1,5 Millionen Kronen für Eröffnung einer Praxis: Tschechien sucht Zahnärzte

In Tschechien wird es für viele Menschen immer schwieriger, einen Zahnarzt zu finden. Im Kreis Südböhmen sollen nun Ärzte mit finanziellen Anreizen dazu bewegt werden, dort eine Praxis zu eröffnen.

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Zum Zahnarzt geht fast niemand gern. Aber was passiert, wenn man dazu gar keine Möglichkeit mehr hat? Zahnärztemangel ist in vielen Gegenden Tschechiens ein Problem – auch im Kreis Südböhmen. 35 Prozent der Dentisten in dieser Region sind älter als 60 Jahre. Wenn ein Arzt in Rente geht, wird seine Praxis nur selten übernommen.

Die Stadt Tábor / Tabor hat zu dieser Problematik nun eine Analyse erstellen lassen. Ihr zufolge müssten in den nächsten fünf Jahren zehn neue Praxen eröffnet werden, um die Versorgung mit Zahnheilkundigen für die Einwohner sicherzustellen. Erreicht werden soll dies durch finanzielle Anreize für Ärzte, die sich hier niederlassen wollen. Wie diese Unterstützung in der südböhmischen Stadt genau aussehen soll, weiß Martin Mareda (Piraten), Vizebürgermeister von Tábor. In den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks sagte er:

Martin Mareda | Foto:  Piráti a Starostové

„Zum einen soll ein Stipendium für junge Leute eingerichtet werden, die Zahnmedizin studieren. Zum anderen soll es ein zinsloses Darlehen geben für Doktoren, die zu uns kommen. Die Ärzte können sich mit dem Kredit etwa ihre Praxis einrichten.“

Dass ein solches zinsloses Darlehen helfen kann, zeigt das Beispiel der kleinen südböhmischen Stadt Mladá Vožice / Jung Woschitz. Hier gab es früher zwei Zahnarztpraxen, in denen Patienten aus dem Ort und der Umgebung behandelt wurden.

„Wir haben einen sehr hohen Kredit für die Ausstattung der Praxen angeboten. Eine starke Motivation für die neuen Zahnärzte war zudem, dass hier lange niemand mehr praktiziert hat. Es gab also eine ganz klare Nachfrage, und es bestand die Sicherheit, dass die Ärzte mit den Krankenversicherungen Verträge abschließen können“, so Jaroslav Větrovský (parteilos), Bürgermeister der 3000-Seelen-Gemeinde.

Illustrationsfoto: Iveta Kalátová,  Tschechischer Rundfunk

Die Maßnahmen, mittels derer in Südböhmen junge Zahnärzte zum Eröffnen einer Praxis bewegt werden sollen, gehen aber noch weiter. So bezuschusst der Kreis etwa die Kosten für deren Privatwohnungen. Petr Studenovský (parteilos) leitet das Referat für Gesundheit im Kreisamt.

„Aktuell bieten wir einen Motivationsbonus in Höhe von 600.000 Kronen an. Zudem zahlen wir den Zahnärzten für eine Dauer von fünf Jahren Zuschüsse zur Miete oder zu ihrem Wohnkredit. Bis zu 15.000 Kronen gibt es pro Monat. In den fünf Jahren macht das weitere 900.000 Kronen. Insgesamt bekommen die Zahnärzte von uns also 1,5 Millionen Kronen,“ sagte Petr Studenovský in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks.

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1,5 Millionen Kronen, das sind umgerechnet über 60.000 Euro. Mit dieser stattlichen Summe kann jeder rechnen, der in Südböhmen eine Zahnarztpraxis eröffnet. Durch die Förderung sollen auch Dentisten aus dem Ausland – vor allem aus der Slowakei – motiviert werden, sich in Tschechien anzusiedeln. Zudem will man tschechische Ärzte, die in anderen Ländern arbeiten, zu einer Rückkehr in ihre Heimat bewegen.

Die Maßnahmen gegen den Zahnärztemangel gehen in Tschechien jedoch auch über diese finanziellen Anreize hinaus. So wird derzeit darüber diskutiert, an der Universität in Ostrava / Ostrau schon demnächst auch Zahnmedizin als Studienfach anzubieten. Sollten das Gesundheitsministerium und das Nationale Akkreditierungsamt (NAÚ) den Plänen der Universität zustimmen, könnten in der mährisch-schlesischen Stadt bereits ab dem kommenden Wintersemester weitere Zahnmediziner ausgebildet werden.

Autoren: Ferdinand Hauser , Jan Kopřiva
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