12. Jahrgang des Wettbewerbs "Das beste Dorf des Jahres" feierlich ausgerufen

dobrichovice1.jpg

Am Dienstag dieser Woche ist in Prag der bereits 12. Jahrgang des Wettbewerbs "Das beste Dorf des Jahres" feierlich ausgerufen worden. Ein entsprechendes Dokument ist im ehrwürdigen Ambiente des Lichtensteinpalais auf der Moldauinsel Kampa von den Schirmherren des Projektes, dem Ministerium für regionale Entwicklung, dem Verein zur Erneuerung der ländlichen Regionen und dem Verband der Städte und Gemeinden unterzeichnet worden. Bei der Unterzeichnung des Dokumentes zugegen waren auch mehrere Dutzend Bürgermeister, deren Gemeinden bereits seit Jahren am Wettbewerb erfolgreich teilnehmen. Für Radio Prag war Jitka Mladkova vor Ort:

Dem Treffen ging zunächst eine andere Begegnung voraus. Im Waldsteinpalais begrüßte der ehemalige Vorsitzende der tschechischen Regierung, Petr Pithart, die Bürgermeister der erfolgreichen Gemeinden. Vor genau 15 Jahren hat sein Kabinett das Programm zur Erneuerung der ländlichen Regionen ausgerufen, die zu dem Zeitpunkt immer noch stark von dem rund 40 Jahren waltenden kommunistischen Regime gezeichnet waren. Drei Jahre später wurde der Wettbewerb "Das beste Dorf des Jahres" fix in das Programm integriert. Der Wettbewerb, so Pithart beim jüngsten Treffen mit den Bürgermeistern, sei Bestandteil der mitteleuropäischen Identität Tschechiens und das genaue Gegenteil der so genannten "Potemkinschen Dörfer".

Der feierlichen Zeremonie zweiter Teil spielte sich dann schon im Beisein von Premier Jiri Paroubek im Liechtensteinpalais ab. Der Premier ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen, kurz vor den Parlamentswahlen die kommunalen Politiker zu begrüßen. Für den Wettbewerb fand er auch lobende Worte:

"Im Laufe der vergangenen elf Jahre hat sich der Wettbewerb zu einem bedeutenden Instrument der Propagierung unserer ländlichen Regionen etabliert. Jahr für Jahr werden in seinem Rahmen zahlreiche positive Beispiele aus dem Dorfalltag präsentiert, die die anderen zum Nacheifern inspirieren."

Die Tschechische Republik sei, so Paroubek in seiner Ansprache, ein Land mit stark ländlich geprägtem Charakter, daher halte er die Förderung der Lebensqualität auf dem Lande für eine der Prioritäten seiner Regierung. Keine leichte Aufgabe. Nicht viele ländliche Gebiete bekommen allerdings von der proklamierten Förderung etwas zu spüren. Schon allein deswegen, dass zahlreiche Ortschaften bzw. Mikroregionen in den letzten Jahren durch Streichung der bestehenden Zug- oder Busverbindungen einfach von der umliegenden Welt abgeschnitten wurden. Weitere Faktoren, die sich vor allem in der anhaltenden Flucht junger Menschen in die Stadt niederschlagen, sind die hohe Arbeitslosigkeit auf dem Lande und nicht zuletzt auch die unzureichende Infrastruktur. Wo allgemein diejenigen, die auf dem Lande leben, der Schuh drückt, fragten wir den Minister für regionale Entwicklung, Radko Martinek:

"Selbstverständlich ist, wie übrigens auch in anderen Ländern, das mangelnde Geld das größte Problem. Als solches gilt aber auch der im Vergleich zur Stadt etwas andere Lebensstil auf dem Lande. Den Bürgermeistern vieler Dörfer gelingt es tatsächlich nur mit großem Energieaufwand, das ländliche Leben in ihren Gemeinden aufrecht zu erhalten. Dazu gehört ganz bestimmt, unter den jungen Dorfbewohnern das Interesse am Gemeinwesen zu wecken - z.B. mittels verschiedener Vereine usw."

Im Jahr 2005 haben insgesamt 265 Gemeinden an dem Wettbewerb teilgenommen. Mit jedem Jahr werden es mehr. Mehr über den Wettbewerb, aber auch über die Probleme auf dem Lande in der Tschechischen Republik erfahren Sie in einer der nächsten Ausgaben unseres Regionaljournals.