Personalmangel plagt tschechische Kliniken
Überstunden, kaum Pausen und Überlastung – das ist oft die Realität an tschechischen Krankenhäusern. Denn viele Kliniken haben mit einem massiven Mangel an Krankenpflegepersonal zu kämpfen. Das hat drastische Auswirkungen auf das Gesundheitswesen
„Alle sind immer im Dienst. Ich zum Beispiel hatte allein im Januar 50 Überstunden. Unsere Pflegekräfte haben nur ein freies Wochenende im Monat, ansonsten sind sie durchgehend auf Arbeit.“
Doch das Krankenhaus in der westböhmischen Stadt ist kein Einzelfall. Genauso hat beispielsweise der Kreis Liberec / Reichenberg mit einem akuten Personalmangel zu kämpfen. Filip Trdla erläutert, woran das liegt. Er ist Sprecher dieses nordböhmischen Kreises:
„In unseren wichtigsten Kliniken fehlen rund 60 Ärzte und über 120 Krankenschwestern. Dazu kommen noch 60 freie Stellen in anderen Bereichen. Die Belastung unseres Personals hat bereits langfristige Auswirkungen. Oft sind das gesundheitliche Probleme, meist verlieren wir unsere Leute auch an andere Branchen.“
Selbst in Prag ist die Lage drastisch. An den Hauptstadtkliniken fehlen insgesamt rund 400 Pflegekräfte. Das versuchen die Einrichtungen hauptsächlich mit Krankenpflegern aus dem Ausland zu kompensieren. Petr Sulek ist Sprecher des Thomayer-Klinikums im Stadtteil Krč:„Mittlerweile ist es so, dass im vergangenen Jahr keine einzige tschechische Krankenschwester bei uns angefangen hat. Wir müssen deshalb Personal beispielsweise aus der Ukraine anwerben. Derzeit kommen bei uns 75 Pflegekräfte allein von dort.“
Duch die Lücken beim Personal würde sich auch der Service für die Patienten verschlechtern, wie der Chef des Krankenhauses in den Weinbergen, Petr Arenberger, bestätigt. Man habe insgesamt 60 Betten streichen müssen und die Wartezeiten für einfache Eingriffe würden immer länger:
„Das kann aber nicht mehr lange so weitergehen, denn wir verschieben immer mehr Operationen beispielsweise in der Orthopädie unnötig nach hinten. Wir können so auch die Betreuung der Patienten nach einem erfolgreichen Eingriff nicht mehr gewährleisten.“Die Politik reagiert bereits, doch die wohl umfangreichste Maßnahme greift ins Leere. Dazu der Sprecher des Gesundheitsministeriums, Roman Prymula:
„Wir haben die Löhne enorm gesteigert. Dadurch haben wir uns erhofft, ausgebildetes Personal aus der Verwaltung wieder in seinen ursprünglichen Beruf zu locken. Das hat aber nicht wirklich geklappt.“
Auch die Arbeitnehmervertreter sehen den Ausweg nicht allein in einem Lohnanstieg. Die Gewerkschaften fordern zudem zahlreiche weitere systematische Veränderungen, die bessere Arbeitsbedingungen für das Pflegepersonal ermöglichen sollen.