12. Jahrgang des Wettbewerbs "Das Dorf des Jahres" ausgerufen

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Vor etwa zwei Wochen haben wir bereits in unserem Tagesecho über einen Wettbewerb berichtet, bei dem alljährlich "Das Dorf des Jahres", gekürt wird. Anfang Februar wurde bereits der 12. Jahrgang dieses Wettbewerbs ausgerufen. Feierlich ausgerufen, versteht sich: Die Schirmherren des Projektes, Minister für regionale Entwicklung, Radko Martinek, und der Vorsitzende des Vereins zur Erneuerung der ländlichen Regionen sowie des Verbandes der Städte und Gemeinden, Jindrich Kavala und Josef Bezdicek haben vor laufenden Kameras und im Beisein mehrerer Dutzend Bürgermeister ein Protokoll unterschrieben. Zugegen war mit Jiri Paroubek erstmals auch ein tschechischer Premier. Nun, auch die nahenden Wahlen machen sich bemerkbar! Vor Ort war für das nun folgende Regionaljournal außerdem Jitka Mladkova.

Premier Jiri Paroubek  (Foto: CTK)
"Ich erlaube mir, Ihnen eine kleine Tasse zu schenken, die meine kleine Tochter bemalt und mit der Aufschrift versehen hat: ´Vergessen Sie nicht die ländlichen Regionen´!"

Mit diesen Worten wandte sich Eduard Kavala, Vorsitzender des Vereins zur Erneuerung der ländlichen Regionen, an Premier Jiri Paroubek. Dass da von keinem Vergessen die Rede sein könne, wollte in seiner Reaktion nicht nur der Regierungschef selber zu verstehen geben.

Es mangele, wie übrigens überall, an Geld, sagte der Minister für Regionalentwicklung Martinek. Es gehe aber auch darum, das Leben auf dem Lande weiter zu erhalten, indem man insbesondere den dort lebenden jungen Menschen eine Alternative zur Abwanderung in die Stadt bietet. Große Rolle komme also den Bürgermeistern in den einzelnen Orten zu. Dies sagte Minister Martinek auf die Frage von Radio Prag, wo er das größte Problem für die ländlichen Regionen sieht. Beim Stichwort "Geld" hake ich ein und frage nach der Zungenbrecherformel "EAFRD" - European Agricultural Fund for Rural Development. Aus diesem EU-Agrarfonds zur Förderung ländlicher Regionen sollen nämlich während der kommenden Haushaltsperiode der EU von 2007 bis 2013 insgesamt 10 Milliarden Euro nach Tschechien fließen. Die tschechischen Landbewohner können sich also freuen! Minister Martinek bekräftigt:

"In der Tat, das sind außerordentliche Finanzmittel, die künftig kommen sollen. Schon jetzt fließt alljährlich ziemlich viel Geld in die Landwirtschaft, ich bin aber froh, dass bei der vorgesehenen Unterstützung der ländlichen Regionen nicht nur an die eigentliche Agrarproduktion, sondern auch an die Menschen, die dort leben, gedacht wird. Ich gehe davon aus, dass ein Teil der Gelder auch in den Ausbau der Infrastruktur und überhaupt in die Verbesserung der Lebensqualität auf dem Lande investiert wird. Junge Landbewohner können wir nicht mit bloßen Worten davon überzeugen, dass sie bleiben sollen. Ihre Lebensbedingungen müssen mit denen in der Stadt mindestens vergleichbar sein."

Klare Sache: Ohne Geld geht fast nicht! Das anvisierte Geld aus den europäischen Töpfen dürfte tatsächlich zu einer wirkungsvollen Injektion werden, die maßgeblich zur Ankurbelung des Unternehmertums auf dem Lande beitragen wird. Auch der tschechische Premier Jiri Paroubek ist sich diesbezüglich im Klaren:

"Ganz bestimmt werden wir einen bedeutenden Teil der europäischen Gelder, konkret 120 Milliarden Kronen, die jährlich in unseren Staatshaushalt fließen sollen, für die Erneuerung der ländlichen Regionen einsetzen. Obendrein wird es auch andere Gelder geben, z.B. aus dem Verkehrstopf, die ebenfalls zugunsten dieser Regionen genutzt werden."

