martin.
Der tschechische Premier Milos Zeman hatte es in seiner Ansprache bereits verkündet - Tschechien wird Bewährtes und etwas ganz Spezielles in die Waagschale werfen. Die bewährten Kräfte sind die antichemischen Einheiten und das 6. Feldlazarett. Letzteres mit seinem flexiblen Chirurgenteam kam bereits erfolgreich im Golfkrieg und beim Erdbeben in der Türkei zum Einsatz. Der Befehlshaber des militärischen Sanitätsdienstes der Tschechischen Armee, Jan Petrás, weiß zudem folgendes zu dieser Einrichtung zu sagen: "Dem Feldlazarett gehören insgesamt 112 Personen an. Es ist in der Lage, eine große Bandbreite an erster Hilfe zu gewährleisten, und zwar bis zu drei Tagen ohne Auffüllung von Materialien. Seine Logistik wird selbstverständlich vor Ort sichergestellt."
Für den operativen Einsatz im Rücken des Feindes kommt jedoch nur eine Einheit in Frage, die - ähnlich der US-amerikanischen Delta Force - bisher vor den Augen der Öffentlichkeit geheim gehalten wurde. Es ist die 6. Brigade einer speziellen Aufklärereinheit aus Prostejov, die allerhöchsten internationalen Ansprüchen standhalten soll und daher von Verteidigungsminister Jaroslav Tvrdík als d i e Eliteeinheit der Tschechischen Armee bezeichnet wurde. Wörtlich sagte der Verteidigungschef: "Es ist die beste Einheit der Tschechischen Republik. Möglicherweise kann sie hinsichtlich ihrer Ausstattung nicht ganz mit den modernsten technologischen Trends in den USA mithalten, aber sie ist völlig auf eine Stufe zu stellen mit ähnlichen Einheiten der Allianz, zum Beispiel der britischen SAS. Sie trainiert regelmäßig mit den Einheiten der NATO-Bündnispartner und hat dabei gezeigt, dass sie denen nicht nur ebenbürtig, sondern in einigen Dingen durchaus überlegen ist."
Wie dem auch sei, Tvrdík sprach voller Stolz davon, dass die Tschechische Armee nicht nur ein - oft zu Recht - kritikwürdiger Haufen ist, sondern auch kleine und sehr effiziente Verbände moderner Prägung in ihren Reihen hat. Davon wollen sich am Donnerstag auch Ministerpräsident Milos Zeman und der US-amerikanische Botschafter in Tschechien Greg Stapleton überzeugen, die der Einheit in Prostejov einen Besuch abstatten werden. Verteidigungschef Tvrdík rechnet einerseits nicht damit, dass die Spezialeinheit in Bälde in Afghanistan zum Einsatz kommen wird, da - so Tvrdík - das eingespielte Zusammenwirken zwischen zwei Armeen mit der gleichen Kommunikationssprache, wie es die Amerikaner und Briten erneut demonstrieren, zur Zeit tatsächlich die beste Lösung sei. Andererseits aber seien die in Frage kommenden tschechischen Soldaten auf alles vorbereitet, sich des hohen Anspruchs ihrer möglichen Aufgabe bewusst einschließlich dessen, dass sie diese mit ihrem Leben bezahlen könnten. Dennoch seien sie bereit, sich einer solchen Aufgabe zu stellen, und das wisse er hoch einzuschätzen, sagte Tvrdík. Die tschechische Komponente ist also auf den Bündnisfall durchaus gut vorbereitet.