Wirtschafts-Wochenrückblick: 21. bis 27. Mai

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Die Konjunktur in Tschechien scheint anzuziehen. Deswegen waren viele Wirtschaftsmeldungen aus Tschechien in den vergangenen Tagen positiv. Allerdings haben sich die Unternehmen im Fall eines deutschen Auftrags aber auch gegenseitig Konkurrenz gemacht.

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Eine internationale Umfrage der Beraterfirma Ernst & Young hat bereits im Februar und März die positive Grundstimmung in Tschechien aufgefangen. Rund 40 Prozent der Manager hierzulande sind danach überzeugt, dass sich die Wirtschaftssituation in ihrem Land verbessern dürfte. Insgesamt nahmen über 1600 leitende Mitarbeiter von Firmen aus 48 Ländern an der Studie teil, darunter auch 48 General- und Finanzdirektoren aus Tschechien. Die Befragten bewerten die derzeitige Wirtschaftslage in der Welt sowie in Tschechien so gut wie noch nie in den zurückliegenden zwölf Monaten. Ihr Vertrauen in die globale Wirtschaft ist allerdings durch den ökonomischen Druck sowie die Krisen in einigen Regionen der Welt etaas geschwächt. Diese Effekte hat jedoch die Mehrheit der Unternehmen bereits in ihren Plänen berücksichtigt.


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Gut aus der abflauenden Krise wieder herauszukommen scheint auch der Flachglashersteller AGC. Er hat seine Produktionskapazitäten in Tschechien erweitert. Dazu eröffnete das japanische Unternehmen eine modernisierte Werkhalle in seinem Werk in Chudeřice / nahe der nordböhmischen Stadt Teplice / Teplitz. Dort sollen 80 weitere Menschen Arbeit finden. Hintergrund für die Erweiterung der Produktion ist die steigende Nachfrage ausländischer Pkw-Hersteller nach Autoscheiben von AGC. Laut Angaben der Firma dauerte die Modernisierung rund zwei Jahre. Laut ersten Angaben sollten insgesamt zwei Milliarden Kronen (74 Millionen Euro) in die neue Werkhalle investiert werden insgesamt. Bei der Pressekonferenz von AGC am Dienstag hieß es von der Leitung des Unternehmens indes nur, dass „zwischen ein und zwei Milliarden Kronen“ ausgegeben worden seien. AGC ist weltweit einer der größten Hersteller von Automobilglas. Das Werk in Chudeřice ist mit über 1700 Beschäftigten der größte europäische Fertigungsstandort in der Branche. Im Werk am tschechischen Stammsitz in Teplice sind weitere 1000 Menschen beschäftigt.


Tatra Typ T 810  (Foto: Archiv des Verteidigungsministeriums der Tschechischen Republik)
Ebenso expandiert die tschechische Firma Kopřivnická Tatra Trucks. Einem Bericht der Tageszeitung „E15“ zufolge eröffnet sie demnächst in Saudi Arabien ein Werk zur Endmontage von Tatra-Transportern. Dort sollen insbesondere die mittleren Geländefahrzeuge T 810 und schließlich auch die als tschechische Exportschlager geltenden Geländewagen T 815-7 hergestellt werden. Sämtliche Fahrzeuge sind für den Bedarf der saudi-arabischen Armee bestimmt. Der zunächst auf drei Jahre beschränkte Auftrag hat einen Umfang von umgerechnet 164 Millionen Euro. In diesem Jahr liefert der Lkw-Hersteller aus Mähren bereits 200 komplett montierte Fahrzeuge vom Typ T 810 nach Saudi-Arabien sowie im dritten und vierten Quartal weitere 100 Fahrzeuge in Einzelteilen. Die Leitung von Tatra in Kopřivnice hofft zudem, dass diesem Auftrag weitere Projekte folgen werden.


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Aber auch eine weitere Rüstungsfirma aus Tschechien kann aus einem ausländischen Großauftrag ihr Kapital schlagen. So hat die Waffenfabrik in Uherský Brod ein lukratives Geschäft vorzuweisen. Unlängst gab das Unternehmen bekannt, dass es in der Slowakei Komponenten für Handwaffen herstellen wird. Diese Komponenten werden dann nach Tschechien zur Endmontage der Waffen gebracht. Gleichzeitig verschafft sich die Firma damit aber auch den Zugang zum staatlichen Militärtechnik-Reparaturunternehmen der Slowakei, dem Vojenský opravárenský podnik in Nováky. In einer ersten Phase wird die tschechische Waffenschmiede bereits in den nächsten Wochen und Monaten bis zu 80 Arbeitnehmer in Nováky beschäftigen. Zudem wird die Firma aus Uherský Brod schon bald eine Fertigungsfiliale in Brasilien beenden, informierte die Zeitung „E15“.


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Während Privatunternehmen der Rüstungsbranche also Erfolge vermeldeten, gelang dies dem größten tschechischen Privatunternehmer im Verkehr hingegen nicht: Radim Jančura, der Eigner der Brünner Firma RegioJet, musste sich den staatlichen Tschechischen Bahnen (ČD) geschlagen geben. Denn die ČD werden auch weiterhin die Eurocity-Verbindungen zwischen Tschechien und Deutschland bedienen. Dies gab ČD-Generaldirektor Daniel Kurucz vergangene Woche bekannt. Der bestehende Vertrag zwischen ČD und der Deutschen Bahn läuft im kommenden Jahr aus. Er bezieht sich auf die Verbindungen zwischen Brno / Brünn bzw. Prag und Berlin bzw. Hamburg. Laut Kurucz haben sich beide Seiten nun auf eine Verlängerung des Vertrags um fünf Jahre geeinigt, plus einer Option für weitere fünf Jahre. Vor einiger Zeit hatte die Deutsche Bahn noch mitgeteilt, sie verhandle ausschließlich nur noch mit Jančura. Zu einer Einigung kam es trotz mehrfacher Ankündigungen aber nicht. Bei RegioJet zeigten sich Probleme, den Kauf von entsprechenden Wagen für den internationalen Fernverkehr zu finanzieren.

Autor: Till Janzer
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