Ohne Approbation – Ärztezuzug aus Ukraine gestoppt
Zwar suchen tschechische Krankenhäuser teils händeringend nach Personal. Dennoch hat unter anderem die Ärztekammer durchsetzen können, dass die Anstellung ukrainischer Mediziner nun schwieriger wird. Was steht hinter der Entscheidung?
Unter anderem die Ärztekammer drängte Gesundheitsminister Adam Vojtěch (parteilos), das sogenannte Programm „Ukrajina“ zu beenden. Da der Minister dieses aber weiterführen wollte, wurde auch der geschäftsführende Premier Andrej Babiš (Partei Ano) zu den Verhandlungen mit den Fachverbänden eingeladen. Am Dienstag fiel die Entscheidung. Gesundheitsminister Vojtěch:
„Mit dem Treffen wird das Projekt im Grunde eingestellt. Wir nehmen das zur Kenntnis. Aber die Wahrheit ist auch, dass sich die Personalsorgen der Krankenhäuser dadurch verstärken könnten.“
So etwa im Krankenhaus von Sokolov / Falkenau in Nordwestböhmen. Dort hatte man sich eigentlich bereits zur Teilnahme am Programm gemeldet. Markéta Singerová ist Sprecherin der Klinik:„Mit der Beendigung des Programms ‚Ukrajina‘ wird es für uns wieder unübersichtlich, unter welchen Bedingungen wir ukrainische Ärzte anstellen können. Wir haben bereits die Neuanstellung von Fachkräften von dort vereinbart. Für uns bedeutet die Entscheidung einen Einschnitt.“
Dabei hatte die tschechische Ärztekammer vor einem halben Jahr noch selbst Alarm geschlagen: Hierzulande würden rund eintausend Mediziner fehlen, hieß es in einem Appell.
Den berufsständischen Körperschaften missfällt aber, dass die Doktoren aus der Ukraine nicht dieselben Anforderungen erfüllen müssen wie die aus anderen EU-Ländern. Wer mit einem Abschluss aus dem Ausland kommt, ist eigentlich verpflichtet, einen Sprachtest und eine Fachprüfung abzulegen. Er muss zudem einen Praxisnachweis erbringen und zunächst unter Aufsicht arbeiten. Doch das Regierungsprogramm habe diese Qualitätskriterien ausgesetzt, sagt Ärztekammer-Präsident Milan Kubek:„Uns fehlen viele Ärzte, das stimmt. Dem sollten wir aber begegnen, indem wir die Arbeitsbedingungen für die tschechischen Mediziner verbessern – und nicht indem wir die Patienten in ihrer Gesundheit bedrohen. Genau das passiert aber, wenn die Ärzte keine Sprachprüfung abgelegen und ihre Ausbildung nicht durch eine Approbation geprüft wird. Das ist einfach nicht annehmbar.“
Im tschechischen Gesundheitssystem liegen jedoch die Gehälter weiterhin relativ niedrig. Der durchschnittliche Monatslohn eines Krankenhausarztes beträgt hierzulande etwa 66.000 Kronen (knapp 2600 Euro). Die Folge: Jeder fünfte tschechische Studierende der Medizin will nach seinem Abschluss ins Ausland gehen. Das hat vor gut einem Jahr eine Umfrage ergeben. Häufig ist dabei gerade Deutschland das Ziel, auch wegen der geographischen Nähe. Im Nachbarland bekommt bereits ein Arzt in Weiterbildung im Schnitt 5660 Euro im Monat.Sonstiges Krankenpflegepersonal aus der Ukraine ist im Übrigen von der Entscheidung nicht betroffen, es darf weiter recht unbürokratisch angestellt werden.