Wirtschafts-Wochenrückblick: 3. bis 10. Februar
Tschechien und Iran wollen beim Thema Reaktorsicherheit zusammenarbeiten, währenddessen macht der Stromtransit tschechischen Stromnetzen zu schaffen. Erfreuliche Nachrichten verkündete der Plattenspielerproduzent SEV Litovel hingegen, er stellte 2015 einen neuen Produktionsrekord auf. Und auch die Hotellerie freut sich über steigende Besucherzahlen in Tschechien. Diese und weitere Themen im Wirtschaftsrückblick von 3. bis 10. Februar.
Noch in diesem Jahr wollen sich die Vorsitzende der tschechischen Atomaufsicht, Dana Drábová, und der Leiter der iranischen Atomenergiebehörde, Ali Akbar Salehi, treffen. Angeblich hat Teheran schon länger um eine Zusammenarbeit ersucht. Salehi habe großes Interesse, mehr zu erfahren über die Arbeit der tschechischen Atomaufsicht, sagte Staatssekretär Eduard Muřický aus dem Industrie- und Handelsministerium. Dabei gehe es nicht nur um die Reaktorsicherheit, sondern auch um Technologie, die tschechische Firmen liefern könnten. Eine Ausweitung der Kooperation könnte zum Beispiel den Schutz gegen Radonstrahlen betreffen. Laut der Chefin der Atomaufsicht bestehe in beiden Ländern dasselbe Problem mit der hohen Konzentration von Radon in Gebäuden.
Der Stromtransit in Rekordhöhe führt zu Überlastung und Verlusten. Die Durchleitung von Strom durch das tschechische Netz hat im vergangenen Jahr einen Rekordwert erreicht. Gegenüber 2014 stieg der Umfang um 40 Prozent. Dies teilte der Stromnetzbetreiber ČEPS letzte Woche mit. Tschechien muss sich wegen des Stromtransits langfristig auf Schwankungen im Netz einstellen. Besonders Stromüberschüsse aus Deutschland stellen ein Problem dar. Wie ČEPS-Sprecherin Barbora Peterová informierte, habe die Firma im vergangenen Jahr über 90 Millionen Kronen (3,33 Millionen Euro) ausgeben müssen, um das Netz gegen eine Überlastung durch elektrische Energie aus dem Ausland fit zu machen. ČEPS-Vorstandsvorsitzende Vladimír Tošovsky bezeichnete vor allem die übermäßige Produktion von Windenergie in Norddeutschland, der in den Süden und Osten Europas fließe, als die wichtigste Ursache der Überlastung des Stromnetzes in Tschechien.
Vinyl boomt – und Tschechien profitiert davon. Die mährische Firma SEV Litovel hat 2015 einen neuen Unternehmensrekord aufgestellt und 111.000 Plattenspieler herstellt. Verkauft werden sie in alle Welt. Der Erfolg der Firma im Osten Tschechiens gründet sich fast ausschließlich auf den Export. „Zwar ist die Nachfrage auch in Tschechien beträchtlich gestiegen, doch im Inland haben wir im vergangenen Jahr nur etwa 1000 Geräte abgesetzt“, sagte Firmenchef Jiří Mencl der Presseagentur ČTK. Stattdessen liefert SEV Litovel aus dem gleichnamigen Ort gemeinsam mit dem österreichischen Partner Audio Systems in mehr als 60 Länder. Seit mehreren Jahren profitiert die Firma nun bereits vom neu erwachten Interesse am Vinyl. „Der Boom der Schallplatte wird immer größer, so dass auch Plattengiganten wie zum Beispiel Sony wieder in die Produktion eingestiegen sind“, sagt Firmenchef Mencl. In diesem Jahr rechnet er deshalb mit einer Gesamtproduktion von über 120.000 Plattenspielern.
Hotels und Pensionen in Tschechien verzeichneten im vergangenen Jahr deutlich mehr Gäste. Insgesamt übernachteten dort 17,2 Millionen Gäste, das sind 10,2 Prozent mehr als im Jahr 2014. Und auch die Zahl der Übernachtungen ist gestiegen, und zwar um 9,6 Prozent. Die höhere Nachfrage kam dabei gleichsam von in- und ausländischen Gästen.
Am höchsten war der Zuwachs bei Besuchern aus Asien. Die Zahl der chinesischen Touristen stieg im Jahresvergleich um 35,3 Prozent, die von Touristen aus Südkorea um 31,8 Prozent. Aus Deutschland kamen 12,6 Prozent mehr Besucher nach Tschechien als im Jahr 2014. Ein Zuwachs an Hotel- und Pensionsgästen wurde in allen 14 Kreisen des Landes (einschließlich Prag) registriert. Der höchste Anstieg wurde dabei im Kreis Hradec Králové / Königgrätz mit 18,7 Prozent verzeichnet. Im Schnitt gaben die ausländischen Touristen im vergangenen Jahr in Tschechien pro Person und Tag 2770 Kronen aus, was gut 100 Euro entspricht.