Wohin mit ihm?
Wohin mit ihm? Eine Frage, die - wenn man den Medien glauben soll - einigen sozialdemokratischen Parlamentariern schlaflose Nächte bereitet. Die Rede ist nicht etwa vom Atommüll und seiner problematischen Lagerung, sondern von Ex-Außenminister Jan Kavan, dessen Vorsitz in der UN-Vollversammlung vorige Woche zu Ende ging. Denn ein Politiker von Kavans Format kann nach der Überzeugung einiger seiner Parteikollegen seine Kreativität in einem einfachen Abgeordnetenposten kaum entsprechend entwickeln. Martina Schneibergova macht sich im folgenden Feuilleton Gedanken darüber.
Weniger besorgt darum, ob sich die jetzige Parlamentarierposition auf diesen Politiker nicht einschränkend auswirken würde, waren jedoch zahlreiche Medienvertreter. Einige von diesen Unwissenden zitierten wir übrigens vorige Woche im Medienspiegel. Im krassen Widerspruch zu diesen zweifelnden Äußerungen steht die vor kurzem veröffentlichte Feststellung des Kommunistenvizechefs Ransdorf. Dieser hob die ungewöhnliche Vielfalt von Ideen hervor, die dem Ex-Chef der UN-Vollversammlung einfielen, sowie seine Fähigkeit, die Partner zu überzeugen. In Tschechien gäbe es - so der Kommunist - nur wenige Menschen wie Kavan. Dieser Feststellung kann man nur zustimmen. Aus diesem Grund sind die Befürchtungen einiger Parlamentarier, die einzigartige Begabung ihres Kollegen komme nicht entsprechend zur Geltung, unbegründet.
Nach unbestätigten Informationen, die aus dem Büro des Abgeordneten durchsickerten, häufen sich auf seinem Tisch täglich zahlreiche Stellenangebote aus den verschiedensten Bereichen. Die Art der angebotenen Posten variiert je nach den Informationen aus dem turbulenten Leben des Politikers, die in der Tagespresse zur Zeit auftauchen.
So herrscht z. B. im Bereich der human ressources ein großes Interesse an den gelobten Fähigkeiten des Ex-Außenministers, geeignete Mitarbeiter und Partner zu finden. Ein besonderes Feingefühl bei der Wahl der engsten Mitarbeiter zeigte der Ex-Außenminister u.a. im Falle seines Ex-Kanzleichefs Srba. Dessen von Kavan hochgeschätzten Fähigkeiten bleiben jedoch vorübergehend ungenutzt, da er im Sommer wegen geplanten Auftragsmordes an einer unbequemen Journalisten zu acht Jahren Gefängnis verurteilt wurde.
Interesse an Kavans Methoden zeigten inzwischen auch einige Agenturen aus dem Bereich "Sicherheitsdienst". Ihre Vertreter sollen sich mit Bewunderung über die Methode "Kavan" ausgesprochen haben. Damit meinten sie eine inzwischen fast vergessene Aktion des Ex-Außenministers: Er beschuldigte einst seinen Vorgänger im Amt, Zieleniec, Journalisten bestochen zu haben. Um Beweise für diese Verleumdung zu haben, beauftragte er seinen damaligen Kanzleichef damit, durch Erpressung einen Untergeordneten zu falschen Aussagen zu bewegen. Die Tonbandaufnahme von dieser Aktion, die später der Polizei vorgelegt wurde, zirkuliert seitdem unbestätigten Informationen zufolge in der Prager Unterwelt und wird vor allem von Racketeering-Firmen als vorbildliche Erpressungsmethode hochgeschätzt.
Nach den jüngsten - allerdings wieder nur unbestätigten Informationen - erhielt der Abgeordnete nun auch ein lukratives Angebot aus der Filmbranche, und zwar von einem Stuntman-Team. Ausschlaggebend für sein Interesse war eine Leistung Kavans, die er vor Jahren noch als Senator vollbrachte - nämlich mit seinem Auto auf drei andere Autos aufzuprallen und unversehrt davon zu kommen. Wie er selbst später zugab, gelang ihm dies jedoch unter dem Einfluss von Franzbranntwein, mit dem er sich massiert haben soll.
Es scheint also schon jetzt, dass man um die künftige Karriere des jetzigen Abgeordneten Kavan nicht bangen muss.