Wirtschafts-Wochenrückblick: 3. bis 9. Juni

Foto: Kristýna Maková, Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag

Die Inflation ist beschleunigt, der Export nach Russland schrumpft, Nichtraucher-Gaststätten gewinnen an Popularität und Umsatz und Konsum von Dosenbier nimmt zu. Ein Rückblick auf die Wirtschaftsnachrichten vom 3. bis 9. Juni.

Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag
Die Verbraucherpreise in Tschechien haben sich im Mai etwas stärker erhöht als erwartet. Die Preise stiegen um 0,7 Prozent im Jahresvergleich, das ist die höchste Inflationsrate seit Oktober vergangenen Jahres. Analysten hatten 0,6 Prozent Zuwachs erwartet. Grund für die Entwicklung war vor allem teureres Gemüse und die weiter steigenden Preise für Kraftstoffe.

Wegen der Deflationsgefahr hatte die Nationalbank im Herbst 2013 begonnen, durch Deviseninterventionen den Kurs der tschechischen Währung so zu drücken, dass er nicht unter 27 Kronen je Euro fällt. Manche Wirtschaftsanalysten glauben, dass die Nationalbank nun aber gezwungen sein dürfte, die Interventionen früher zu beenden als geplant. Andere wenden ein, dass die Inflation immer noch sehr niedrig sei und nicht auf einer starken Nachfrage beruhe, sondern auf Wechselkurschwankungen auf den Märkten.


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Die Exporte nach Russland sind im ersten Quartal des Jahres gegenüber dem Vorjahr um fast zehn Milliarden Kronen (365 Millionen Euro) zurückgegangen, das sind fast 40 Prozent. Darin spiegelt sich die Tatsache, dass einige Großverträge Ende 2014 ausgelaufen sind und keine neuen geschlossen wurden. Laut der Regierungsagentur für Exportförderung, Czech Trade, kann erst im Jahr 2017 wieder mit neuen Aufträgen gerechnet werden. Tschechien führt ungefähr drei Prozent seines Gesamtexports nach Russland aus, trotzdem gilt dies als sehr bedeutend.

Besonders stark betroffen von dem schwachen Russland-Geschäft sind Auto- und Maschinenbauer. Die Ausfuhr in diesen beiden Branchen schrumpfte um 40 Prozent. Dabei sei jedoch der Einfluss der Sanktionen gering, sagen Exporteure. Der Verfall des Rubel-Kurses und der Öl-Preise sorgten eher für Schwierigkeiten.

Abgesehen von Russland sind die Exporte der Tschechischen Republik angestiegen. Es wird erwartet, dass der Gesamtexport in diesem Jahr einen Wert von 3,3 Billionen Kronen (120 Milliarden Euro) erreicht. Das bedeutet eine Zunahme um fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr.


Foto: Kristýna Maková,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
Während die Exporte nach Russland sinken, steigt der Verkauf von Dosenbier. Gemäß den Angaben des tschechischen Brauereiverbandes ist dieser im vergangenen Jahr um 16 Prozent gestiegen. Auf der anderen Seite wurde ein Prozent weniger Bierflaschen umgesetzt, auch wenn diese Verpackungsform beim Gerstensaft weiter absolut überwiegt. Der Markt für Bierdosen wachse hierzulande vor dem Hintergrund einer vergleichsweise schwachen Basis. Bisher lägen die Dosen in Tschechien bei fünf Prozent Anteil, in vielen Ländern sei hingegen bis zu 30 Prozent am Markt die Regel. Der Trend der Bierdosen hat in den Jahren 2010 bis 2012 eingesetzt.

Martin Bursík  (Foto: Zdeněk Vališ)
Der frühere Umweltminister Martin Bursík (damals Grüne, heute liberal-ökologische Partei Les) hatte ab 2007 versucht, in der Regierung auch ein Pfandsystem für Dosen und PET-Flaschen durchzusetzen, war aber gescheitert. Der Ökologe Daniel Vondrouš war damals für die Ausarbeitung des Gesetzentwurfs verantwortlich. Er blickt mit Unbehagen auf den Trend zur Bierdose. Die Dosen enden seiner Meinung nach unsinnigerweise in Müllverbrennungsanlagen und auf Müllkippen. Das Pfandsystem beruhe wiederum vor allem auf dem Kreislauf der Bierflaschen. Bei einem weiteren Rückgang ihres Marktanteils könnte das ganze System zerstört werden, befürchtet Vondrouš. Denn Mineralwasser und Limonaden in Pfandflaschen seien fast völlig aus den Geschäften verschwunden.


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Zum kommenden Jahr könnte hierzulande ein Rauchverbot in Gaststätten eingeführt werden. Passend dazu veröffentlichte der Online-Restaurantführer Restu.cz eine repräsentative Umfrage. Demnach haben Raucher-Gaststätten in Tschechien im vergangenen Jahr einen Umsatzverlust von mindestens 3,6 Milliarden Kronen (131 Millionen Euro) im Vergleich zum Vorjahr verbucht. Das Geld wanderte größtenteils in die Kassen der Restaurants, in denen nicht geraucht wird.

Die Ergebnisse der Erhebung veröffentlichte das Portal am Welttag ohne Tabak der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der auf den 31. Mai fällt. Danach wird die zunehmende Beliebtheit der Nichtraucher-Gaststätten auch durch die Anzahl der Reservierungen, der beglaubigten Kundenrezensionen sowie auch der Suchklicks bei Restu.cz bestätigt.

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Der Umsatz in der tschechischen Gastronomie liegt bei etwa 90 Milliarden Kronen (3,27 Milliarden Euro) jährlich. In der Datenbank des Portals sind 25.000 Restaurants aus ganz Tschechien registriert, 44 Prozent von ihnen sind Nichtraucher-Gaststätten, die bis zu 85 Prozent sämtlicher Reservierungen generieren. Die Raucher-Gaststätten sind zwar (noch) in der Mehrheit, doch sie generieren nur sieben Prozent der Reservierungen. Im Portal festgehalten sind zudem insgesamt 70.000 Kundenrezensionen.