„Wir sind Bindeglied zwischen Prag und Wien“ – das Compress-Büro

Ein knappes Dutzend Auslandsbüros unterhält die Stadt Wien, vorwiegend in den Ländern Ost- und Mitteleuropas. Neben der Präsentation der österreichischen Bundeshauptstadt vermitteln diese Außenstellen auch Zusammenarbeit bei der Lösung von aktuellen Problemen - und das in beiden Richtungen. Betrieben werden sie von der Agentur Compress. Daniel Kortschak hat mit dem Leiter des Prager Compress-Büros, Jan Krčmář, gesprochen.

Herr Krčmář, sie sind Leiter der Compress-Büros in Prag. Welche Aufgabe hat ihr Büro?

„Compress ist das offizielle Verbindungsbüro der Stadt Wien in Prag. Es gibt elf Compress-Büros in Zentral-, Ost-, und Südosteuropa: von Prag bis Moskau über Bukarest und Sarajevo. Wir sind das Bindeglied zwischen Prag und Wien. Das bedeutet, wir leisten einerseits Medienarbeit für Wien. Wir berichten in tschechischen Medien, was in Wien geschieht. Das können Ausstellungen sein, aktuelle Projekte der Stadt, Umweltthemen und Wirtschaftsthemen. Gleichzeitig sind wir das Bindeglied zwischen der Stadt Prag und der Stadt Wien. Das heißt, wir sind Ansprechstelle für die Projekte der beiden Magistrate und auch die Anlaufstelle für alle Bürger, die sich an die Stadt Wien wenden wollen.“

Das heißt, Sie sind so eine Art Botschaft der Stadt Wien in Prag. Sind Sie direkt eine Dienststelle des Magistrats der Stadt Wien?

„Ich sage relativ ungern Botschaft, denn es gibt ja schon eine Botschaft hier. Wir sind keine Dienststelle. Wir sind eine private Agentur, so eine Art Outsourcing, die im Auftrag der Stadt Wien handelt. Seit 2005 haben wir einen Auftrag von der Stadt Wien, die Auslandsbeziehungen der Stadt Wien in elf Ländern, Zentral-, Ost-, und Südosteuropas zu führen.“

Prag
Wie läuft diese Kooperation zwischen Prag und Wien jetzt konkret ab? Sie haben einige Punkte schon aufgezählt. Können Sie und da vielleicht noch konkrete aktuelle Projekte nennen?

„Da kann ich ein ganz praktisches Beispiel nennen. Die Stadt Prag fragt sich zu Beispiel, wie in Wien gewisse Gesetze oder Vorschriften geregelt sind, Marktgesetze, Umweltthemen. Dann wenden sie sich an uns. Und wir bereiten eine Delegation des Prager Magistrats nach Wien vor. Die Prager werden in Wien empfangen, schauen sich gewisse Sachen an, verhandeln dort mit den zuständigen Politikern und Beamten und nehmen sich dann das Know-how nach Hause mit. Das funktioniert natürlich auch in die andere Richtung. Das heißt, wenn Wien bei etwas Ratschläge aus Prag möchte, wendet man sich über uns an den Prager Magistrat. Es gibt diesen Know-how-Austausch auch in der Gegenrichtung.“

Kommt das häufig vor, dass sich die Stadt Wien Anregungen aus Prag holt, oder ist eher der umgekehrte Fall üblich: dass sich Prag Anregungen aus Wien holt?

„Das ist, würde ich sagen, ziemlich gleich verteilt. Man darf jetzt nicht glauben, dass Wien für alles die Rezepte hat. Wien ist natürlich in allen Fragen, die die Lebensqualität betreffen, viel weiter als Prag. Das bedeutet aber nicht, dass Prag nicht in vielen Themenfeldern auch sehr aktuelle oder gute Lösungen hat, von denen sich Wien inspirieren lassen kann.“