Zwei Treffer im Uefa-Cup: Sparta Prag und Mlada Boleslav eine Runde weiter

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Totgesagte leben länger! Dieser an und für sich etwas makaber wirkende Ausspruch, der oft gebraucht wird, um überraschende Ergebnisse im Sport zu kommentieren, wurde wieder einmal bestätigt. Eine solche Überraschung gelang dem tschechischem Fußballclub FK Mlada Boleslav am Donnerstag mit dem Sieg in Palermo, mit dem sich die Autostädter den Einzug in die zweite Runde des Uefa-Cups sicherten. Das schaffte auch Tschechiens Meister Sparta Prag, der allerdings beim Elfmeterkrimi im dänischen Odense "dem Tod" nur denkbar knapp von der Schippe sprang.

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Die Zeiten, in denen tschechische Fußballclubs in Europa mit den Ton angaben, sind längst vorbei. Vor dem Zweiten Weltkrieg gewannen Sparta Prag (1927, 1935) und Slavia Prag (1938) den so genannten Mitropa-Cup, der als ein Vorläufer des heutigen Uefa-Cups gilt. In den Europapokal-Wettbewerben, die seit 1955 ausgetragen werden, haben es die Prager Vereine Dukla, Bohemians und Slavia wenigstens je einmal bis in ein Halbfinale geschafft. Aber von einem solchen Anspruch sind die böhmischen und mährischen Clubs der Gegenwart weit entfernt. Im Gegenteil: Die tschechischen Fans freuen sich schon, wenn sich zumindest ein Verein für die Hauptrunde der Champions League und weitere Teams für die zweite Runde des Uefa-Cups qualifizieren. Letzteres ist nun am Donnerstag passiert, und das in gleich doppelter Ausführung. Sowohl Sparta Prag als auch Mlada Boleslav übersprangen die Auftakthürden Odense und Palermo, obwohl sie sich in den Heimspielen vor zwei Wochen kein Polster für die schweren Auswärtspartien geschaffen hatten. Mlada Boleslav reiste sogar mit dem Manko einer 0:1-Niederlage nach Sizilien, so dass kaum noch einer einen Pfifferling auf die Mittelböhmen gab. Doch die Blau-Weißen steckten den Kopf nicht in den Sand, sondern wurden für ihre unablässigen Bemühungen noch belohnt: Mit dem "Last-Minute-Goal" von Tomas Sedlacek in der Nachspielzeit, mit dem die Schützlinge von Trainer Zdenek Scasny die Verlängerung erzwangen. Und da in dieser keine Tore fielen, musste das Elfmeterschießen entscheiden. Auch hier traf Sedlacek, und zwar zum 4:2-Endstand für die Gäste. Den Spiel entscheidenden Moment hat er so erlebt:

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"Ich muss sagen, dass ich sehr nervös war, obwohl die Jungs aus dem Team versucht haben, mich aufzumuntern. Aber in dem Moment, wenn du zum Elfmeterpunkt schreitest und die Pfiffe der Fans des Gegners hörst, bist du wieder auf dich allein gestellt. Vor der Ausführung des Elfers habe ich mich für eine Torecke entschieden, und es hat gepasst!"

Ebenfalls erst im Elfmeterschießen hat Sparta Prag das 1:0 und damit den Gesamtsieg über die dänische Elf von Odense BK perfekt gemacht. Nach 210 Spielminuten in Hin- und Rückspiel einschließlich Verlängerung hatten die Zuschauer kein einziges Tor in diesem Duell bejubeln dürfen. In der sechsten Serie des Elfmeterdramas erzielte Spartas Verteidiger Michal Kadlec den entscheidenden Treffer. Weil Sparta im Gegensatz zu Mlada Boleslav bei einem Ausscheiden vor einem sportlichen wie finanziellen Desaster gestanden hätte, war es mehr Erleichterung denn Jubel, die Siegtor-Schütze Kadlec bei seinem Resümee offenbarte:

"Ich denke, es war heute ein ausgeglichenes Spiel. In der ersten Halbzeit waren wir besser, in der zweiten Halbzeit die Dänen. In der Verlängerung waren wir, so meine ich, etwas näher am Sieg dran, doch das Elfmeterschießen war dann eine Lotterie. Tomas Postulka im Tor hat zwei Elfer gehalten, einen haben die Dänen verschossen. Schade, dass wir das Spiel nicht früher entschieden haben, doch Gott sei Dank sind wir eine Runde weiter."

Die Gegner für die Gruppenphase des Uefa-Cups, in der je fünf Teams in einer Gruppe spielen, erfahren Sparta und Mlada Boleslav erst nach der Auslosung am kommenden Dienstag. Gemeinsam mit Slavia Prag in der Champions League wollen beide Clubs jedoch dafür sorgen, dass im Winter 2008 zumindest noch ein tschechisches Team international vertreten ist. Denn nur das findet auch europaweit Beachtung.

Autor: Lothar Martin
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