Der Blickwinkel des Vereins für Erneuerung der ländlichen Regionen kann sich aber durchaus von dem der Prager Politiker unterscheiden. Danach, wo der Schuh am meisten drückt fragte ich den Vereinsvorsitzenden Eduard Kavala:

"Es sind die ungleichmäßigen Steuereinnahmen der Gemeinden, die je nach Einwohnerzahl in insgesamt 14 Kategorien aufgeteilt sind. Für die kleinsten ist das sehr nachteilig, da die Entwicklung zeigt, dass sich die Schere zwischen den großen und den kleinen Gemeinden immer mehr öffnet, und dies trotz der Tatsache, dass von Jahr zu Jahr immer bessere Resultate bei Steuereinnahmen erzielt werden."

Mit diesem Problem habe man sich gemeinsam in der Kommission für Verwaltungsreform befasst, die im Ministerium für Inneres eingesetzt wurde. Mit den Ergebnissen ihrer Arbeit kann man Kavala zufolge die These der Benachteiligung der kleinen Gemeinden nur untermauern. Er beruft sich auf die Charta der Kommunalverwaltung, die auch Tschechien unterzeichnet hat. In dieser sei nicht nur das Recht der Kommunen auf Existenz, sondern auch auf angemessene Unterstützung verankert, diese sei aber hierzulande zu gering, sagt er. Das vermeintliche Verdrängen des Problems auf ein "Nebengleis" antizipiere ein viel größeres Problem in der Zukunft. Das hierzulande oft propagierte Rezept, kleine Kommunen zu größeren Gemeinden zu integrieren, lehnt er kategorisch ab, weil er nicht glaubt, dass diese Methode einen Ausweg aus der ökonomischen Abhängigkeit bringt. Der Weg zum Ziel sei nicht nur weit, sondern auch holprig, sagt Eduard Kavala verbittert, doch nicht ohne Hoffnungsschimmer:

"Natürlich, wir regieren das Land nicht und sind auch keine Gesetzgeber, aber ich glaube, in einer demokratischen Gesellschaft verfügt auch so eine Organisation, wie es unser Verein ist, über das Recht, die Befugten auf die Probleme aufmerksam zu machen und sie zu einer Diskussion über die Probleme zu bewegen. Positiv ist, dass das Innerministerium die Bildung einer gemeinsamen Kommission akzeptiert hat, die nach einer Lösung suchen wird."

Bei den EU-Beitrittsverhandlungen gehörte das Kapitel "Landwirtschaft" zu den besonders schwierigen. Nun ist Tschechien beinahe zwei Jahre EU-Mitglied und so drängt sich auch die Frage auf, ob sich in dieser Zeit vieles für die tschechischen Landwirte verändert hat. Herr Kavala sieht es folgendermaßen:

"Ich glaube nicht, dass es zu einschneidenden Änderungen gekommen ist, vor denen viele gewarnt haben. Diejenigen, die sich schon an die Arbeit gemacht haben, die werden viel besser abschneiden als die, die nur auf der Stelle treten und jammern. Bei unserem Wettbewerb machen die aktivsten mit, die den anderen, die noch nicht so aktiv sind, als Vorbild dienen sollen."

"Inspiration und Prestige" heißt also die Zauberformel, die eine Anziehungskraft auf die bislang weniger aktiven Gemeinden ausstrahlen soll!?

"Ich sage es so: Wenn man die Leute, die ausgezeichnet wurden, danach fragt, dann stellt man fest: Sie freuen sich sehr und nicht selten sind sie zu Tränen gerührt. Aber natürlich gibt es in diesem Land auch Schwarzseher, für die der Wettbewerb nicht gut genug ist, weil sie keinen Preis gewonnen haben. Am schlimmsten ist, wenn der Erfolg schon im Vorhinein die Bedingung für die Teilnahme ist. Nach diesem Motto könnte man z.B. keinen Fußball spielen, wenn der Sieger schon vorher bekannt sein soll."

An dieser Stelle wäre es am Platze, stellvertretend mindestens eine der preisgekrönten Gemeinden vorzustellen. Das will ich Ihnen ganz bestimmt nicht vorenthalten, aber erst im nächsten Regionaljournal - heute in zwei Wochen! Gemeinsam besuchen wir das südböhmische Kovarov.