35. Internationales Filmfestival in Karlsbad
Am vergangenen Wochenende ist das 35. Internationale Filmfestival in Karlovy Vary / Karlsbad zu Ende gegangen. Der Jubiläumsjahrgang brachte gleich mehrere Rekorde. Erstens dauerte das Festival länger als in der Vergangenheit: Im Laufe von 11 Festivaltagen wurden 535 Filmvorstellungen veranstaltet, die eine Rekordzahl von 140 Tausend Zuschauern sah. Natürlich sind auch zahlreiche Filmstars gekommen, die durch ihre Anwesenheit nicht nur dem Festival Glanz verliehen, sondern auch Verbindungen zu den aufgeführten Filmen schafften. Einen Rückblick auf das Festival bringt unser Kulturspiegel. Gute Unterhaltung wünscht Marketa Maurova.
Auf den ersten Blick erkannte der Besucher der Bäderstadt, das dort etwas los ist: riesige Filmplakate, viele Leute, ein reges Leben. Das Zentrum des Filmfestes, das Hotel Thermal, war ganz in die rot-schwarzen Farben des diesjährigen Festivals gekleidet und zudem schwebten Luftballons in der Form des neuen Festival-Logos um das Hotel herum. Mehr dazu verrät Ihnen einer der Autoren der neuen visuellen Gestaltung des Festivals und der filmischen Gestaltung der Festivalhymne, Michal Caban:
"Der neue Preis, der wie ich hoffe mehrere Jahre überdauert, ist das Hauptthema des Festivals, von dem alles ausgeht: die Festivalhymne, die Poster, die künstlerische Gestalt usw. Der neue Preis hat die Gestalt eines nackten Mädchens mit einer Kristallkugel, so dass man ihn bei der Übernahme gut in die Hand nehmen kann. Mit diesem Thema haben wir gespielt."
Was die eigentlichen Filme angeht, konzentrierte sich natürlich die größte Aufmerksamkeit auf den Wettbewerb, in dem 19 Aufnahmen um den Hauptpreis konkurrierten. Dieser ging zum Schluss an den brasilianischen Film "Ich, du, sie". Den "Kristallglobus" übergab dem dreißigjähriger Brasilianer Andrucha Waddington der legendäre spanische Regisseur Carlos Saura, der ebenso kurz zuvor ausgezeichnet worden war, uns zwar für seinen langjährigen künstlerischen Beitrag zur Weltkinematografie.
Die internationale Jury verteilte des weiteren zwei Sonderpreise - an den polnischen Film "Das große Tier" und an den koreanischen Streifen "Mentholbonbons". Diese beiden Filme erschienen auch unter den Ausgezeichneten von anderen Jurys, die z.B. Filmkritiker oder Repräsentanten der Filmklubs bildeten.. Von den Aspekten, auf die sich die sog. Ökumenische Jury konzentrierte, spricht deren Vorsitzender, Werner Dannowski:
Der tschechische Repräsentant, der Film "Bericht über die Wanderung der Studenten Peter und Jakob", hat sich im Wettbewerb nicht durchgesetzt, wohl auch wegen Schwierigkeiten mit der Ton-Qualität bei der Projektion. In dem Film wird Antwort auf die Frage gesucht, nach welchen Gesetzen ein junger Zigeuner verurteilt werden soll, der seine untreue Geliebte ermordet. Was ist wichtiger, die uralten Gesetze der Roma oder die Legislative der weißen Mehrheitsgesellschaft?, fragt die Autorin, Drahomira Vihanova:
Es gibt viele Filmfestivals in der Welt, einige kleinere, einige größere und berühmtere als das in Karlsbad. Was aber bei dieser Veranstaltung einzigartig ist, das ist ihr - überwiegend junges - Publikum, sowie die Tatsache, dass sie sich in einer Sektion auf osteuropäische Filmproduktion spezialisiert. Dies bestätigt auch Roland Rust, künstlerischer Leiter des FilmFestivals in Cottbus, der als Gast in Karlovy Vary weilte:
Zum Festival gehörten aber nicht nur die Filme.. Von weiterem Programm spricht sein Organisator, Michal Caban.
"Es handelt sich vor allem um Musikprogramme. Auf der Kolonnade stehen mehrere Bühnen, eine befindet sich direkt unter dem Hotel Thermal, eine Auf der Mühlenkolonnade, auf der Marktkolonnade. Die Teilnehmer können das Freibad beim Thermal besuchen, die Musikclubs Peklo oder Propaganda. Und wir haben eine Neuigkeit in diesem Jahr, die Villa Premiere, die als ein Musik- und Tanzklub dient. Man kann dort aber morgens auch frühstücken und kontinuierlich zu Filmprojektionen des neuen Tages übergehen."
Was man am Karlsbader Festival besonders hervorhebt, ist sein Publikum. Dieses bilden neben Filmexperten und Journalisten vor allem Studenten, die in einem improvisierten Zeltcamp wohnen - was bei dem diesjährigen Wetter einen großen Mut bedeutete - und bereit sind, fünf sechs Filme pro Tag zu sehen und das Festivalprogramm zu genießen. Michal Caban weiter:
"Es ist unglaublich, wie aktiv die Festivalgäste sind und wie viel Energie sie haben. Ich glaube, dass man sich darauf konzentriert, dass für zehn, elf Tage nach Vary zu kommen und dort alles auszuhalten."