100 Jahre tschechische Staatlichkeit in Brüssel

Tomáš Garrigue Masaryk (Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks)

In Brüssel startet Programm zum tschechischen Jubiläumsjahr.

Tomáš Garrigue Masaryk  (Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Vor 100 Jahren, also im Herbst 1918, wurde die Tschechoslowakei gegründet. 50 Jahre später, im August 1968, warf der Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes seinen Schatten auf das Land. Über zwanzig Jahre wartete man dann auf Freiheit und Demokratie, die brachte im Januar 1993 dann unter anderem die Teilung der Tschechoslowakei. Das ganze Jahr hindurch wird nicht nur hierzulande mit zahlreichen Veranstaltungen an all diese Jahrestage erinnert, auch im Ausland sind einige Gedenkakte geplant. So fiel am Montag beispielsweise auch in der Hauptstadt Belgiens und der EU der feierliche Startschuss für ein Gedenkjahr. Jitka Pánek Jurková leitet das Tschechische Zentrum in Brüssel:

„Das gesamte Programm steht im Zeichen der Geburtsstunde der tschechischen Staatlichkeit. Wir wollen die Kontinuität der tschechischen Geschichte feiern, und nicht nur an einige einzelne Ereignisse erinnern.“

Film „Masaryk“  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
Der Vorsitzende des tschechischen Abgeordnetenhauses sowie slowakische Ehrengäste nehmen am Eröffnungsabend teil. Es wird der tschechische Film „Masaryk“ gezeigt sowie eine neue Publikation zum Jubiläumsjahr vorgestellt:

„Wir wollen im Laufe des Jahres aus verschiedenen Blickwinkeln zeigen, wie das Jahr 1918 die Gegenwart prägt. Zu diesem Thema veranstalten wir zusammen mit dem Zentrum Bozart eine Programmreihe unter dem Namen ‚1918 European Dream of Modernity‘ mit zahlreichen Konzerten, Diskussionen, Ausstellungen und Theatervorstellungen.“

Man will den europäischen und internationalen Kontext der Staatsgründung betonen. An den jeweiligen Programmen beteiligen sich auch andere Länder Europas, für die das Jahr 1918 von Bedeutung war. Vor allem werden junge Künstler miteinbezogen, wie zum Beispiel beim Festival der Buchillustrationen in Lüttich oder bei einer Site-Specific-Tanzaufführung in Brüssel. Wie Jitka Pánek Jurková sagt, wollte man das Jahr 1918 nicht als (trockene) Geschichte darstellen, sondern die Aktualität des Datums hervorheben:

Jitka Pánek Jurková  (Foto: Archiv von Jitka Pánek Jurková)
„Die Lage war für uns dadurch einfacher, dass viele Ideen der Zwischenkriegszeit zeitlos und universal sind. Zum Beispiel Präsident Masaryk war mit seinem Begriff der Frauenrechte nicht nur seiner, sondern wohl auch der heutigen Zeit weit voraus. Ähnlich aktuell wie seine Gedanken sind auch die Arbeiten von Karel Čapek. Darauf machen wir in einer Theatervorstellung im Februar aufmerksam.“

Ein wichtiger Schwerpunkt im Programm ist neben der Republikgründung auch die Niederschlagung des Prager Frühlings 1968.

„Das Jahr 1968 wird in Brüssel genauso wie in Frankreich vor allem durch die Optik der damaligen Revolten wahrgenommen. Für Tschechien ist das Jahr aber mit einem ganz anderen Umbruch verbunden, nämlich mit dem 50. Jahrestag der sowjetischen Okkupation. Wir möchten dieses Thema in Brüssel hervorheben und die hiesige Wahrnehmung des Jahres 1968 diversifizieren.“

Dazu trägt unter anderem eine Ausstellung der bekannten Fotos von Josef Koudelka bei, die die Geschehnisse im August 1968 in Prag dokumentieren. Die Bilder sind den ganzen Sommer über im ehemaligen botanischen Garten in Brüssel zu sehen.


Das Programm aller Veranstaltungen des Jubiläumsjahres steht unter www.brussels.czechcentres.cz/1918.