Strengere Einfuhrregeln für Honig: Tschechischer Imkerverband begrüßt „Frühstücksrichtlinien“ der EU

Ab Freitag gelten in Tschechien strengere Regelungen für die Einfuhr von Honig aus Nicht-EU-Staaten. Was ändert sich damit für die tschechischen Imker?

Illustrationsfoto: Štěpánka Budková,  Radio Prague International

Honig, Marmelade, O-Saft – das soll nicht die Einkaufsliste fürs Wochenende sein, sondern es sind einige der Bestandteilte der neuen Frühstücksrichtlinien der Europäischen Union. Durch diese müssen die entsprechenden Produkte ab sofort transparenter gekennzeichnet werden, damit die Kunden bessere Kaufentscheidungen treffen können.

Die Änderungen zum Honig sind in Tschechien am Freitag in Kraft getreten. Die Importeure müssen sich nun digital registrieren, und es muss eindeutig nachvollziehbar sein, aus welchem Land die Bienenerzeugnisse stammen. Zudem soll es mehr Lebensmittelkontrollen geben. Was die Gründe für diese Maßnahmen sind, schildert Petr Majer von der Staatlichen Veterinärverwaltung (SVS):

„Durch die strengeren Vorgaben sollen vor allem die Lebensmittelsicherheit erhöht und die Endverbraucher geschützt werden. Unlängst hat es in ganz Europa nämlich eine koordinierte Kontrollaktion gegeben. Dabei zeigte sich, dass ein recht großer Anteil des Honigs aus Drittländern gefälscht ist.“

Illustrationsfoto: Barbora Linková,  Tschechischer Rundfunk

Die erwähnte Kontrolle der Europäischen Kommission wurde 2021 und 2022 durchgeführt. Von den 320 untersuchten Proben wurde bei fast der Hälfte gefälschter Honig festgestellt. Die Bienenerzeugnisse wurden höchstwahrscheinlich mit Zuckersirup gestreckt. Die meisten gepantschten Produkte stammten aus China und der Türkei. Für die Menschen in Europa bedeuten die gestreckten Honigerzeugnisse nicht nur eine sinkende Qualität. Der Markt wird auch einem großen Preisdruck ausgesetzt.

Jarmila Machová ist die Vorsitzende des Tschechischen Imkerverbandes. Ihr zufolge wurden hierzulande in diesem Jahr 7100 Tonnen Honig produziert – ein durchschnittlicher Wert, der ausreiche um die tschechische Nachfrage zu decken. Von der Novelle erhofft sich Machová vor allem, dass bei den Verbrauchern ein Umdenken einsetzt und sie in Zukunft weniger häufig zu den Billigprodukten in den Supermarktregalen greifen.

„Viele Abnehmer haben sich mittlerweile daran gewöhnt, den Honig direkt vom Imker in ihrer Nähe zu kaufen. Auf der Website unseres Verbandes gibt es eine Karte, mit der jeder den nächstgelegenen Imker finden kann, um dort einzukaufen. Der tschechische Honig ist qualitativ noch hochwertiger, als es die Parameter der EU verlangen.“

Illustrationsfoto: Petr Kološ,  Tschechischer Rundfunk

Laut dem größten tschechischen Honighändler, Medokomerc, kann die neue EU-Richtlinie dazu beitragen, dass tschechische Imker ihre Produkte leichter an den Mann bringen können. Viktor Špaček, der Verkaufs- und Marketingleiter von Medokomerc, sagt aber auch:

„Es geht vor allem um formelle Angelegenheiten, die der Lieferant erfüllen soll. Ist dies der Fall, muss er sich noch im Portal Traces registrieren. Ansonsten ändert sich für ihn aber gar nichts. Bereits jetzt sind 50 Zulieferer aus China und 40 aus Vietnam angemeldet. Das sind Länder, aus denen der gefälschte Honig häufig stammt. Dahingehend sehen wir also keinen großen Fortschritt.“

Laut Daten von Eurostat wurden im vergangenen Jahr über 160.000 Tonnen Honig in die EU importiert. Der Großteil stammte aus China und der Ukraine. 60 Prozent des Honigbedarfs wird hingegen durch Produzenten in den EU-Staaten gedeckt.

Autoren: Ferdinand Hauser , Jana Čermáková
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