Ärztemangel: Tschechen fahren für Zahnbehandlungen nach Polen
In Tschechien gibt es einen Mangel an Zahnärzten. In der Gegend um Karviná / Karwin in Schlesien fahren deshalb immer mehr Patienten nach Polen. Die Krankenkassen bezahlen die Behandlung im Nachbarland.
Im Mährisch-Schlesischen Kreis hatten im vergangenen Jahr rund 150.000 Menschen keinen Zahnarzt. Einige Menschen aus der Region fahren deshalb zur Behandlung ins benachbarte Polen. Zu ihnen gehört auch Radomír Bystroň. In den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks erzählt er:
„Ich habe einfach nach ‚dentysta Jastrzębie‘ gegoogelt, das ist von Karviná aus der nächste polnische Ort. Und ich habe einen Treffer ins Schwarze gelandet. Auf die Idee hatte mich eine Mitarbeiterin meiner Krankenkasse VZP gebracht. Sie riet mir, einen Zahnarzt in Polen zu suchen, und meinte, dass die Kasse den Eingriff später bezahlen würde.“
Die Klinik in Jastrzębie-Zdrój hat Bystroň seitdem schon rund zehnmal besucht.
„Ich habe neue Plomben bekommen und mir einige Zähne ziehen lassen“, berichtet er.
„Wir haben gut 30 Patienten aus Tschechien. Sie kommen aus Petrovice, Český Těšín, Karviná oder Dětmarovice“, sagt Martin, eine Sprechstundenhilfe in der Praxis.
Behandelt werden die tschechischen Patienten von Taras Puida aus der Ukraine. Kommunikationsprobleme mit den Menschen aus dem Nachbarland gebe es nicht, schildert der Arzt. Denn viele der Tschechen würden auch Polnisch sprechen.
Radomír Bystroň betont, dass auf den Rechnungen aus Polen detailliert aufgezählt werden müsse, welche Eingriffe durchgeführt wurden:
„Die VZP bezahlt nur Behandlungen, die auch in Tschechien übernommen werden. Deshalb muss sie genau wissen, was gemacht wurde. Als ich das zweite Mal in Polen beim Arzt war, habe ich deshalb darauf geachtet, dass auf der Rechnung auch alles aufgeführt wird. Dass die Rechnung auf Polnisch war, stellte für die VZP kein Problem dar.“
Die VZP ist mit über sechs Millionen Kunden die größte Krankenkasse in Tschechien. Eigenen Informationen zufolge hat sie in diesem Jahr bisher 300.000 Kronen (12.000 Euro) für Zahnbehandlungen in Polen an die Versicherten ausgezahlt. Insgesamt registrierte man 80 Patienten, die aus Tschechien in das nördliche Nachbarland fuhren, um dort Zahnbehandlungen durchführen zu lassen.