17. November 1989 - Anlass für Fragen nach der Kontinuität des kommunistischen Regimes

20. November 1989, Wenzelsplatz, Prag
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Der 17. November 1989, der sich am Donnerstag zum 16. Mal jährt, ist als der Tag in die Geschichte eingegangen, an dem tschechische Studenten durch massenhafte Proteste die sog. "Samtene Revolution" und damit das Ende des kommunistischen Regimes einleiteten. Die Fronten verliefen damals eindeutig - hier die Demonstranten, dort die Vertreter des verhassten Systems. Weit weniger eindeutig fällt heute die Antwort auf die Frage aus, wie man mit den Hinterlassenschaften dieses Regimes umzugehen hat, und insbesondere mit der Kommunistischen Partei (KSCM), die steigende Wählerpräferenzen für sich verbuchen kann, obwohl sie nach der Wende keinerlei Anstalten machte, sich zu reformieren und sich bis heute nicht von den Verbrechen des totalitären Regimes losgesagt hat.

20. November 1989,  Wenzelsplatz,  Prag
Der 17. November 1989, der sich am Donnerstag zum 16. Mal jährt, ist als der Tag in die Geschichte eingegangen, an dem tschechische Studenten durch massenhafte Proteste die sog. "Samtene Revolution" und damit das Ende des kommunistischen Regimes einleiteten. Die Fronten verliefen damals eindeutig - hier die Demonstranten, dort die Vertreter des verhassten Systems. Weit weniger eindeutig fällt heute die Antwort auf die Frage aus, wie man mit den Hinterlassenschaften dieses Regimes umzugehen hat, und insbesondere mit der Kommunistischen Partei (KSCM), die steigende Wählerpräferenzen für sich verbuchen kann, obwohl sie nach der Wende keinerlei Anstalten machte, sich zu reformieren und sich bis heute nicht von den Verbrechen des totalitären Regimes losgesagt hat. Aufgrund eben jener Kontinuität ist Josef Masin bis heute nicht in seine Heimat zurückgekehrt. Anfang der 1950er Jahre hatte er mit seinem Bruder eine Widerstandsgruppe gegründet und war nachfolgend in die USA geflohen - in der Hoffnung, mit Hilfe der Westmächte die Tschechoslowakei von außen zu befreien. Eine Illusion, wie sich herausstellen sollte. Für Masin, der seit seiner Flucht in den USA lebt, ist unbegreiflich, dass das kommunistische Regime bis heute in vielen Bereichen der Gesellschaft und Politik fortlebt. Allein deshalb sei es ihm unmöglich nach Tschechien zurückzukehren, sagte Josef Masin vergangene Woche in Bratislava auf einer Konferenz über die Repressionen des kommunistischen Regimes:

Josef Masin mit seiner Tochter  (Foto: CTK)
"Dieses kommunistische Pack ist nach wie vor an der Macht, z.B. in den Gerichten, in den politischen Parteien. In Tschechien haben wir heute einen kommunistischen Kapitalismus. Das ist eine Tragödie. Ich kann nur alle dazu aufrufen, wählen zu gehen und die richtigen Leute zu wählen. Und sich vor allem mit der Geschichte zu beschäftigen. Literatur gibt es heute genug dazu."

Optimistischer bewertet Milan Paumer, der damals gemeinsam mit den Masin-Brüdern aus der Tschechoslowakei geflohen ist, die heutige Situation. Paumer ist 2001 nach Tschechien zurückgekehrt:

"Ich sage mir immer wieder, dass es hier noch soviel zu tun gibt, damit wir aus diesem sozialistischen Gedümpel herauskommen. Und ich bemühe mich wirklich, dabei zu helfen, auch wenn das eine Ameisenarbeit ist. Ich fahre in die Gymnasien und erkläre den jungen Menschen, was die 50er Jahre waren, wie die Situation heute ist, was man tun muss. Und ich finde diese Arbeit sinnvoll. Denn wenn sich 60 Augen auf Sie richten, die noch nicht einmal mit den Wimpern zucken, dann wissen Sie, dass die jungen Menschen darüber nachdenken."