Wirtschafts-Wochenrückblick: 10. bis 16. September

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Amazon beginnt mit dem Bau eines neuen Logistikzentrums bei Prag. Die Tschechischen Milchproduzenten suchen nach neuen Absatzmärkten. Das sind nur zwei Wirtschaftsmeldungen der vergangenen Woche. Die Berichte dazu sind im aktuellen WirtschaftsCzech zusammengefasst, es sind Meldungen vom 10. bis 16. September 2014.

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In Dobrovíz bei Prag wurde vergangenen Freitag der Grundstein zum Bau eines neuen Logistikzentrums von Internethändler Amazon gelegt. Die Fertigstellung ist für frühestens Juni 2015 vorgesehen, dann sollen dort 2.000 ständige Mitarbeiter sowie Saisonarbeitskräfte beschäftigt werden. Anwesend bei der Grundsteinlegung waren der Europa-Chef von Amazon, Tim Collins sowie der tschechische Industrie- und Handelsminister Jan Mládek (ČSSD). Er gab bekannt, dass sich die Regierung in Verhandlungen mit Amazon für einen zweiten Logistik-Standort befindet. Das 500-Einwohner-Dorf Dobrovíz befindet sich westlich von Prag in unmittelbarer Nähe zum Václav-Havel-Flughafen. Die von Amazon beauftragten Immobilienunternehmer Panattoni und Goodman hatten im Juni einen Kooperationsvertrag mit der Gemeinde unterzeichnet und sich zu Ausgleichsmaßnahmen in Dobrovíz verpflichtet. Vorgesehen ist unter anderem der Ausbau der Straßen, die Errichtung von Lärmschutzwänden sowie Zuschüsse an Senioren und Kinder in Höhe von jährlich umgerechnet 18.000 Euro.


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Die Tschechen kaufen immer öfter einheimische Lebensmittel. Nach Meinung von 43 Prozent der Tschechen sind deutsche Lebensmittel von ihrer Qualität her oft besser als tschechische Nahrungsmittel. Das geht aus den Ergebnissen einer Umfrage des Internetportals Kupi.cz hervor, das die Warenpreise der Handelsketten regelmäßig sondiert. 11 Prozent der Befragten äußerten indes, dass die Lebensmittel des nordwestlichen Nachbarn der Tschechischen Republik schlechter als die des eigenen Landes seien. 15 Prozent der Umfrageteilnehmer wiederum sind der Ansicht, dass deutsche Lebensmittel ziemlich teuer seien. Von den Befragten, die tschechische Lebensmittel bevorzugen, kauft sie die Hälfte von ihnen aus einem ganz patriotischen Grund – man will damit die heimischen Hersteller unterstützen.


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Dieser Vorsatz der tschechischen Konsumenten könnte auch den Molkereien hierzulande zugutekommen. Wegen des russischen Einfuhrstopps für westliche Lebensmittel ist ihnen ein wichtiger Absatzmarkt weggebrochen. Ein Ersatz für den russischen Markt könnte Chile darstellen. Das staatliche Veterinäramt hat die Bedingungen für den Export nach Chile schon ausgehandelt. Inzwischen haben vier tschechische Firmen Interesse bekundet, ihre Milchprodukte nach Chile auszuführen. Das Amt verhandelt zudem nach Angaben seines Sprechers Josef Duben mit weiteren nicht-europäischen Staaten über die Öffnung ihres Marktes für Milchprodukte aus Tschechien. Dem tschechischen Landwirtschaftsministerium zufolge werden die tschechischen Lebensmittelexporteure bis zum Jahresende um etwa 250 bis 300 Millionen Kronen (10,7 Millionen Euro) niedrigere Einnahmen haben. Am stärksten betroffen vom russischen Einfuhrstopp sind die Milchproduzenten.


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Eine weitere Konsequenz des russischen Einfuhrstopps ist ein Rückgang der Milchpreise hierzulande: Diese sind im August um etwa 20 Heller (knapp 1 Eurocent) pro Liter gesunken - das entspricht 2,2 Prozent. Es handelt sich um die erste Senkung der Preise nach mehr als zwei Jahren. Dies sagte der Vorsitzende des Milchproduzentenverbands, Jiří Kopáček. Der Preisrückgang geht laut Kopáček auf die Befürchtungen vor den Folgen von Russlands Sanktionen zurück. Die tschechischen Molkereien hatten sich zuvor bemüht, den Export von Milchprodukten nach Russland anzukurbeln. Exportiert wurden Käse, Molke, Butter sowie Trockenmilch. Russland verbot aber Anfang August unter anderem sämtlichen Import von Milch und Milchprodukten aus den EU-Ländern. Kopáček rechnet damit, dass die erhöhte Menge von Milchprodukten auf dem EU-Markt zu einer weiteren Senkung der Aufkaufpreise für Milch führen wird. Die Milchproduzenten bekamen in Tschechien Ende Juli im Durchschnitt 9,46 Kronen (0,34 Euro) pro Liter Milch.


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Das tschechische Haushaltsdefizit für 2015 liegt bei 2,6 Prozent des BIP, das entspricht etwa 100 Milliarden Kronen. Die Koalition erfüllt somit ihre Verpflichtung, das Haushaltsdefizit unter der Marke von drei Prozent des BIP zu halten. Im Haushaltsentwurf ist unter anderem die Erhöhung von Renten sowie Gehältern für einige Gruppen von Angestellten vorgesehen. Unter ihnen sind auch Lehrer. „Es geht um eine Erhöhung von durchschnittlich 300 bis 1000 Kronen (10 – 36 Euro). 300 Kronen erhalten junge Lehrer, der Durchschnitt der Erhöhung liegt bei 700 Kronen“, bestätigte Bildungsminister Marcel Chládek. Dem Vorschlag zufolge sollen unter anderem dem Kultur-, dem Industrie- und dem Landwirtschaftsressort mehr Gelder überwiesen werden. Die höchste Ausgabenerhöhung ist im Ressort der Regionalentwicklung geplant, und zwar um 26 Prozent. Mit der Minderung von Zuwendungen muss das Umweltministerium rechnen, und zwar um 28 Prozent. Die insgesamt höchsten Ausgaben hat traditionell das Ministerium für Arbeit und Soziales. Dessen Aufwendungen betragen fast die Hälfte der staatlichen Gesamtausgaben.