45 Grad Celsius und mehr: Satellitenaufnahmen zeigen heißeste Orte in Prag
Die Europäische Weltraumorganisation (ESA) hat Satellitenaufnahmen veröffentlicht, die die Temperaturextreme in verschiedenen Großstädten zeigen. Auf dem Bild von Prag ist zum Beispiel ein großer roter Punkt im nördlichen Stadtzentrum zu erkennen.
Ein Hitzepunkt von Prag liegt im Industriegebiet Štěrboholy im Osten der Stadt, der von der Autobahn tangiert wird. Dort sind hohe Emissionen und damit entsprechende Temperaturen wohl wenig überraschend. Ein weiterer Hot Spot ist aber das dicht besiedelte Wohngebiet Holešovice nördlich der Innenstadt. Hier weist das Foto der ESA über 45 Grad Celsius Bodentemperatur aus. Michael Pondělíček vom Institut für Stadtplanung und -entwicklung erläutert im Interview mit Radio Prag International die Gründe dafür:
„Dies liegt daran, dass sich dort der alte Gleisknotenpunkt befindet. Hier und da gibt es etwas Grün, aber vor allem viele Eisenobjekte sowie technisch genutzte und asphaltierte Flächen. Diese schlucken sehr viel Wärmeenergie, die die Sonne ausstrahlt.“
Die Aufnahmen entstanden am frühen Nachmittag des 18. Juni. Damals herrschte eine der stärksten Hitzewellen, die Europa je erlebt hat. Fotografiert wurde mit einem Gerät namens Ecostress, das sich an Bord der Internationalen Raumstation ISS befindet. Die so entstandene Temperaturkarte belege, wie stark sich dicht besiedelte Stadtgebiete im Hochsommer erhitzen können, so Pondělíček:
„In diesen heißen Tagen kühlen die Flächen auch in der Nacht nicht ab. Das Gebiet von Holešovice ist sehr flach, weil es im Moldaubogen liegt. Dadurch wird es auch nicht durchgelüftet. Die Viertel, die über dem Moldautal und im Westen der Stadt liegen, sind hingegen etwas kühler.“
Sozusagen eingeklemmt im Flussbogen und tief im Tal gelegen wirkt in Holešovice der Kühlungseffekt der Moldau nicht. Ansonsten habe der Wasserlauf aber für einen Großteil des Stadtgebietes eine wichtige Funktion, erläutert der Stadtplaner weiter:
„Einerseits wird die Luft im Moldautal angefeuchtet. Andererseits ist das Wasser relativ kühl, weil es aus der Talsperre in Vrané kommt. Dort werden die unteren Wasserschichten ausgeleitet, die wirklich kalt sind. Diese gelangen bis nach Prag und wirken als großes Kühlaggregat für die ganze Stadt.“
Gleich neben dem leuchtend roten Fleck, den das Viertel Holešovice auf der ESA-Aufnahme bildet, ist ein tiefgrüner bis blauer Punkt zu sehen. Es ist der Park Stromovka, in dem um 10 bis 20 Grad Celsius niedrigere Temperaturen gemessen wurden als im Wohngebiet. Auch der großflächige Olšany-Friedhof im Stadtteil Žižkov ist auf der Karte deutlich als kühler Ort zu erkennen. Dies belege die Bedeutung von Grünanlagen im Stadtfeld, fährt Pondělíček fort. Sie auszuweiten würde einen besseren Schutz vor künftigen Hitzewellen bedeuten:
„Das Beste ist, Bäume in den Straßen anzupflanzen. Wichtig sind in der Stadt auch Wasserelemente. Zudem hilft es, Blechdächer grün, silbern oder weiß zu streichen. Das ist eine sehr einfache Maßnahme, denn solche Dächer haben ansonsten eine sehr hohe Absorptionsrate.“
Auf diesen Flächen könnten auch gut Solarpanels angebracht werden, die aus der direkten Sonnenstrahlung Strom erzeugen, ergänzt der Experte. Genau so werden in Prag bereits die Dächer etwa des Umweltministeriums oder auch des Instituts für Ingenieurtechnik genutzt.