WM-Silber Riesenerfolg für Tschechien und erfüllter Traum für Trainer Blažek
In den zurückliegenden 20 Monaten war die Tschechische Republik Ausrichter von vier großen Sportevents. Nur das letzte von ihnen, die Basketball-WM der Damen, konnte wirklich begeistern. Die WM im Nordischen Skisport in Liberec / Reichenberg endete im finanziellen Fiasko, die Radcross-WM in Tábor und die Tischtennis-EM in Ostrava / Ostrau wussten organisatorisch zu gefallen, ohne die Mehrzahl der Tschechen von den Sitzen zu reißen. Das aber schaffte die Basketball-Weltmeisterschaft, die in Brno / Brünn, Ostrau und Karlovy Vary / Karlsbad stattfand. Nicht zuletzt dank der famosen Vorstellungen der Gastgeberinnen, die mit dem Silberrang belohnt wurden.
Dadurch verloren die tschechischen Damen das Endspiel mit 69:89, von Trübsal war jedoch danach keine Rede. Auch nicht bei Spiellenkerin Hana Horáková:
„Es war wahnsinnig schwer, gegen diese Amerikanerinnen zu bestehen. Sicher hätten wir Spiel und Ergebnis noch ein bisschen besser gestalten können, doch man muss auch bedenken: Für alle von uns war es das erste WM-Finale.“
Das war es in der Tat, auch wenn die Spielerinnen um Kapitänsfrau Hana Horáková schon bei Europameisterschaften ihr großes Können unter Beweis gestellt haben. Bei der EM 2003 in Griechenland wurden sie Zweite und zwei Jahre später, bei der EM in der Türkei, machten sie es sogar noch besser: Im erneuten Endspiel gegen Russland drehten die Tschechinnen den Spieß um und wurden nach einem 72:70-Sieg Europameister. Bei Weltmeisterschaften aber hatten die tschechischen Damen seit 35 Jahren kein Ruhmesblatt mehr gewonnen. Bis zum vergangenen Wochenende. Die sonst sehr kritische Milena Jindrová, die zum tschechoslowakischen Team gehörte, das 1975 die WM-Bronzemedaille gewann, war deshalb auch des Lobes voll:„Ich bin sehr froh, dass ich in diesem Jahr nichts zu kritisieren habe. Im Gegenteil, die Mädels haben in einigen Begegnungen wirklich hervorragenden Basketball geboten. Und noch einen Umstand möchte ich herausstreichen, den ich schon lange vor der Weltmeisterschaft ins Feld geführt habe: In Tschechien gab es nur einen Trainer, der die Mannschaft zu einem echten Team hätte formen können, und das war Lubor Blažek. Ihm ist dies dann wirklich auch gelungen.“Lubor Blažek war mehrere Jahre lang Assistent von Erfolgscoach Jan Bobrovský bei der Damen-Nationalmannschaft, bevor er 2009 mit den Frauen des USK Prag die tschechische Meisterschaft gewann. Der 56-Jährige übernahm erst zu Beginn des Jahres das Kommando auf der Steuerbrücke der A-Auswahl, mit der er jetzt auch seinen bisher größten Erfolg als Trainer feierte. Für den großartigen Erfolg seines Teams nannte er diese Gründe:
„Ein wesentliches Merkmal dieser Mannschaft war ganz gewiss ihr Kämpferherz. Das Team wollte unbedingt ein gutes WM-Ergebnis erzielen. Im Finale haben uns die Zuschauer wie ein sechster Spieler sehr geholfen, in der Halle war eine Superstimmung. Die Zuschauer haben uns immer wieder nach vorne gepeitscht, und auch wenn wir am Ende mit 20 Punkten Differenz verloren haben, so denke ich, war das eine tolle Präsentation des Damen-Basketballs.“
Die Finalteilnahme wurde möglich, weil die tschechischen Spielerinnen auch in den acht Begegnungen zuvor mehrfach erstklassiges und sehr leidenschaftliches Basketball gezeigt haben. Nach zwei Siegen und einer Niederlage in den Gruppenspielen erzielten die tschechischen Damen auch in der Zwischenrunde die gleiche Ausbeute: Den Erfolgen über Korea und Brasilien stand nur eine Pleite, ein 57:77 gegen Spanien gegenüber. Die beiden verlorenen Partien aber hatten zur Folge, dass die Gastgeberinnen im Viertelfinale auf keinen Geringeren als auf Titelverteidiger Australien trafen. Es war ihr erstes Duell, das sie in der modernen KV Arena in Karlsbad austrugen. Und sie bestanden es mit Bravour. In einem hochklassigen Match besiegten die Schützlinge von Trainer Blažek die Frauen von Down Under mit 79:68. Das Erfolgsrezept für den triumphalen Sieg verriet anschließend Ilona Burgrová:„Wir haben versucht, unsere Gegnerinnen mit viel Körpereinsatz zu beeindrucken. Dass wir wirklich hart an der Grenze des Erlaubten gespielt haben, belegt die Tatsache, dass unsere zentral agierenden Spielerinnen am Ende jeweils vier Fouls zu Buche stehen hatten. Die Australierinnen sind andererseits so geschickt, dass sie sich einige Male auch gegen unsere harte Abwehr durchgesetzt haben. Letztlich aber war diese Spielweise unser Erfolgsrezept und natürlich der Fakt, dass alle Mädels ausgezeichnete Leistungen geboten haben.“ Auch für Hana Horáková war der Sieg über die Australierinnen der Türöffner auf dem Weg zu WM-Silber:„Was ich von der WM mitnehme und was ich nie vergessen werde, ist das Viertelfinale gegen Australien. Das war ein unglaubliches Gefühl danach in der Kabine, wir haben getanzt und diesen Sieg maximal ausgekostet. Jetzt endlich habe ich die Medaille in den Händen und kann es erst so richtig glauben, dass wir Zweite geworden sind.“
Mit solch einem Erfolg hatte selbst der akribisch arbeitende Trainer Blažek nicht gerechnet, auch wenn er schließlich zugab, zumindest davon geträumt zu haben:„Ich habe stets gesagt, dass es ein großer Erfolg sein wird, wenn wir unter die besten Acht kommen. Als wir das geschafft hatten, war ich überzeugt, dass wir am Ende den 5. oder 6. Platz belegen können. Dass wir dann aber um eine Medaille und im Finale gegen das beste Team der Welt, die USA, sogar um Gold gespielt haben, das war ein Traum von mir. Jetzt kann ich sagen: Dieser Traum ist in Erfüllung gegangen.“
Ihr Glück kaum fassen konnte auch Hana Horáková nicht, die neben der Silbermedaille den Pokal für die wertvollste Spielerin des WM-Turniers entgegennehmen durfte. Eine Auszeichnung, die sie ihrer Meinung nach jedoch nur stellvertretend erhalten habe:„Ich möchte mich für diesen Preis vor allem bei jenen bedanken, die zu ihm beigetragen haben – bei meinem Team, den Doktoren, Physiotherapeuten, dem Fitness-Trainer, einfach bei allen, die uns zu dieser Einheit geformt haben. Und natürlich bei meinen Mitspielerinnen, die eine hervorragende WM gespielt haben. Diese Auszeichnung sehe ich daher nicht als meinen persönlichen Erfolg, sondern als Ergebnis dessen, was wir alle erreicht und als Mannschaft gespielt haben.“
Eine Aussage, die nochmals unterstreicht: Die Basketball-Damen haben mit tollem Teamwork einen herausragenden WM-Erfolg erzielt, der dem tschechischen Basketball jetzt auch neue Impulse verleihen könnte.