Wochenschau
Einen Überblick über die wichtigsten Meldungen der vergangenen Tage hat Thomas Kirschner zusammengestellt.
Positive Nachrichten kamen für Tschechien am Samstag letzter Woche von den Statistikern. Eine Studie der Weltbank belegt nämlich, dass die Tschechen im globalen Vergleich zu den reichsten dreizehn Prozent der Weltbevölkerung gehören. Tschechen verdienen durchschnittlich 17.800 Kronen, das sind etwa 590 Euro, im Monat. 5,2 Milliarden Menschen liegen unter diesem Wert.
Toyota, Peugeot und Citroen beginnen gemeinsame Produktion in Kolin
Am Montag begann das Automobilkonsortium der Firmen Toyota, Peugeot und Citroen im gemeinsamen Werk im mittelböhmischen Kolin mit der offiziellen Produktion der Kleinwagen Toyota Aygo, Peugeot 107 und Citroen C1. Die drei Modelle, die auf der gleichen Plattform basieren, sollen jeweils weniger als 10.000 Euro kosten. Im kommenden Jahr sollen dann 3000 Arbeiter in Kolin bis zu 300 000 Autos montieren.
Lizenzentzug - Ende für Traditionsverein Bohemians Praha?
Der Montag brachte aber auch schlechte Nachrichten für alle Fußballfans: Der Böhmisch-Mährische Fußballverband (CMFS) hat dem traditionsreichen Verein Bohemians Prag wegen hoher Schulden die Lizenz entzogen und den Club aus der zweiten Liga ausgeschlossen. Gegen den tschechoslowakischen Meister von 1983, den Verbindlichkeiten von einer Million Euro drücken sollen, läuft zudem ein Konkursverfahren. Der 1905 gegründete Verein führt seit einer Australien-Tournee 1927 den englischen Namen "Bohemians". "Statt den 100. Geburtstag des Clubs feiern wir offenbar in diesem Jahr seine Beerdigung", kommentierte Ex-Bohemians-Spieler und Fußball-Legende Antonin Panenka den Lizenzentzug.
Bewegung in der Regierungskrise: Kompromiss zeichnet sich abAm Mittwoch gab es neue Bewegung in der festgefahrenen Regierungskrise. Premier Stanislav Gross kündigte seinen Rücktritt für den Fall an, dass die Parteiführung ihn auf ihrer Tagung an diesem Wochenende nicht eindeutig unterstützen wird. Gross sagte dies nach einem Spitzengespräch mit den Vorsitzenden der beiden weiteren Regierungsparteien, Miroslav Kalousek und Pavel Nemec. Alle drei stimmten darin überein, dass eine Lösung der Koalitionskrise zwar sehr schwierig zu finden sei, die Erhaltung der Koalition jedoch ein gemeinsames Ziel sei.
Weitere Verhandlungen brachten tags darauf schließlich Anzeichen für eine bevorstehende Einigung: Premierminister Gross entschuldigte sich am Donnerstag für unangemessene Äußerungen im Zusammenhang mit der Affäre, während die christdemokratischen Koalitionspartnern erklärten, die Rücktrittsforderungen gegen Gross bis zum Parteitag der Sozialdemokraten Ende März ruhen zu lassen. Gross beteuerte erneut, er und seine Frau hätten mit ihren unternehmerischen Aktivitäten keine Gesetze gebrochen.
Grenzgänger- und Praktikantenabkommen erleichtert Beschäftigung von Tschechen in ÖsterreichAuch erfreulichere Nachrichten kamen aus der Politik: So soll der Zugang tschechischer Arbeitnehmer zum österreichischen Arbeitsmarkt ungeachtet der siebenjährigen Übergangsfrist nach dem EU-Beitritt Tschechiens bald vereinfacht werden. Der Nationalrat in Wien hat am Mittwochabend einstimmig ein bilaterales Abkommen über Praktikanten und Grenzgänger angenommen. Im Rahmen von festgesetzten Quoten soll damit für Pendler aus den Grenzgebieten und für junge Berufseinsteiger mit befristeten Arbeitsverhältnissen die Möglichkeit geschaffen werden, in Österreich zu arbeiten. Ähnliche Abkommen hat Österreich bereits vor einiger Zeit mit Ungarn abgeschlossen.
Neuaufnahme des Falles Srba
Und schließlich noch eine Meldung aus dem Gerichtssaal: Der Oberste Gerichtshof Tschechiens hat am Donnerstag entschieden, dass sich das Prager Obergericht mit dem Fall des ehemaligen Generalsekretärs des tschechischen Außenministeriums, Karel Srba, erneut befassen muss. Das Gericht gab damit dem Antrag der obersten Staatsanwältin statt, die Srbas Strafe von acht Jahren Freiheitsentzug für zu niedrig hält. Srba war gemeinsam mit weiteren zwei Personen wegen der Planung eines Mordes an einer Journalistin verurteilt worden. Der Fall hatte vor drei Jahren für große Aufmerksamkeit gesorgt.
Wetter: kalt und schneereich
Zum Abschluss ein Blick auf das Wetter: Kühl ist derzeit nicht nur die Atmosphäre in der Regierung, sondern auch das Wetter in Tschechien. Die bislang niedrigste Temperatur dieses Jahres wurde mit minus 31,2 Grad am Mittwoch in Horská Kvilda im Böhmerwald gemessen. Die Durchschnittstemperatur in Südböhmen lag demgegenüber bei milden minus 19,3 Grad. Meteorologen berichten, dass in Tschechien so viel Schnee liegt wie seit 40 Jahren nicht mehr. Allerdings hat die anhaltende Kälte hat in Tschechien in den letzten Tagen auch mindestens drei Menschenleben gefordert.