Zehntausende Gewerkschafter demonstrierten in Prag
Zehntausende Menschen tauchten am Samstag den Platz vor der Prager Burg in ein buntes Fahnenmeer. Sie waren einem Aufruf der tschechischen Gewerkschaften gefolgt. Die befürchten, dass vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise Arbeitnehmerrechte angetastet werden sollen. Warnung und Aufruf an Arbeitgeber und Politiker sollte die Großdemonstration am Samstag also sein.
„Lassen Sie nicht zu, dass die, die für diese Krise am wenigsten können, von ihr am härtesten getroffen werden. Nehmen Sie die Krise nicht als Vorwand, das Arbeitsrecht so zu ändern, dass die Arbeitnehmerrechte begrenzt und grundlose Entlassungen ermöglicht werden“,
Der Zorn der Gewerkschaften richtet sich vor allem gegen eine geplante Novelle zum Arbeitsgesetz, die noch von der gestürzten Regierung Topolánek vorbereitet worden war, und die Arbeitgebern die Entlassung von Angestellten erleichtern würde. Aber auch die Welle von Gehaltskürzungen in einer Reihe von Unternehmen ist den Gewerkschaften ein Dorn im Auge. Gewerkschaftsführer Milan Štěch glaubt, viele Arbeitgeber nutzten die Angst ihrer Angestellten vor dem Jobverlust aus:„Es besteht die große Gefahr, dass man dort, wo man Gehälter kürzt, um die Arbeitsplätze von möglicht vielen Menschen zu erhalten, versucht diese Gehälter dauerhaft niedrig zu halten. Das dürfen wir nicht zulassen. Das würde schlimme Auswirkungen auf den Lebensstandard haben.“
Die Prager Großdemonstration war nur ein Teil internationaler Gewerkschafts-Proteste. Ähnliche Aktionen fanden auch in Belgien, Spanien und Deutschland statt. Schätzungen sprechen von bis zu 300.000 Demonstranten europaweit. Auch in Prag wehte internationales Flair. Gewerkschafter aus Österreich, Deutschland, Polen, Frankreich und weiteren Ländern unterstützten ihre tschechischen Kollegen vor Ort. Milan Štěch zog ein positives Fazit:„Ich zufrieden mit dieser großen Beteiligung und der herrlichen Atmosphäre. Jetzt ist die Frage, ob sich die Politiker unsere Warnungen zu Herzen nehmen. Ich hoffe, dass unsere Warnung auf fruchtbaren Boden fällt.“