Ärztemangel in Tschechien: Pflegepersonal soll mehr Kompetenzen erhalten
Die Krankenschwestern und -pfleger in Tschechien werden wahrscheinlich mehr Befugnisse erhalten. Unter anderem sollen sie künftig über die Höhe des Pflegegeldes entscheiden können.
In Tschechien herrscht Ärztemangel. In einigen Fällen werden die Mediziner deshalb ab nächstem Jahr durch Krankenschwestern und -pfleger ersetzt. Denn das Gesundheitsministerium und das Ministerium für Arbeit und Soziales haben sich darauf geeinigt, dass diese Berufsgruppen mehr Kompetenzen erhalten sollen. So sollen Schwestern und Pfleger in Zukunft etwa einige medizinische Hilfsmittel verschreiben können, vor allem für Patienten in der häuslichen Pflege, die von ihnen betreut werden. Vorgesehen ist auch, dass das nichtärztliche Krankenhauspersonal entscheiden darf, welche Patienten von einem Akutbett auf eine andere Station mit niedrigerer Versorgungsstufe verlegt werden können.
„Das Krankenhauspersonal ist zweifelsohne in der Lage zu erkennen, ob Bedarf an einer akuten Pflege besteht,“ sagt Lenka Gutová, Krankenschwester und stellvertretende Direktorin im Zentralen Militärkrankenhaus in Prag.
Zudem könnten dem Vorschlag zufolge die Krankenpfleger bestimmen, wie viel Pflegegeld behinderte Patienten, die auf die Hilfe anderer angewiesen sind, erhalten sollen. Jakub Augusta vom Ministerium für Arbeit und Soziales dazu:
„Der Gesetzesentwurf erweitert die Kompetenzen von nichtärztlichen medizinischen Angestellten bei der Bewertung der Pflegestufe, von der die Pflegegeldzahlungen abhängen. In Zukunft soll das Gutachten über den Gesundheitszustand und die Billigung nicht mehr an einen Arzt gebunden sein.“
Durch die Entlastung der Ärzte sollen die Patienten Hilfsmittel und Beihilfen künftig schneller erhalten. Vize-Gesundheitsminister Václav Pláteník (Christdemokraten):
„Die Beurteilung des Gesundheitszustands oder des Hilfsbedarfs durch die Sozialversicherungsverwaltung nimmt mehrere Wochen in Anspruch, und die Menschen müssen mehrere Monate auf die Entscheidung warten. Das Ministerium für Arbeit und Soziales will dieses Verfahren beschleunigen, indem ein Gutachten durch den Arzt nur in schwierigeren Fällen nötig wäre.“
Doch es mangelt hierzulande auch am Krankenpersonal. Das Gesundheitsministerium warnte kürzlich, dass ein Drittel der 82.000 Pfleger innerhalb von 10 Jahren in den Ruhestand gehen wird. Václav Pláteník:
„Die Regierung bereitet ein Programm zur Ausweitung der Bildungskapazitäten für nichtärztliches Krankenpersonal vor. Das Ziel ist es, mehr hochqualifizierte medizinische Mitarbeiter auf den Arbeitsmarkt zu bringen.“
Die Ärzte sind im Allgemeinen mit dem Entwurf einverstanden. Laut Zorjan Jojko, dem Vorsitzenden der ambulanten Fachärzte, muss jedoch geklärt werden, wer die Haftung für mögliche Fehler übernimmt:
„Wenn die Krankenschwester die volle Verantwortung für die Folgen ihrer Entscheidungen übernimmt, ist dies kein allzu großes Problem. Laut den bisher ausgearbeiteten Vorschlägen trägt aber der Arzt die volle Verantwortung für alles.“
Die Änderungen sollen ab September 2025 in Kraft treten.