150. Geburtstag von Josef Suk: Ein Komponist zwischen Romantik und Moderne
Das Jahr 2024 hat gerade begonnen, und in Tschechien steht es unter anderem im Zeichen der Musik. Grund dafür ist, dass sich der Todes- oder Geburtstag gleich mehrerer bedeutender Komponisten jährt. Einer von ihnen ist Josef Suk, dem unser aktueller MusikCzech gewidmet ist.
Suk wurde am 4. Januar 1874 im kleinen Ort Křečovice in Mittelböhmen geboren. Im Alter von elf Jahren begann er am Prager Konservatorium Geigenunterricht zu nehmen. Sein Lehrer in der Meisterklasse wurde dort später niemand geringerer als Antonín Dvořák. 1892 gründete Suk gemeinsam mit drei Mitschülern vom Konservatorium das Streicherensemble České kvarteto, also das „Böhmische Quartett“. Die Vierergruppe wird heute als ein Meilenstein der tschechischen Kammermusik angesehen, bis 1933 absolvierte Suk mit dem Ensemble rund 4000 Konzerte.
Suk war aber nicht nur selbst Musiker, er war vor allem Komponist. Ab 1922 leitete er am Prager Konservatorium die Meisterklasse für Komposition, zu seinen Schülern zählten etwa Jaroslav Ježek und Bohuslav Martinů.
Zu dieser Zeit, in den 1920er Jahren, lag einer der schwersten Schicksalsschläge Suks bereits viele Jahre hinter ihm. 1898 hatte er Otilie Dvořáková, die Tochter Antonín Dvořáks geheiratet. Doch bereits 1905, nur wenige Jahre nach der Geburt des ersten und einzigen Sohnes, starb Otilie an einer Herzkrankheit. Und bereits im Vorjahr war ihr Vater und Suks Wegbegleiter Antonín Dvořák verstorben. Die beiden Tode im engsten Umfeld waren ein Schock für Suk – zugleich waren sie aber auch ein wichtiger Moment in der musikalischen Entwicklung des Künstlers. So war Suks Musik bis 1904 eher lieblich – in bester Tradition der Romantik, wie sich etwa an seiner Klaviermusik zeigt. Mit dem Tod der beiden ihm am nächsten stehenden Menschen gab es allerdings einen Bruch. Suk wurde zu einem Autor der Moderne. Die fünfsätzige Asrael-Symphonie schrieb Suk zunächst anlässlich des Todes seines Schwiegervaters als Requiem. Später, nach dem Tod seiner Frau, widmete er sie auch Otilie Suková-Dvořáková. Die Musik ist voller Trauer und Verlust, das Werk ist nicht ohne Grund nach dem Todesengel Azrael benannt.
Zeitlebens erfreute sich Josef Suk großen Ansehens als Komponist – und das obwohl sein Œuvre nur 37 Opusnummern umfasste. Dennoch erhielt der Musiker zahlreiche Auszeichnungen und auch eine Ehrendoktorwürde. 1933 verschlechterte sich der Gesundheitszustand des Komponisten, und er war nicht mehr in der Lage, mit dem České kvarteto aufzutreten. Suk verließ Prag und zog ins mittelböhmische Benešov / Beneschau. Dort verstarb er schließlich am 29. Mai 1935.