Trend eintägiger Operationen und Behandlungen setzt sich auch in Tschechien durch
Morgens unterzieht sich der Patient einer Operation, und noch am selben Tag kehrt er nach Hause zurück. Die Zahl solcher Operationen ohne stationäre Behandlung wird in Tschechien künftig steigen.
Den 47-jährigen Václav erwartet in einigen Minuten eine Meniskusoperation. Er hat sich beim Sport verletzt, das Knie tut ihm weh. Die Ärzte im Institut für Luftfahrtmedizin würden nun ein dünnes Metallröhrchen in sein Kniegelenk einführen und den Meniskus reparieren, beschreibt der Orthopäde Michal Chino vor der Operation. Die OP wird unter Anästhesie, aber ambulant durchgeführt.
„Sobald der abgerissene Teil beseitigt wurde, wird sich der Patient besser fühlen,“ sagt der Orthopäde. Nach vier Stunden könne Václav nach Hause gehen und nach sechs Wochen kann er dann laut dem Arzt wieder laufen.
Im nächsten Jahr wird die Zahl solcher Operationen, die ambulant durchgeführt werden können, steigen. Derzeit werden von den Krankenversicherungen 48 verschiedene Operationen ohne stationäre Behandlung bezahlt. Dazu gehören beispielsweise Leistenbruch- und Krampfaderoperationen. Ab Januar wird die Liste von ambulanten OPs auf 69 erweitert. Möglich wird dies durch einen Erlass des Gesundheitsministeriums. Der Arzt Dalibor Štambera ist Vorsitzender des Verbandes der Tageschirurgen. Eigentlich sei der Begriff der „Tageschirurgie“ nicht die richtige Bezeichnung, merkt Štambera in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks an und fügt hinzu:
„Wir sprechen derzeit eher von eintägiger Behandlung. Denn es geht nicht nur um Chirurgie, sondern auch um Fächer wie Urologie, Gynäkologie, Hals- und Nasenmedizin, Augenmedizin und auch die Kardiologie.“
Es gebe mehrere Gründe für die Erweiterung der eintägigen Behandlungen, erklärt der Arzt und betont:
„Es ist ein moderner Trend. Die eintägigen Behandlungen sind nicht für alle Menschen, aber für einen bestimmten Kreis von Patienten bestimmt. Mit der Einführung der eintägigen Operationen und Behandlungen wird die medizinische Pflege zugänglicher. Zudem werden damit finanzielle Mittel gespart. Wenn die Behandlung gut vorbereitet wurde, ist sie für die Krankenversicherung billiger.“
Der Patient muss nach der Operation laut Štambera in der Lage sein, das Krankenhaus zu verlassen und sich zu Hause zu erholen. Die eintägige Behandlung ist seinen Worten zufolge für Menschen bestimmt, die ihre Erkrankung unter Kontrolle haben. Da sehr schonende Methoden bei den Operationen angewandt werden, erhole sich der Patient schneller. Diese Meinung teilt auch Tom Philipp (Christdemokraten), der Vorsitzender des Verwaltungsrats der Allgemeinen Krankenversicherung VZP ist.
„Es werden mehr Patienten für dasselbe Geld bedient. Zu Hause haben sie dann einen größeren Komfort als in einem Krankenhaus.“
Laut Štambera und Philipp muss auf den Patienten zu Hause jemand aufpassen. Die Tageschirurgie sei nicht für Menschen mit chronischen Erkrankungen geeignet, heißt es weiter.