"Wir müssen zusammenhalten"

Wir müssen zusammenhalten

Der deutsche Kinogänger könnte fast denken, dass im Nachbarland Tschechien keine Filme mehr gedreht werden. Dem ist natürlich nicht so. Jährlich werden ca. 15 Filme produziert. Äußerst selten schafft es aber ein tschechischer Streifen auf die deutschen Leinwände. Der letzte Erfolg, der dem deutschen Publikum ein Begriff sein könnte, war die Oskar-gekrönte Tragikomödie "Kolja", die vor ungefähr 5 Jahren in die deutschen Kinos kam. Ludmila Clauss stellt Ihnen jetzt einen neunen tschechischen Film vor, der wieder mal einen internationalen Durchbruch schaffte und der am Donnerstag auch in Deutschland anläuft.

"Wir müssen zusammenhalten" - so lautet der Titel des Films. In einer tschechischen Kleinstadt, 1943, lebt ein kinderloses Ehepaar, Josef und Marie Cízek. Hin und wieder bekommen sie Besuch vom Sudetendeutschen Horst, der unter den Nazis Karriere machte. Josef Cízek ist ein tschechischer Patriot, ein wenig missmutig und lethargisch.

Er ist alles andere als ein Held. Doch plötzlich - wenn auch ohne wirkliche Überzeugung - zeigt er Zivilcourage. Er und seine Frau verstecken den Juden David in ihrer geheimen Speisekammer. Das Leben der unfreiwilligen Helfer wird vor allem durch die überfallartigen Besuche von Horst gefährdet...

Die Story des Films hört sich vielleicht nicht besonders originell an. Was aber der Regisseur Jan Hrebejk mit seinem Team aus dem Stoff, der auf wahren Geschichten basiert, gemacht hat, ist alles andere als gewöhnlich. Erzählerisch wie auch visuell ist ihm ein wunderschöner Film gelungen. Eine schwarze Komödie voller grotesker Verwicklungen und unerwarteter Wendungen. Eine Komödie, bei der dem Zuschauer mehr als einmal das Lachen im Halse stecken bleibt.

Der junge Regisseur Jan Hrebejk sagte uns über seinen Film:

"Es ist in gewisser Weise ein Film über das Heldentum, das in jedem Menschen drin ist. Es geht zum Beispiel darum, dass - wenn die Zeiten für die Menschen sehr kompliziert und schwer sind - ja, dass auch so was wie ein unnachgiebiger Anstand plötzlich zum Heldentum werden kann. Wissen Sie, bei uns ist das Heldentum, mehr als ein Problem der Ideologie oder der Konzeption, eine Sache der Improvisation. Und davon handelt der Film. Von Menschen, die sich in einem wichtigen Moment ihres Lebens nicht als Schweine verhalten können. Und das ist ihre Heldentat."

Heldentum und Kollaboration, Großmut und Feigheit vermischen sich und machen es dem Zuschauer schwer, wenn nicht gar unmöglich, über die Protagonisten ein Urteil zu fällen.

Ist es ein Film, der in erster Reihe vom Holocaust handelt oder geht es darin vielmehr um die Tschechen und die Deutschen?, fragten wir Jan Hrebejk.

"Ich denke es ist ein Film, der viel über die Tschechen sagt. Der Film erzählt weniger über den Holocaust. Auch geht es darin nicht vordergründig um die Deutschen oder die Juden. Es ist ein Film über die Tschechen. Und ich denke, dass in dem Film typische Verhaltensweisen der Leute hier wiederzufinden sind. Sowohl in guter wie auch in schlechter Hinsicht."

Der Film verurteilt niemanden. Er leidet mit den Figuren, die alle in gewisser Weise tragisch sind und bricht dies sogleich mit der absurden Komik, die aus Verzweiflung geboren wird.

In Tschechien hat das ironische Erzählen über ernste Themen Tradition. Auch Jan Hrebejk balanciert mit großer Sensibilität auf der Grenze zwischen Lachen und Weinen und schüttelt nebenbei festgefahrene Filmklischees von bösen Nazis und guten Widerständlern durch. Kritik und Publikum dankten es ihm mit vielen Preisen und - im vergangenen Jahr - mit einer Oskar-Nominierung.

Autor: Ludmila Clauss
abspielen