Wiederaufbau im Irak: Derzeit nur eingeschränkter Handlungsspielraum für tschechische Wirtschaft?

Wiederaufbau im Irak (Foto: CTK)

Die Linderung der Kriegsfolgen und der Aufbau einer Nachkriegsordnung im Irak standen für die Tschechische Republik stets weitgehend im Zeichen humanitärer Aspekte. Nun aber zeichnet sich bereits ein Kampf um die besten Plätze für die Wirtschaft im neu zu organisierenden Irak ab. Und da könnte Tschechien leicht ins Hintertreffen geraten. Gerald Schubert berichtet:

Wiederaufbau im Irak  (Foto: CTK)
Eine wichtige Rolle beim Wiederaufbau und bei der Etablierung neuer Strukturen im Irak spielen naturgemäß wirtschaftliche Belange. Und an Interessenten, die sich in Form von Investitionen, Übernahmen von Aufträgen oder Partnerschaften mit anderen im Irak tätigen Firmen an diesem Aufbauwerk beteiligen wollen, mangelt es derzeit nicht. Doch so unterschiedlich die internationale Zustimmung zum Vorgehen der USA und Großbritanniens im Verlauf des Konfliktes war, so unterschiedlich wird wohl auch die Chancenverteilung sein, wenn es für Unternehmen aus diversen Ländern darum geht, sich ein Stück des Kuchens im Nachkriegs-Irak zu sichern. US-amerikanische und britische Firmen werden hier gewiss die Nase vorn haben. Wie sieht dies aber für tschechische Firmen aus? Der Generaldirektor der Agentur CzechTrade, Martin Tlapa, gegenüber Radio Prag:

"Was die gegenwärtigen Möglichkeiten dort betrifft, so berät die Regierung am Mittwoch über ein eigenes System der Beteiligung tschechischer Firmen am Wiederaufbau des Irak. Sie sucht auch noch Budgetreserven, um hier einige Projekte zu unterstützen. Die Firmen haben jedenfalls schon jetzt die Möglichkeit, sich auf der gemeinsamen Website des Ministeriums für Industrie und Handel und der Agentur CzechTrade zu registrieren. Sie können dort ihr Unternehmensprofil angeben, und auch, in welchem Bereich der Zusammenarbeit sie ihre Kapazitäten oder Waren anbieten können."

Wiederaufbau im Irak  (Foto: CTK)
Die Möglichkeiten der tschechischen Wirtschaft und die Bereitschaft der Regierung, dieser im Irak etwas auf die Sprünge zu helfen, könnten jedoch unterm Strich nicht ganz ausreichend sein, um den derzeit manchmal hörbaren Zweckoptimismus zu rechtfertigen. Denn zu der von den USA initiierten Konferenz zum Wiederaufbau des Irak wurde neben Großbritannien und Australien nur noch Polen eingeladen. Und auch die Slowakei genießt derzeit sichtlich mehr Wohlwollen von US-amerikanischer Seite als Tschechien. Die Slowaken hätten bereits an der Seite der USA gestanden, als andere noch zögerten, so verlautbarte kürzlich George Bush. Dass die Tschechen in der gemeinsamen Antichemiewaffeneinheit mit deutlich mehr Soldaten vertreten waren als die Slowaken, spielte dabei offenbar keine Rolle. Um die internationale Rhetorik geht es, und die war ja in Tschechien oft zögerlich oder uneinheitlich.

Aber dennoch: Auf lange Sicht könnte es sich ja für Tschechien auch auszahlen, sich mehr an den neuen europäischen Partnern zu orientieren. Auch wenn diesmal eine etwas unentschlossene Optik in der internationalen Positionierung des Landes der Preis war. Bedingungslose Solidarität mit den USA ist für ein künftiges EU-Mitglied bestimmt nicht die einzige Möglichkeit, zur Belebung der Wirtschaft beizutragen.