Fußball-UEFA-Cup: Drei herbe Pleiten für Tschechiens Clubvertreter

Slovan Liberec - Sporting Braga (Foto: CTK)

Der tschechische Clubfußball verkörpert seit Jahren nur noch europäisches Mittelmaß. Was die hiesigen Fußballfans und -experten jedoch am vergangenen Donnerstag mit ansehen mussten, lässt befürchten, dass er schon bald auch da nicht mehr hingehört. Hier die Zusammenfassung eines aus tschechischer Sicht schwarzen UEFA Cup-Abends.

Slovan Liberec - Sporting Braga  (Foto: CTK)
Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, weshalb der tschechische Fußballfan derzeit mit Stolz auf seine Nationalmannschaft, aber eher ernüchtert auf die einheimischen Clubteams blickt, dann wurde er am Donnerstag erbracht. Bis kurz vor 20.30 Uhr hatten es sich die Anhänger von Slovan Liberec, Sparta Prag und des FK Mlada Boleslav zwar vor unzähligen Fernsehgeräten bequem gemacht, doch was sie dann zu sehen bzw. zu hören bekamen, ließ sie anschließend nur noch Trübsal blasen. Denn am zweiten Spieltag der Gruppenphase im UEFA Cup wurden alle drei Mannschaften von der europäischen Konkurrenz mit einer Niederlage in die Kabine geschickt: Die Elf aus Mlada Boleslav, die als einzige zu Hause spielte, unterlag Panathinaikos Athen mit 0:1, der mehrfache Champions-League-Teilnehmer Sparta Prag dem belgischen Außenseiter KSV Zulte Waregem mit 1:3, und Tschechiens Meister Slovan Liberec ging beim portugiesischen Vertreter Sporting Braga sang- und klanglos mit 0:4 unter. Nach diesem Debakel wollte Slovan-Trainer Vitezslav Lavicka auch nichts beschönigen:

Sparta Prag - KSV Zulte Waregem  (Foto: CTK)
"Wer das Spiel gesehen hat, der wird mir Recht geben, dass wir in allen Belangen unterlegen waren. Ihre individuellen Stärken spielten die Gastgeber sowohl im direkten Zweikampf als auch als Mannschaft aus. Sie waren eindeutig besser als wir."

Aber auch Sparta Prag enttäuschte. Gegen die Teilzeitprofis vom KSV aus Gent blamierte sich der Renommierclub bis auf die Knochen. Nur zwei Schüsse kamen auf das von Ersatzkeeper Tomas Grigar gehütete Gehäuse, aber sie führten jeweils zu Gegentreffern. Und das dritte Tor der Belgier besorgte Ex-Nationalspieler Tomas Repka per Eigentor höchst selbst. Da war es dann auch kein Trost, dass dem Schweizer Mauro Lustrinelli kurz vor Spielende noch das 1:3 und damit der erste Treffer eines tschechischen Teams im fünften Gruppenspiel (!) gelang.

FK Mlada Boleslav - Panathinaikos Athen  (Foto: CTK)
Auch die in der ersten UEFA-Cup-Runde gegen Olympique Marseille noch so leidenschaftlich auftrumpfenden Kicker aus Mlada Boleslav waren diesmal von ihrer Bestform weit entfernt. Das Verrückte daran: Ihr Formabfall wurde mit einer Grippe-Schutz-Impfung eingeleitet, nach der sich fast alle Spieler malade und kraftlos zeigten. An dieser "Vorgeschichte" wollte Mittelfeldspieler Marek Matejovsky die bittere 0:1-Niederlage allerdings nicht festmachen:

"Ich denke, dass das Spiel für uns sehr unglücklich gelaufen ist. Die Athener spielten äußerst defensiv und nutzten einen unserer wenigen Fehler zum Siegtor. Sie wären wohl auch mit einem Punkt zufrieden gewesen, aber so lief es noch besser für sie und umso schlechter für uns. Aber so ist Fußball!"

Zu allem Überfluss fiel in Mlada Boleslav zur Halbzeitpause das Flutlicht aus. Eine Viertelstunde war es zappenduster - für den tschechischen Clubfußball aber war es der Ist-Zustand eines langen und ungemütlichen Novemberabends...

Autor: Lothar Martin
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